Gestiegene Kosten, weniger Kunden: Schwere Zeiten für Frankfurter Marktbeschicker

Standbetreiber auf Frankfurts Wochenmärkten kämpfen mit sinkenden Umsätzen. Sie hoffen auf bessere Zeiten und besseres Wetter.
Frankfurt - Zufriedene Gesichter sind selten geworden auf den Frankfurter Wochenmärkten. Die Händler haben mit Kostensteigerungen und mit Kaufzurückhaltung der Kunden zu kämpfen. Einer ist Christian Engel vom Kastanienhof in Trebur, der zweimal in der Woche auf dem Erzeugermarkt auf der Konstablerwache steht. Zwar sei sein Umsatz wieder „wie vor Corona“, sagt Engel, aber 100 Euro vor Corona sind nicht mehr 100 Euro heute. „Und die teuren Fleischstücke bleiben auch eher mal liegen.“ Engel hat die Preise anheben müssen. Seinen Umsatzrückgang netto schätzt er auf etwa zehn Prozent. Ähnliches weiß Benjamin Schröder zu berichten, der an seinem Stand am Rand des Marktes Blumen anbietet.. „Ich habe zehn Prozent Umsatzeinbußen“, sagt der Inhaber von „Blumen Schröder“, aber er wolle gar nicht klagen. „Ich hatte mit 25 Prozent Einbußen gerechnet.“
Peter Geis, stellvertretender Sprecher der Beschicker des Höchster Wochenmarktes und Besitzer eines Geflügelhofs, der seine Produkte in der Markthalle anbietet, spricht von „15 bis 25 Prozent Einbußen, je nach Monat“. Angesichts der gestiegenen Energiekosten bliebe seinen Kollegen und ihm nichts anderes übrig geblieben, als diese über Preiserhöhungen an die Kunden weiterzugeben. Bei den „Edelstücken“ seines Fleischangebotes, wie Filet- oder Rumpsteaks hätten sich die Preise teils verdoppelt. „Mittlerweile hat sich das aber wieder etwas entspannt“, fügt er hinzu.
Wochenmärkte in Frankfurt: „Wir setzen 50 Prozent weniger um“
Benjamino Parcesepe aus Großkrotzenburg steht regelmäßig auf dem kleinen Wochenmarkt am Südbahnhof. Für ihn stellt sich die Frage, ob es sich überhaupt noch lohnt. „Wir setzen 50 Prozent weniger um“, sagt er. Es sei kaum noch finanzierbar. Sein Geschäftsmodell bei Kalena Pasta sind selbst gemachte Nudeln - und alleine der Preis für das Mehl habe sich binnen eines Jahres verdoppelt. Das müsse er weitergeben. „Meine Preise sind gestiegen. Die Leute haben weniger Geld, zumindest geben sie weniger bei mir aus, weil sie mehr für Energie und anderes zahlen müssen.“

Es ist die Teuerung, die einerseits die Produktionskosten der Betriebe erhöht, andererseits die Kunden zur Zurückhaltung zwingt. Und dazu kommt die Saison. „Die Wintermonate, besonders der Januar, sind immer schlecht im Umsatz. Deswegen nehmen viele Unternehmen da ihren Jahresurlaub“, sagt Michael Lorenz, Prokurist bei den Marktbetrieben Frankfurt. Diese städtische Einrichtung ist für die Wochenmärkte zuständig. „Wenn der Urlaub vorbei ist, stehen wieder mehr Anbieter auf den Märkten.“ Hinzu komme, dass man sich im Winter kaum gerne im Freien aufhalte, und bei vielen gastronomische Ständen blieben in dieser Jahreszeit die Kunden aus.
Frankfurter Wochenmärkte: Schon zwei Mitarbeiter entlassen
Nuri Kan, der Inhaber des Feinkost-Paradies’ aus Offenbach spürt die schlechte Stimmung ebenfalls. Seinen Umsatzrückgang beziffert er auf etwa 30 Prozent - wie bei den meisten der Händler am Südbahnhof. „Die Situation ist schon seit Corona schlecht, aber seit einem Jahr ist es extrem“, sagt er. „Wir können das Geschäft kaum noch halten, ohne massiv einzusparen.“

Mesut Kilic vom Obst-Gemüse-Paradies aus Frankfurt steht gegenüber von Nuri Kan. Er hat ebenfalls 30 Prozent Umsatzrückgang zu verzeichnen. „Sie sehen ja, wie wenig hier los ist.“ Sicher, es ist Januar, da flanieren die Leute nicht so. Aber trotzdem. Dieser Wochenmarkt sei ja zeitweise kundenfrei. „Ich musste schon zwei Mitarbeiter entlassen“, sagt Kilic. „Die Preise steigen, auch für uns.“ So habe er jetzt sechs Blumenkohl für 23 Euro im Großmarkt einkaufen müssen. Entsprechend könne er den einzelnen Kohl kaum für unter 5 Euro abgeben - irgendwo muss er ja auch seinen Schnitt machen.
Kunden wie Hans B. sind selten geworden. Aus Preungesheim ist er extra nach Sachsenhausen gekommen, schleppt zwei große Stofftaschen von Kilics Marktstand weg. Kartoffeln hat er gekauft, aber nicht nur. „Wenn es möglich ist, kaufe ich auf den Wochenmärkten“, sagt er. „Die Preise sind gestiegen, aber ich glaube, sie sind nicht so stark gestiegen wie in manchem Supermarkt.“ In seinen Taschen befinden sich die Lebensmittel für die kommenden Tage.
In Frankfurt ist es teurer geworden: „Aber das ist es uns wert“
„Obst und Gemüse 11 Euro, beim Metzger habe ich 25 Euro ausgegeben, dazu die Eier...“ Alles in allem schätzt Hans B. die Kosten seines Einkaufs auf 50 Euro. „Ich brauche ja nicht viel, und solange es geht, mache ich es“, sagt er. Sachsenhausen sei sein liebster Wochenmarkt, weil da nicht so ein Gedränge sei wie in Bornheim. Deswegen kommt er auch extra her, wenn er Zeit hat.

Norma Rosemeier ist zweimal in der Woche auf dem Markt. Sie bevorzugt die Konstablerwache. „Meine Kinder freuen sich immer“, sagt sie, „wenn wir über den Markt gehen.“ Rosemeier gibt für die Ernährung etwas mehr Geld aus. „Ja, es ist teurer geworden, ich schätze acht bis zehn Prozent. Aber das ist es uns wert.“
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Die hohe Inflation fordert sein nächstes Opfer. Dieses Mal hat es eine Frankfurter Craft-Bier-Brauerei getroffen. Die Kosten sind einfach zu hoch.