Sorge in Frankfurt: Immobilieneigner lassen das Investieren sein

Krisen und strenge Vorgaben der Stadt Frankfurt machen Vermietern Sorgen, das hat Konsequenzen.
Frankfurt – Erst macht die Stadt immer schärfere Vorgaben für Um- und Neubau von Wohnungen, nun sind noch die Krisen rund um den Krieg in der Ukraine hinzugekommen: In diesem Umfeld drücken die privaten Immobilieninvestoren in Frankfurt den Stopp-Knopf. Das zeigt eine Umfrage aus dem Spätsommer unter den Mitgliedern von Haus & Grund. Da Investitionen fehlen, dürfte sich die Wohnungsknappheit zuspitzen.
Schließlich sind die privaten Eigner der größte Player auf dem Markt: 57 Prozent der Wohnungen in Frankfurt stellen sie zur Verfügung. „Es ist deshalb nicht nachvollziehbar, dass sich die Politik nur auf die eigenen Wohnungsbaugesellschaften kapriziert“, sagt Jürgen Conzelmann, Vorsitzender von Haus & Grund. Besser sei es, die Privaten mehr zu unterstützen. Die fühlten sich mit dem Rücken zur Wand angesichts der Rekordinflation wegen des Kriegs, stark steigender Zinsen und der immer schärferen Regulierung des Mietmarktes.
Politik zwingt zu Miet-Erhöhungen in Frankfurt
Daraus ziehen die Privaten Konsequenzen. Das hohe Preisniveau hält 44 Prozent der Eigentümer davon ab, in weitere Immobilien zu investieren - fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Damit hat die Preissorge sogar noch die Sorge vor stärkerer Regulierung von Platz eins verdrängt. Diese geben 41 Prozent als Hemmnis an nach 48 Prozent ein Jahr zuvor.
Während sich das Preisniveau auf dem Bau inzwischen zumindest stabilisiert, haben die Regulierungen durch die Politik Folgen. 32 Prozent der Eigner erklären, dass sie deswegen geplante Investitionen verschoben haben - deutliche sieben Prozent mehr als vor Jahresfrist. 17 statt zuvor 15 Prozent der Eigentümer haben sogar geplante Investitionen gestoppt. Und nach 19 Prozent im Vorjahr haben nun 21 Prozent vorsorglich die Miete erhöht. „Die Vermieter wollen gar nicht erhöhen, aber sie werden von der Politik dazu gezwungen“, etwa weil sie neue Heizungen einbauen oder konkret in Frankfurt ihr Grundstück stärker begrünen müssten, erklärt Conzelmann.
Die meisten sind „kleine“ Vermieter, 80 Prozent haben nur eine bis drei Wohnungen, und es sind fast nur Senioren: 55 Prozent sind 60 Jahre und älter. Sie hätten keine Rücklagen, um die Zusatzvorgaben zu stemmen, da die Immobilie selbst ihre Altersversorgung und die Investition daher sehr langfristig sei, erklärt der Haus & Grund-Vorsitzende. „100 Jahre Wohnungspolitik lassen sich nicht einfach so umswitchen.“ Angesichts der fehlenden Investitionslust drohten in den nächsten Jahren noch erheblich weniger Wohnungen zu entstehen. Das treffe auf eine städtische Wohnungspolitik, die bei der Baulandentwicklung „völlig gelähmt“ sei, erinnert Conzelmann - und Investoren ins Umland treibe.
Günthersburghöfe in Frankfurt: Nein dazu war „Todsünde“
Das Nein der Grünen zum fertig geplanten Baugebiet Günthersburghöfe sei „die Todsünde“ gewesen und habe den Markt kaputtgemacht, wie sich heute zeige. „Das war ein erhebliches Warnsignal, dass es riskant ist, sich in Frankfurt zu engagieren“, sagt Conzelmann. Wolle aber kaum noch ein Privatinvestor bauen, habe das Folgen: „Die Probleme für Mieter werden dramatisch zunehmen.“
Abgeschreckt würden die Investoren von einem Wust an sich teils widersprechenden Vorgaben. So sei etwa klimafreundliche Umgestaltung meist unmöglich in Gebieten, in denen Erhaltungssatzungen gelten. Und Milieuschutzsatzungen verhinderten vielmals sinnvollen Wohnungsbau. Ein Beispiel hat Conzelmann: So habe eine Familie den Vermieter um Ausbau des Spitzbodens über ihrer Dachwohnung gebeten, um Platz für den Nachwuchs zu schaffen. Das habe die Stadt abgelehnt, weil die Zwei-Zimmer-Wohnung dadurch größer und teurer würde. So werde Nachverdichtung unmöglich, sagt der Vorsitzende. Gar in Sozialwohnungen zu investieren, könne sich kein privater Kleininvestor leisten, wenn er nur 5,50 Euro Quadratmetermiete nehmen könne.
Die Vorgaben der Politik hätten sich da „völlig von der Realität entkoppelt“. Die Satzungen zu streichen, fordert Haus & Grund deshalb. Über all so etwas würde man gern an einem Runden Tisch mit der Politik sprechen, was ein Vorschlag gemeinsam mit dem Mieterschutzbund sei, erinnert Conzelmann. Sogar in den Koalitionsvertrag vom Sommer 2021 von Grünen, SPD, FDP und Volt hat es dieser Runde Tisch als Ziel geschafft. „Wir stehen bereit“, beteuert der Haus & Grund-Chef. Es bremse wohl die „Führungslosigkeit in der Stadt“. Einen Wunsch hat Conzelmann: Nach der Stabsstelle Mieterschutz solle Wohnungsdezernent Mike Josef (SPD) eine Beratungsstelle für Vermieter einrichten. Wo diese sich bei Problemen mit Bauvorhaben oder Fördergeld-Fragen hinwenden könnten. (Dennis Pfeiffer-Goldmann)