Manni wird zu Brennholz: Weihnachtsbaum auf Frankfurter Römer abgeholzt
Der Stamm von Weihnachtsbaum Manni wird zersägt und abtransportiert. 73 Tage stand die Fichte aus dem Spessart auf dem Römerberg in Frankfurt.
Frankfurt - 73 Tage stand Weihnachtsbaum Manni auf dem Römerberg in Frankfurt. Seinen letzten verbrachte er nackt, ohne Äste. Am Donnerstag (12. Januar) geht er seiner endgültigen Bestimmung entgegen: Passend zur Energiekrise wird er zu Brennholz verarbeitet. Damit folgt er nicht seinen drei Vorgängern, die jeweils zu Bänken und Tischen im Schullandheim Wegscheide gefertigt wurden, das seit 1920 ein beliebtes Ziel für Klassenfahrten ist. Die Vorbereitungen für die Abholung haben schon vor zwei Tagen begonnen.
Seitdem steht wieder der Geschäftsführer von Elektro Katzmann, Jörg Renneissen, der sich übrigens selbst „Weihnachtsbaum-Kosmetiker“ nennt, auf dem Steiger. Zusammen mit einem Kollegen sägt er am Mittwochmorgen (11. Januar) die Äste ab. Einer lenkt, der andere hält die Kettensäge. Es ist ein ähnliches Zusammenspiel wie zwischen dem 7. und 14. November, als er und ein Kollege Manni mit Lichterketten und Schleifen verzierten. Damals schien die Sonne, und Renneissen hörte Musik im Radio.
Frankfurt: Weihnachtsbaum Manni wird zu Brennholz
Das totale Kontrastprogramm am Mittwoch: Die Kettensäge dröhnt, es regnet. „Es nervt einfach, wenn es regnet, dann kann ich die Aussicht auch nicht genießen“, sagt Renneissen, der die Arbeitsbühne geschickt um die Äste lenkt. Unten stehen vier weitere Kollegen. Einer von ihnen ist Torsten Stein, der schon seit 15 Jahren dabei ist. „Wir passen auf, dass keiner die Absperrung übertritt.“ Ungefähr alle zehn Minuten pausiert Renneissen, Stein zerkleinert dann die Äste und wirft sie samt Schleifen in einen Container.

Schon am Dienstag (10. Januar) nahm das Team die Lichter ab. „Die Lichterketten sind das Wichtigste. Die lagern wir immer für das kommende Jahr ein. Die Schleifen bleiben für den Neujahrsempfang am Abend bestehen.“ Der Neujahrsempfang gestern im Römer war auch der Grund, warum Manni noch einen Tag Schonfrist bekommen hat. Denn ursprünglich war geplant, dass bereits am Mittwoch seine letzte Stunde schlagen, sein Stamm zersägt und das Kleinholz abtransportiert werden sollte. Renneissen macht das alles routiniert unsentimental. „Es macht für mich keinen Unterschied, ob ich den Baum schmücke oder abschmücke. Ich freue mich schon wieder auf das kommende Jahr.“
Die Frankfurter mochten Manni - Weihnachtsbaum aus dem Spessart
Angefangen hat die Reise von Manni am 17. Oktober in Flörsbachtal-Lohrhaupten (Main-Kinzig-Kreis) im Spessart, als der Geschäftsführer der Tourismus+Congress GmbH, Thomas Feda, ihn auswählte. An Allerheiligen kam der Weihnachtsbaum am Römer an. Mehr als 100 Frankfurter schauten dabei zu, wie die Feuerwehr die 6,4 Tonnen schwere und 26 Meter hohe Fichte direkt vor dem Römer aufstellte. Manni war der erste Frankfurter Weihnachtsbaum, der unter 30 Meter maß.
Doch entgegen anfänglicher Befürchtungen kam die Größe bei den Frankfurtern sehr gut an. „Die Größe und Form sind perfekt. Es gab schon lange nicht mehr einen so schönen Weihnachtsbaum in Frankfurt“, resümiert das Ehepaar Schölsch gestern auf dem Römerberg. Die einzige Kritik haben sie nur für den frühen Zeitpunkt, an dem Manni abgeholt wird. „Traditionell sollte der Weihnachtsbaum bis zum zweiten Februar stehen. An diesem Tag ist Mariä Lichtmess. Erst dann ist die Weihnachtszeit offiziell vorbei.“
Weihnachtszeit endet erst 40 Tage nach Heiligabend
Diese Tradition leitet sich aus dem Alten Testament ab. In diesem galt eine Frau nach der Geburt als unrein. Erst 40 Tage nach der Entbindung konnte eine Frau durch ein Opfer wieder rein werden. Auch Maria ging dieser Tradition nach. Daraus entstand im Jahr 542 Mariä Lichtmess und gilt seither als letzter Tag in der Weihnachtszeit.
Am Donnerstag zersägt Renneissen den Stamm und später wird das Holz abtransportiert. (Nikolai Kuhnert)