T-Shirts werden zu Taschen

Infos zu Nachhaltigkeit beim Klima-Aktionstag des Museums für Kommunikation
Dass sich das Klima verändert, weiß inzwischen jedes Kind. Aber wie geht der Prozess vor sich, wie kann der Mensch eingreifen und den Ausstoß von Schadstoffen verringern? Stefan Rötzel spricht kindgerecht, gebraucht seine Hände und Luftballons, um die Menge an Kohlendioxid zu veranschaulichen: Wenn man von Kassel nach Frankfurt oder Hamburg nach München mit dem Zug, Auto oder gar Flugzeug reist, macht der Ausstoß immer noch ein paar tausend Ballons mehr aus.
Die Mädchen und Jungen lauschen gespannt: Denn die Kinderuni gehört für die rund 500 Besucher zu den neuen Attraktionen des zweiten Klima X-Aktionstags „Connect local“ zur gleichnamigen Ausstellung im Museum für Kommunikation. Während die einen Kinder beim Zuhören lernen, setzen die anderen in der Kinderwerkstatt gleich ein paar Ideen um, basteln aus Altpapier und Abfallstoffen Grußkarten, Windräder oder imposante Insekten.
„Am ersten Tag mit schönem und warmem Wetter seit langem sind es ein paar hundert weniger als beim ersten Aktionstag“, räumt die Leiterin für Bildung und Vermittlung Nina Voborsky ein. „Dafür geht es an den Ständen etwas ruhiger zu, um Informationen und Ideen wie das oftmals noch unbekannten Repair Café zu vermitteln.“
Repair-Café flickt Fahrräder
Draußen vor dem Eingang hat sich das Repair Café Sachsenhausen postiert: Im Angesicht des Roboters von Nam Jun Paik, dem Wahrzeichen des Museums, werden Fahrräder und auch so manch nostalgische Technik repariert. „Den alten Ghettoblaster habe ich draußen gefunden“, berichtet Jakob (10) stolz. Seine Mutter Alexandra Groth will darauf alte Tonbänder abspielen und neu aufnehmen. Doch die Reparatur des Kassettendecks wird für Luke Allardyce zur echten Herausforderung.
Ein paar Meter weiter zeigen Tasmin Wengler und Stefan Schmid im Klimacafé, wie man alte T-Shirts in Stofftaschen verwandelt. Auch der Geist von Robert Lembke scheint hier anwesend: Beim heiteren Ratespiel „Was bin ich“ sind jedoch keine Berufe, sondern mit Hilfe von Quizkärtchen Umweltschutzorganisationen und Klimaprozesse wie die Gletscherschmelze zu erraten. Natürlich mit Ja- oder Nein-Fragen, was beim komplexen Klimageschehen gar nicht so einfach ist.
Wobei auch der Klimawandel und die dazugehörige Forschung ihre eigene Geschichte haben, wie Kimberley Lajugie bei ihrer Kurzführung durch die Ausstellung veranschaulicht: Hatte 1801 bereits der Maler Philipp Jakob Loutherbourg die gigantischen Feuer- und Rauchschwaden der Kohleöfen von England vor Augen, so gab die Wissenschaft vor allem ab der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wichtige Impulse. „Ab den 1980er Jahren war die Bevölkerung im Zwiespalt zwischen Entsetzen, Bereitschaft zur Änderung von Lebensgewohnheiten und Überdruss wegen der ständigen Medien-Berichte“, sagt Lajugie.
Lebensmittel werden gerettet
Zu den Neuzugängen beim Markt der Möglichkeiten gehört Food Sharing Frankfurt: Hier lernen Besucher, dass auch das Retten und Verteilen von Lebensmitteln gelernt sein will: „Wer bei uns Mitglied werden will, bekommt erst einmal Informationsmaterial und muss sich einem schriftlichen Test stellen“, erklärt Nathalie Korf, die inzwischen dreimal wöchentlich in Supermärkten und Kantinen Lebensmittel rettet.
Derweil sammeln sich die Interessierten vor den Ständen der Verbraucherzentrale Hessen, die über nachhaltiges Essen informiert, und des Hessischen Landesamts für Natur- und Umweltschutz: „Wir vergeben pro Jahr etwa 120 Plätze für das Freiwillige Ökologische Jahr, unter anderem im Umweltamt und in der biologischen Landwirtschaft“, erklärt Jan Berthold. Zielgruppe sind junge Menschen nach Schule, Ausbildung oder Studium bis zum Alter von 26 Jahren.
„Zur Zeit liegt der ökologische Fußabdruckdurchschnittlich etwa bei 12,8 Tonnen pro Kopf und Jahr. Erstrebenswert ist ein Zehntel davon“, betont Georg Raabe am Stand von „Scientists for Future“. Christian Tack von der Bürgervereinigung Höchst stellt ein Regenwasserkonzept vor: Demnach könnte das tropfende Wasser in der Unterführung des Höchster Bahnhofs in Tankbehältern gesammelt und zur Bewässerung der Bruno-Asch-Anlage genutzt werden. „Dann könnte dort das kostbare Trinkwasser gespart werden“, so Raabe. Klingt einfach und nachhaltig.