Sich zu kümmern, macht ihr Spaß

Das Quartier hat eine eigene Sozialbezirksvorsteherin - Sabrina Geller ist engagiert und gut vernetzt
Dass am Cézanneweg auf dem Riedberg bald ein paar Spielgeräte aufgestellt werden sollen, ist auch ihr zu verdanken: Sabrina Geller (60). Seit knapp einem Jahr engagiert sie sich als Sozialbezirksvorsteherin im Quartier. Vor einigen Monaten besuchte sie in dieser Funktion das Wohnheim für Geflüchtete am Cézanneweg, um sich vorzustellen. Und erfuhr dabei, dass es für die rund 50 Kinder, die mit ihren Familien in der Einrichtung leben, keinen Spielplatz in direkter Nähe gibt.
Ein Unding, fand Sabrina Geller, die für die SPD auch im Ortsbeirat 12 (Kalbach, Riedberg) aktiv ist. So brachte sie zusammen mit ihren SPD-Kollegen eine Anregung des Gremiums an den Magistrat auf den Weg, hinter dem Wohnheim für Spielmöglichkeiten zu sorgen. Ein Ansinnen, das die Stadtregierung positiv beschied. Nun sollen die gewünschten Balanciermöglichkeiten und Wackeltiere aus dem Ortsbeiratsbudget finanziert werden.
Belastung auf mehreren Schultern
Nur ein Beispiel für die Aktivitäten der Sozialbezirksvorsteherin - übrigens der ersten, die nur für den Riedberg zuständig ist. Bis vor einem Jahr gehörte der Stadtteil noch zu dem Gebiet, um das sich der Kalbacher Sozialbezirksvorsteher Klaus-Jürgen Hawer kümmert. Angesichts des rasanten Bevölkerungswachstums in dem Viertel - inzwischen leben hier mehr als 22 500 Menschen - schlug der Ortsbeirat 12 jedoch 2021 vor, zwei Sozialbezirke zu schaffen, um die Arbeitsbelastung auf mehreren Schultern zu verteilen. So geschah es. Und auch eine Interessentin für das neue Ehrenamt war bald gefunden: Sabrina Geller, die seit 23 Jahren am Riedberg lebt und hier bestens vernetzt ist. „Mein Ding war es schon immer, mich zu kümmern“, sagt sie. „Ich organisiere gerne und habe gerne Menschen um mich herum.“
Kontakt zu den Behörden
Genau die Richtige also für die Tätigkeit als Sozialbezirksvorsteherin. 69 dieser Ehrenamtlichen gibt es derzeit in Frankfurt. Ihre Aufgabe ist es, Hilfsbedürftige zu beraten und zu unterstützen. Etwa beim Ausfüllen von Anträgen, Oder bei der Organisation ambulanter Hilfen für ältere, kranke oder behinderte Menschen. Oder indem sie Kontakte zu Behörden vermitteln. Schließlich hätten manche Menschen Hemmungen, direkt bei Ämtern anzurufen, sagt Sabrina Geller: „Für sie ist es leichter, jemanden anzusprechen, der ebenfalls im Stadtteil wohnt.“
Eben in jenem Viertel, dessen rasches Wachstum in den vergangenen zwei Jahrzehnten sie hautnah mitverfolgt hat. Aufgewachsen in Sachsenhausen, lebte sie zunächst in Eschersheim, bevor sie mit ihrer Familie im April 2000 an den Riedberg übersiedelte - als eine der ersten übrigens. „Wir zählen zu den Ureinwohnern“, sagt sie lachend. Damals gab es in dem Viertel kaum Straßen, keine Beleuchtung, keinen Laden - „wir sind auf der Kalbacher Höhe Schlitten gefahren, und wo heute die Altenhöferallee ist, lief damals der Fuchs entlang“.
In jenen Jahren arbeitete sie noch als Bankkauffrau im Frankfurter Zentrum. Eigentlich ihr Traumjob. Doch als die beiden Söhne in die Kita nach Kalbach kamen - am Riedberg gab es damals noch keine Betreuungseinrichtungen -, wurde es schwierig, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. So wechselte sie 2005 in die Verwaltung des Sozialwerks Main Taunus, das psychisch erkrankte Menschen betreut. Eine Tätigkeit, die ihr ebenfalls liegt - „früher wollte ich immer Sozialarbeiterin werden“. Darüber hinaus leitet sie inzwischen auch die Geschäftsstelle des FC Kalbach.
Seit gut zwei Jahrzehnten engagiert sie sich außerdem ehrenamtlich: zunächst im Elternbeirat von Kita und Schule, dann beim FC Kalbach, wo ihre Söhne Fußball spielten, in der katholischen Kirchengemeinde St. Edith Stein und mittlerweile auch im Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Frankfurt, wo sie eine Familie mit zwei lebensverkürzt erkrankten Kindern begleitet. Darüber hinaus nimmt sie regelmäßig an den Stadtteilarbeitskreistreffen am Riedberg teil. „So erfahre ich immer aktuell von den Problemen und Bedarfen der Riedberger Bürger und Institutionen“, sagt sie. Brigitte Degelmann