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„Wer ist denn das?“: Kanzler Scholz legt Sicherheitskontrolle am Flughafen kurzzeitig lahm

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Scholz und Faeser sind zu Gast bei den Gewerkschaften am Flughafen. Sie schauen sich die CT-Geräte an, die Arbeit erleichtern sollen.

Frankfurt – Freitagmorgen, 10 Uhr, es ist wuselig auf dem Frankfurter Flughafen - schließlich sind Sommerferien in Hessen. Terminal 1, Halle C. Plötzlich kommt es zum Stillstand an der Sicherheitskontrolle. Überraschung. Mit großen Augen folgen Reisende dem Tross, der an ihnen vorbeizieht. Einige zücken das Handy für ein Foto. Viel Polizei ist dabei, Männer in Anzügen, Leute mit magentafarbenen Westen, auf dem Rücken steht „Komba“. Mitten in dem Pulk eine blonde Frau und ein Mann im Anzug, mit weißem Hemd, offenem Kragen, den die meisten von irgendwoher kennen. „Wer ist denn das?“, fragt ein Mann mit Rollkoffer. „Der Kanzler“, raunt es aus der Gruppe.

Olaf Scholz ist auf Sommertour. Am Donnerstag war der Sozialdemokrat in Thüringen, am Freitag steht Hessen auf dem eng getakteten Programm. Bei einigen Terminen ist Nancy Faeser dabei, Bundesinnenministerin und SPD-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl am 8. Oktober. Beim Flughafen etwa ist sie mit von der Partie. Und fachsimpelt ein wenig mit, als der Kanzler sich die neue Sicherheitsspur erklären lässt.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist in Begleitung von Innenministerin Nancy Faeser (SPD) bei seinem Besuch des Flughafens Frankfurt.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist in Begleitung von Innenministerin Nancy Faeser (SPD) bei seinem Besuch des Flughafens Frankfurt. © Helmut Fricke/dpa

Flughafen Frankfurt: CT-Scanner im Fokus von Scholz und Faeser

Faeser ist dem Kanzler hier einen Schritt voraus. Sie war schon im Januar einmal hier, kurz nachdem Frankfurt als bundesweit erster Flughafen von der Bundespolizei die Organisation für die Sicherheitskontrollen übernommen hatte. Fraport setzt dort jetzt unter anderem auf neue Technik, um die Abfertigung zu beschleunigen. Neben den gängigen Röntgengeräten verwendet die Tochter Frasec CT-Geräte, bekannt aus der Medizin. Die sind viel genauer als Röntgengeräte, Flüssigkeiten und Ähnliches kann im Handgepäck bleiben. 15 CT-Scanner sind aktuell im Einsatz, bis Anfang nächsten Jahres sollen es 40 sein.

Verkehrszahlen

Der Flughafenbetreiber Fraport zählte im Juli erstmals seit der Corona-Pandemie wieder mehr als sechs Millionen Passagiere am frankfurter Flughafen, wie er am Freitag mitteilte.

Das waren knapp 20 Prozent mehr als ein Jahr zuvor - aber noch gut 13 Prozent weniger als vor der Pandemie im Juli 2019. Im Mai hatte der Rückstand im Vergleich zu 2019 bei 17,5 Prozent gelegen, im Juni noch bei 15,6 Prozent.

Auch im Cargo-Geschäft legte das Aufkommen an Fracht und Luftpost nach einer längeren Zeit der Rückgänge im Juli wieder zu. Insgesamt wurden in Frankfurt 164 503 Tonnen umgeschlagen, gut zwei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. dpa

Ganz hinten in der Halle steht ein ganz besonderes Exemplar, das hat sogar zwei Spuren, was die Wartezeiten zusätzlich noch einmal verkürzen soll. Langsame Reisende können überholt werden. Dort stoppt der Menschenpulk mit dem Kanzler und Faeser in der Mitte. Drei Fraport-Mitarbeiter erklären den beiden, wie diese Spuren funktionieren. Und betonen dabei mehrfach, dass davon nicht alleine Reisende profitierten, sondern auch die Beschäftigten. Die sitzen jetzt nicht mitten im Gewühl, sondern in einem separaten Bereich, wo sie die CT-Bilder überprüfen.

Schlupfloch bei Piloten ein „Etikettenschwindel am Kunden“

Der Verweis auf die Perspektive des Personals hat seinen Grund. Nicht Fraport hat den Kanzler in den Flughafen eingeladen. Das Gros des Führungspersonals ist derzeit im Urlaub, Matthias Zieschang begrüßt den hohen Besuch aus Berlin, er ist Vorstand für Controlling und Finanzen. Es waren die Gewerkschaften, die das Treffen organisiert haben: Gastgeber sind am Freitag Kombat, Ufo und Cockpit. Eingeladen sind andere Gewerkschaften und der Betriebsrat des Flughafens. Die dürfen auch bei dem Gespräch dabei sein, das nach der Besichtigung der CT-Scanner hinter verschlossenen Türen stattfindet – im Beisein örtlicher Sozialdemokraten, unter Ausschluss der Presse. Alles ist streng reglementiert, nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen. Eine Blamage wie vor einigen Monaten - als ein Mann den Kanzler auf dem Vorfeld umarmte - soll sich nicht wiederholen.

Was er auf alle Fälle ansprechen werde, sei die Leiharbeit, sagt Stefan Herth, Präsident der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit, der Frankfurter Rundschau. „Wir brauchen da von Berlin dringend Hilfe.“ Immer mehr deutsche Fluggesellschaften nutzten ein Schlupfloch und heuerten Piloten von anderen Airlines an - aus Bulgarien, Estland, Litauen. „Das ist Etikettenschwindel am Kunden.“ Die Airlines sparten so Sozialabgaben, umgingen den Tariflohn. „Außerdem werden bei uns weniger Leute eingestellt.“

Eins von vielen Themen, die den Gewerkschaften unter den Nägeln brennen. Viel Zeit bleibt ihnen nicht sie vorzutragen. Um 11.45 Uhr muss der Kanzler in Wiesbaden sein, zum Gespräch mit Vertreter:innen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga. (Jutta Rippegather)

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