Sie schlägt jetzt ein neues Kapitel auf

Die Leiterin der Kinderbücherei im Alten Rathaus hört nach neun Jahren auf.
Frankfurt. Lena Grothe liebt Bücher. Und die Kinderbücherei im Alten Rathaus. Die kleinen Räume, die über die Holzstufen im ersten Stock erreichbar sind und in denen die grüne Stoffschlange auf einem der mit bunten Büchern gefüllten Regale liegt. Das Symbol für die Kalbacher Klapperschlange - der erste Literaturpreis mit einer reinen Kinderjury.
Weil Lena Grothe die Kinderbücherei so liebt, musste sie nicht lange überlegen, als ihr vor neun Jahren das Angebot gemacht wurde die Leitung zu übernehmen. 17 Jahre alt war sie damals, gemeinsam mit einer anderen jungen Frau kümmerte sie sich ehrenamtlich um den Bestand, die Ausleihe und Rückgabe. Einen Job, den sie seit drei Jahren alleine managed, in Form eines Mini-Jobs. „Von der Aufgabe hat sich nichts geändert, aber es klingt schon anders und verantwortungsvoller, wenn man sagen kann, dass man fest angestellt ist“, sagt die 26-Jährige mit den mittellangen braunen Haaren und dem strahlenden Lächeln.
Eine Bereicherung für den Stadtteil
Doch nach neun Jahren heißt es für Lena Grothe nun Abschied nehmen. Ende September hört sie in der Kinderbücherei auf. Berufsbedingt. Die junge Frau hat ihr Medien- und Designmanagementstudium erfolgreich abgeschlossen, ab Oktober beginnt sie einen Vollzeitjob. „Ich habe tatsächlich überlegt, die Leitung zu behalten. Ich war mir gegenüber jedoch ehrlich, ich hätte es zeitlich nicht mehr mit vollem Einsatz tun können. Ich wäre dem Job nicht mehr gerecht geworden. Das hätte die Bücherei, die eine Bereicherung für Kalbach ist, nicht verdient. Daher ist die bessere Entscheidung aufzuhören“, sagt sie.
Ihren Nachfolger, derzeit laufen Gespräche, es gibt Interesse von Mitgliedern aus dem Kinderbuchverein, wird sie freilich noch einarbeiten. Und auch sonst der Bücherei immer verbunden bleiben. Zumal Lena Grothe auch weiterhin in Kalbach wohnen wird.
Der Frankfurterin wurde die Liebe zu Büchern quasi in die Wiege gelegt. Ihre Mutter ist gelernte Buchhändlerin, bis heute unterstützt sie ihre Tochter in der Kinderbücherei. Sie blättert die Kataloge der Verlage durch, gemeinsam gehen sie dann in die Läden und schauen, was für die Kalbacher Leseratten infrage kommen könnte. 1000 Euro stehen ihr dabei zur Verfügung, sagt Grothe. Rund 3500 Medien können derzeit ausgeliehen werden. Regelmäßig werden diese aussortiert. Anhand der Verleihstatistiken kann Lena Grothe sehen, was gut ankommt und was weniger.
So weiß sie auch, dass Klassiker von Erich Kästner, Enid Blyton oder Astrid Lindgren immer weniger gelesen werden. Bücher wie die Reihe „Die Schule der magischen Tiere“ oder auch „Harry Potter“ haben ihnen den Rang abgelaufen. Aber egal, was die Kinder lesen. Wichtiger sei, dass sie überhaupt lesen. Und das sie das tun, zeigen die Zahlen. 9000 Verleihe wurden 2022 gezählt - Rekord.
„Wir haben unglaublich viel geändert in den vergangenen Jahren. Alles modernisiert und digitalisiert. So kann man mittlerweile auch seine Bücher online verlängern. Das wäre damals, als ich anfing, noch undenkbar gewesen“, ist Lena Grothe auch ein wenig stolz auf das, was sie geschafft hat. Zu Recht.
Große Renovierung
Vor allem in den vergangenen Wochen. Denn da wurde auf Initiative der 26-Jährigen die Kinderbücherei renoviert. Die alten, teils kaputten Regale flogen raus. Am Computer erstellte Grothe einen Plan und telefonierte dann die Großhändler ab. Bis sie alle Möbel hatte, die ihrem Wunsch entsprachen.
So stehen nun nicht mehr am Rand mächtige, bis unter die Decke reichende Regale. Sondern kleinere Möbel, die die Bücher in angemessener Höhe, auch für die Kleinsten präsentieren. In der Mitte eines Raums steht eine sogenannte Welle. Ein geschwungenes und von beiden Seiten zugängliches Regal. „Überrascht waren die ersten Besucher nach der vierwöchigen Sommerpause. Aber positiv. Die Bewährungsprobe kommt dann am Dienstag, wenn die Schule wieder anfängt“, sagt Grothe.
Dann, wenn die kleinen Leser mit oder ohne ihre Eltern wieder durch die bunten Räume wuseln und sich Lesestoff aussuchen. Viele Kinder sind Stammleser und kommen schon seit vielen Jahren. „Wenn man früh anfängt, seine Kinder für Bücher zu interessieren, dann werden sie es auch weiterhin tun“, ist Lena Grothe überzeugt. Ist sie doch das beste Beispiel dafür. judith dietermann