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Sie schreibt Bücher als backe sie Brot

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Cathy Ytak auf der Empore des Carl-Schurz-Gymnasiums, wo sie jetzt für Lehrer und Schüler aus ihren Büchern las und Fragen beantwortete. FOTO: rainer rüffer
Cathy Ytak auf der Empore des Carl-Schurz-Gymnasiums, wo sie jetzt für Lehrer und Schüler aus ihren Büchern las und Fragen beantwortete. © rüffer

Französische Erfolgsautorin berichtet über Inspiration und Arbeitsstil

Cathy Ytak ist am Carl-Schurz-Gymnasium keine Unbekannte. Die Jugendbücher der Autorin werden gerne im Französischunterricht behandelt, und die 60-Jährige war auch schon in Deutschland auf Lesereise.

An diesem Morgen steht sie nun auf Einladung der Gruppe „LESartEN“, die sich um die französischsprachige Bibliothek „Au plaisir de lire“ in der Sachsenhäuser Schule kümmert, auf der Empore der Aula. Vor ihr sitzen Sprachlehrerinnen und -lehrer, überwiegend aus Frankfurt, die den Besuch der in Montreuil Gebürtigen als Fortbildung nutzen, sowie, überwiegend in den hinteren Reihen zu finden, Schülerinnen und Schüler der Oberstufe, die freiwillig das Angebot zu Lesung und Fragerunde angenommen haben.

Gerade eben noch grübelten im Saal selbst, quasi zu ihren Füßen, Abiturienten an weit auseinander stehenden Tischen; die konzentrierte Stille bei der finalen Prüfung lässt sich noch nachempfinden. Auch jetzt, da Ytak beginnt, aus einem ihrer Werke zu lesen, stört kaum etwas die Ruhe auf den Rängen. Gebannt hören alle zu, wie die Besucherin einen Ausschnitt aus der Flüchtlingsgeschichte vorträgt, die sie für das Buch „Esther, Tapio, Labiwa et les Autres“ verfasst hat. Die Idee des Verlags für die Anthologie war, dass die Schriftsteller eine Figur aus einem älteren Buch aufgreifen und diese etwas Neues erzählen lassen. Bei Ytak geht es um eine Studentin, die ihre Heimat wegen des Krieges verlassen hatte und sich darin erinnert, wie ein Buch ihr Leben geprägt hat.

Keine Scheu vor großen Themen

Aktuelle Themen sind bei Ytak oft zu finden. Scheu vor jenen, die nicht leicht sind, zeigt die auch als Übersetzerin für Katalanisch tätige Französin nicht. Jugendliche Sexualität beschäftigte sie bereits, sie schrieb über Aids, aber auch einen Teenager, der nach der Verhaftung seines Vaters in einem Heim gelandet war.

Offen und ehrlich berichtet die Frau mit den kurzen grau-weißen Haaren von ihrem Weg, Inspiration zu finden. Mit allen Sinnen nehme sie ihre Umwelt auf, höre zu, wenn andere am Telefon auf der Straße reden. Die eigenen Schwächen nimmt sie mit viel Humor auf die Schippe, kann gut über sich selbst lachen.

Den Prozess des Schreibens vergleicht die leidenschaftliche Köchin mit Brotbacken. Über diese Küchentätigkeit hat sie auch schon Bücher geschrieben. Beides sei ein kreativer Prozess, sagt Ytak. Eines komme zum anderen, bis man ein Ergebnis hat.

Die Entscheidung für junge Literatur habe sie nicht selbst gefällt. Ihr erster Roman „Place au soleil“ sei in einer Sammlung erschienen, die im Erwachsenen- wie im Jugendbuchkatalog zu finden war. Daraufhin seien weitere Verlage mit dem Wunsch nach junger Literatur auf sie zugekommen, doch sie schreibt auch weiter für Erwachsene.

Die 18-jährige Lisa, die in der benachbarten Schillerschule Französisch als Leistungskurs gewählt hat und mit ihrer Freundin Eva herüberkommen war, hatte von Ytak zuvor noch nichts gelesen. Die Elftklässlerin zeigte sich erfreut darüber, dass sie bis zum Schluss alles gut verstanden hatte, und fand vor allem die Berichte über den Schreibprozess interessant.

Ytak hatte unter anderem erzählt, dass sie schon zusammen mit zwei anderen Kollegen an einer Geschichte geschrieben habe und dass das bestens funktioniere, weil jeder seine Stärken einbringe. Dabei spiele es keine Rolle, wer wie arbeitet. Sie selbst etwa schreibe sehr viel und müsse dann streichen, ein anderer beginne mit lediglich vier Worten, die er nach und nach ergänze.

Zum Abschied gab’s für den Gast eine Packung Bethmännchen und den Wunsch, Ytak möge bald wiederkommen. Auch andere Schulen konnten von dem dreitägigen Aufenthalt der Autorin profitieren: Vor ihrem Auftritt in Frankfurt war sie bereits in Gießen, an diesem Donnerstag wird Ytak eine Schule in Offenbach besuchen. Katja Sturm

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