„Im Il Paradiso fühlt man sich wie im siebten Pizza-Himmel“

Sie lernten das Pizzabacken in Italien, jetzt bieten Amir Tawadrous und sein Schwager unter anderem ihre herzförmige Pizza in Sachsenhausen an.
Frankfurt -Eine herzförmige Pizza? Wo gibt’s denn sowas? Sie gehört zu den Spezialitäten des Il Paradiso , das Amir Tawadrous seit nunmehr drei Monaten in Sachsenhausen betreibt. Seine Pizza macht aber nicht nur optisch einiges her, sondern ist auch geschmacklich eine Wucht. Das dürfte vor allem daran liegen, dass er viel Zeit und Arbeit in sein Handwerk steckt. Bevor Tawadrous die Pizza in den Ofen schiebt, muss der Teig lange ruhen - sehr lange sogar. „Insgesamt handelt es sich um 48 Stunden“, sagt der Gastronom und Pizzaiolo. Außerdem schwöre er auf indirekte Teigführung und verwende Pinsa-Mehl. Das Ergebnis ist eine Napoletana, wie sie sich fast nur in Italien verputzen lässt.
Ägypter lernten in der Lombardei
Genau dort haben der Betreiber und Schwager Sameh Megali, der im Il Paradiso ebenfalls am Holzofen steht, das Pizzabacken gelernt. Wobei die Familie ursprünglich aus Ägypten stammt. „Weil wir uns bessere berufliche Chancen erhofften, sind wir nach Italien gezogen und mehr als zehn Jahre geblieben“, so Tawadrous. Seine zweite Heimat war Saronno, die für den gleichnamigen Amaretto bekannte Gemeinde in der Lombardei. Im vergangenen Jahr packte den Pizzaiolo wieder die Reiselust, weshalb er nach Deutschland kam. Seine Schwester Nadia, übrigens die zweite Inhaberin des Il Paradiso, bildete die Vorhut und zog mit ihrem Ehemann und den beiden Kindern schon 2019 hierher.
Zurzeit leben alle in Mainz, wo sie auf den früheren Betreiber des Restaurants nahe Südbahnhof trafen. „Er ist auch Ägypter und gehört wie wir zu den koptischen Christen“, erzählt Amira Megali, die Tochter von Nadia Tawadrous. „Da wir eine relativ kleine Gemeinde sind, kennen wir uns alle ein bisschen“, fährt die 19-Jährige fort, die zusammen mit Bruder Kiro (18) im Service aushilft.
Familienbetrieb, der noch am Ambiente feilt
Das Il Paradiso ist also ein richtiger Familienbetrieb - dessen Ambiente zurzeit allerdings etwas bieder wirkt. „Wir wollen die Gasträume renovieren und sie moderner gestalten, sowohl von den Wänden als auch Bildern her“, kündigt Amira Megali an. Im nächsten Schritt soll die Terrasse folgen. Außerdem plant die Familie, den Holzofen durch einen Gasofen zu ersetzen. Ersterer funktioniere zwar einwandfrei, sei aber nicht sehr praktisch, weil das Holz viel koste und wenig Platz für die Pizzen ließe, so die junge Frau. Da ihre Kapazitäten bislang noch beschränkt seien, könnten sie auch keinen Lieferservice anbieten.
Auf ihrer Speisekarte bilden die Pizzen mit derzeit 16 Varianten den Schwerpunkt. Obendrein gibt es Pasta und Desserts in überschaubarer Auswahl. „Wir wollen unser kulinarisches Angebot aber noch um einige Fleischgerichte erweitern“, sagt Amir Tawadrous. Und während er die Form seiner Pizzen je nach Anlass variiert, macht er beim Belag keine Experimente.
Ein Pizza-Traum mit weichem, luftigem Rand
Muss er auch nicht, und obwohl er dafür gute Produkte verwendet, ist der Teig das Beste. Allein dieser weiche, luftige Rand. Wie bekommt er den nur hin? Trotzdem soll es Gäste gegeben haben, die sich darüber beschwerten. Banausen. Eine richtige Pizza Napoletana muss genau so sein. Puristen können sich eine Margherita mit San-Marzano-Tomaten, Fior di Latte und frischem Basilikum schmecken lassen (9 Euro). Wer es wesentlich üppiger mag, bestellt eine Paradiso (14,50 Euro) und ist im siebten Pizza-Himmel: wie eine Margherita, die sich zusätzlich unter Parmaschinken, Kirschtomaten, Burrata, Rucola und Parmigiano Reggiano biegt - das Ganze etwas pikant. Die großen herzförmigen Pizzen sind kaum zu bewältigen, weshalb die letzten Stücke in einen Karton und am nächsten Tag in den Backofen wandern. Der Teig beziehungsweise Rand ist, man glaubt es kaum, genauso fluffig wie einen Tag vorher.
Auf eine authentisch zubereitete Carbonara (11 Euro) müssen die Gäste auch nicht verzichten. Sie wurde von Nadia Tawadrous zubereitet, die sich auf ihr Handwerk ebenso gut versteht wie Bruder und Ehemann. Es kommt eine ordentliche Portion Spaghetti, naturalmente al dente, mit reichlich Guanciale, Eigelb, Parmigiano Reggiano, der richtigen Dosis Pfeffer für eine dezente Schärfe und nicht dem kleinsten Spritzer Sahne. Yummy - das schmeckt nach einem zweiten, dritten, vierten Besuch. So macht man Neukunden zu Stammgästen.
Il Paradiso - Ristorante & Bar
Sachsenhausen, Mörfelder Landstraße 101, Tel. (0 69) 75 00 29 29, www.facebook.com/ristoranteilparadiso, Mo/Mi-So 11-22 Uhr, Di Ruhetag, Sitzplätze: 45 innen/30 außen, Küchenrichtung: italienisch: