"S&K"-Prozess: Millionen-Betrüger verurteilt und doch frei

Die Hauptangeklagten im Betrugsprozess um das Immobilienunternehmen „S&K“ sind gestern verurteilt worden. Der Mammutprozess hat beim Richter Spuren hinterlassen.
Die beiden Gründer des Frankfurter Immobilienunternehmens „S&K“ haben gestern das Frankfurter Landgericht als freie Männer verlassen. Die Wirtschaftsstrafkammer hatte zuvor Stephan Schäfer (37) und Jonas Köller (35) wegen Untreue zu jeweils achteinhalb Jahren Haft verurteilt, sie aber wegen der mehr als vier Jahre langen Untersuchungshaft vorläufig auf freien Fuß gesetzt. Zwei weitere Angeklagte wurden zu sechs beziehungsweise viereinhalb Jahren Haft verurteilt.
Es war eines der größten Betrugsverfahren in der deutschen Rechtsgeschichte. Zum letzten Mal waren drei der vier Angeklagten von den Wachtmeistern mit Handschellen in den großen Verhandlungssaal E im Erdgeschoss des Frankfurter Gerichtsgebäudes gebracht worden. Dort hörten sie die knapp zweistündige Urteilsbegründung, die – im Vergleich zu den harten Bandagen, mit dem in dem Prozess zeitweise gekämpft worden war – recht versöhnliche Töne anschlug. Richter Alexander El Duwaik, der sich in den vergangenen 19 Monaten stets durch diskrete und zurückhaltende Verhandlungsführung (Motto: „Wir hören und staunen“) bemerkbar gemacht hatte, zollte den Angeklagten sogar ausdrückliches Lob für deren berufliches Engagement in der Immobilienbranche. „Es war schon ganz ordentlich, was da auf die Beine gestellt wurde“, sagte der Richter vor allem mit Blick darauf, dass es sich bei Schäfer und Köller ja eigentlich um Autodidakten gehandelt habe. Nur: Irgendwann sei die Sache dann „aus dem Ruder gelaufen“.
Das Schneeballsystem kam ins Rollen und am Ende musste einer der Anlegerfonds praktisch nur noch dafür herhalten, die vorher entstandenen Lücken zu schließen. Dazu kam, dass sich die Angeklagten bereicherten, sich teure Autos kauften, opulente Partys mit leichtbekleideten Frauen und riesigen Champagnergläsern feierten und kostspielige Urlaube machten. Der Angeklagte Köller hatte in einem Geständnis vor Gericht gesagt, das Geschäftsmodell von „S&K“ sei „schäbig und einfallslos“ gewesen – und er selbst „dumm und gierig“.
240 Millionen Euro Schaden
Ursprünglich 240 Millionen Euro hatte die Staatsanwaltschaft in ihrer Mammut-Anklageschrift von 1700 Seiten als Schaden aufgerechnet – vier Tatkomplexe mit insgesamt rund 90 Millionen Euro Schadenssumme blieben nach den Absprachen zwischen dem Gericht, den Verteidigern und der Staatsanwaltschaft übrig. Die Betrugsvorwürfe waren von den Anklagevertretern fallengelassen worden – ihre Aufklärung hätten den Prozess ansonsten gewiss noch lange beschäftigt.
So ging es um schiefgegangene Immobilienprojekte in der ganzen Republik, vor allem aber um ein Bürohaus-Projekt „Tristan“, das – wäre es im Sinne von „S&K“ gelungen – einen Reingewinn von 55 Millionen Euro erbracht hätte. Doch zu diesem Zeitpunkt hatten Staatsanwälte bereits den Zugriff vorbereitet. „Ansonsten wäre der Schaden wahrscheinlich noch höher ausgefallen“, sagte Richter El Duwaik. Er streifte in seiner Urteilsbegründung die eigentlichen Straftaten nur kursorisch. Man merkte, dass er von dem Strafverfahren auch persönlich berührt wurde. „Wenn ich irgendwo einen Lamborghini auf der Straße sehe, denke ich sofort an S&K.“
El Duwaik mahnte die Angeklagten, nicht alles im Leben auf Statussymbole zu setzen: „Das letzte Hemd hat keine Taschen, sonst wäre die Gier der Menschen ja noch größer“, sagte er.
Die Verurteilten dürfen die ersten Frühlingstage nun zu Hause in Franken erleben. Ob sie überhaupt noch einmal ins Gefängnis müssen, ist fraglich. Sollten sie aufgrund fehlender Vorstrafen und guter Führung die sogenannte Halbstrafenregelung in Anspruch nehmen können, wären die dann noch fälligen vier Jahre und drei Monate durch die Untersuchungshaft so gut wie aufgebraucht. „Darüber entscheidet die Strafvollstreckungskammer, wenn das Urteil rechtskräftig werden sollte“, sagte Staatsanwalt Dennis Bodenbenner.