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Twitter, Facebook und Co.: So schlagen sich die OB-Kandidaten online

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Von: Sarah Bernhard

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Der Umgang mit den Sozialen Medien will gelernt sein - und manche lernen schneller als andere. In Frankfurt findet der OB-Wahlkampf auch online statt.

Frankfurt – Parteiprogramme und Wahlkampfveranstaltungen sind für Politiker das eine. Kommunikation in den sozialen Medien verlangt völlig andere Fähigkeiten.

Wir haben uns durch Facebook, Twitter, Instagram und Tiktok geklickt, um zu sehen, wie sich die Frankfurter OB-Kandidaten dort schlagen. Und haben unter anderem festgestellt: Auf dem letztgenannten Kurzvideoportal hat nur ein einziger der Kandidaten einen eigenen Account - und es ist nicht der Bahnbabo.

OB-Wahl in Frankfurt: Manuela Rottmann (Grüne) hat auf Facebook die meisten Freunde

Facebook ist das beliebteste soziale Medium der Deutschen. Am häufigsten wird es von Menschen zwischen 30 und 50 Jahren genutzt, richtet sich aber an alle Erwachsenen. Der unbestrittene Star unter den OB-Kandidaten ist hier Manuela Rottmann (Grüne) mit 4997 Freunden, gefolgt von Mike Josef (SPD) mit 2653 Freunden plus 70 Followern.

Er nutzt sein Profil aber auch, um als Dezernent zu posten. Am Beruf dürfte es auch liegen, dass Fährmann Sven Junghans 2550 Follower hat. Yanki Pürsün (FDP) teilt seine Facebook-Präsenz als einziger der Kandidaten in ein privates und ein politisches Profil, letzterem folgen 2346 Personen.

Deutlicher Unterschied auf Facebook: OB-Kandidaten nutzen den Dienst verschieden

Die Art, wie die Kandidaten Facebook nutzen, unterscheidet sich deutlich: Rottmann postet Videos, Zeitungsartikel, Veranstaltungsfotos und Kommentare zur Tagespolitik bunt durcheinander. Ihr Hintergrundbild ist eine Silhouette von Frankfurt. Uwe Becker (CDU, 1121 Follower) hat als Hintergrund ein Wahlplakat und so ist auch sein Account: politisch und ein bisschen trocken. Die Texte erklären die Bilder, jeder Post hat eine politische Message, anders als auf seinem Twitter-Profil geht es absolut nie um Fastnacht. Eine Besonderheit seines Profils, die uns noch weiter beschäftigen wird: Immer wieder postet er in einem vorgefertigten Layout seine Unterstützer.

Pürsüns politisches Profil ist - logisch - ebenfalls ausschließlich politisch, alles ist professionell fotografiert oder gefilmt. Auffällig: Einige Beiträge sind nicht für den PC sondern fürs Smartphone, also tendenziell für Instagram optimiert. Josef geht einen Mittelweg: Auch bei ihm sucht man Selfies vergebens, auf den meisten Fotos ist er in Szene gesetzt. Sein Schreibstil jedoch ist lockerer als der Rottmanns, Beckers und Pürsüns. Dafür hat er noch nicht herausgefunden, dass oder wie man verlinkt oder Hashtags setzt. Warum sein Hintergrund ein Metro-Schild ist, bleibt unklar.

OB-Wahl in Frankfurt: Der Bahnbabo postet unter dem Namen seiner Frau

Daniela Mehler-Würzbachs Profil (1089 Freunde) ähnelt dem von Rottmann, nur mit etwas mehr Emojis und Verlinkungen. Maja Wolff beschreibt nicht, wie die anderen, einfach, wo sie war, sondern dankt konsequent. Sie nutzt die Plattform bevorzugt, um auf Wahlkampftermine aufmerksam zu machen, während Andreas Lobenstein (AfD) sich dort vor allem über andere Menschen beschwert.

Der Bahnbabo postet unter dem Namen seiner Frau und nur selten, hat dafür aber gleich zwei Fangruppen, die ihn feiern. Und die „Partei“ verwendet weniger Zeit auf ihren eigenen „Kandidaten“ OBembel als dafür, sich über Uwe Becker lustig zu machen, unter anderem, indem sie in sein vorgefertigtes Layout absurde Unterstützer einsetzt.

Twitter im OB-Wahlkampf: Frankfurter Bahnbabo Peter Wirth ist hier am aktivsten

Der Kurznachrichtendienst hat eine etwas jüngere Zielgruppe als Facebook und wird gerne für Meinungsäußerungen genutzt. Auch hier ist Rottmann mit 8497 Followern und 7599 Tweets vorne dabei - wird aber vom Bahnbabo Peter Wirth mit 10.005 Followern und 7924 Tweets deutlich überholt. Rottmanns Twitter-Account ist - dem Medium angemessen - meinungsstärker und persönlicher als der bei Facebook.

Der Bahnbabo, auf Twitter altersmäßig näher an seiner Fanbase, postet, was andere auf Facebook posten: seine Krawatte, seine Liegestützen, seine Kaffeemühle, aber auch Gedichte, Gedanken zu Auschwitz und seine politischen Positionen.

Frankfurt zwitschert: Bei Becker ist es quasi Facebook plus Fastnacht

Becker hat immerhin noch 2252 Follower und 2251 Tweets vorzuweisen, twittert aber quasi Facebook plus Fastnacht. Nur sein Twittername @itsuwe bringt ihm hier Pluspunkte. Mehler-Würzbach mit 749 Followern und 3469 Tweets würde gerne, wie auf Twitter üblich, mit den anderen Kandidaten interagieren. Es reagiert aber oft nur die „Partei“ - wenn diese nicht gerade, genau, mit Becker beschäftigt ist.

Unter #uwebeckerpointingatthings fährt sie hier eine zusätzliche Kampagne, bei der sie den CDU-Kandidaten in Anlehnung an ein bekanntes Meme auf diverse Dinge zeigen lässt. Pürsün nutzt Twitter sehr konsequent als politisches Meinungs- und Diskussionsmedium, konnte mit seinen 1370 Tweets aber dennoch bisher nur 772 Follower überzeugen. Josef hat 548 Follower (22 mehr als noch vergangene Woche), obwohl er noch nie etwas getwittert hat. Zum Rest schweigen wir gnädig.

Becker bei Instagram: OB-Wahl-Kandidat in Frankfurt wird Plattform nur semi gerecht

Ebenfalls jung und stark visuell ausgerichtet, ist Instagram das aufstrebende Gegenstück zum immer unbeliebter werdenden Twitter. Hier ist mit 1889 Followern und 1529 Beiträgen zur Abwechslung Becker vorne. Allerdings kopiert er auch hier einfach seine Beiträge, für ein bild- und videolastiges Portal eine, nun ja, semi-ideale Lösung. Josef (1920 Follower, 66 Beiträge) macht es ähnlich, Rottmann (1024 Follower, 115 Beiträge) nutzt die Bildsprache der Plattform mit extra produzierten Videos zumindest ab und zu.

Deutlich Insta-versierterer ist Maja Wolff (739 Follower, 133 Beiträge), die konsequent Animationen und Videos postet, selbst um einen Wahlkampfstand anzukündigen. Am angemessensten agiert aber auch hier Pürsün, der einige Beiträge auf hohem Niveau extra für die Plattform produziert zu haben scheint. Das verhilft ihm mit 248 Beiträgen zu 1112 Followern. Gewinner der Herzen ist, wie bereits bei Twitter, wieder der Bahnbabo, hier aber ohne eigenen Content: In Dutzenden Fan-Videos taucht er fahrend, pumpend oder die Hang-Loose-Geste zeigend auf. Politische Kommunikation gibt’s da natürlich keine. Und die „Partei“ - Sie wissen schon.

OB-Wahl Frankfurt: Uwe Becker ist wohl der Einzige der auf Erstwählerstimmen setzt

Potenzielle Erstwähler über soziale Medien zu erreichen, hat bei den Bewerbern offensichtlich keine Priorität: Nur ein einziger Kandidat hat einen Account bei Tiktok, dessen Zielgruppe vor allem Menschen unter 25 Jahren sind: Uwe Becker. Ob der viel hilft, ist allerdings fraglich, denn auch hier platziert er, Sie ahnen es vielleicht schon, die bekannten Unterstützer-Plakate und Wahlwerbevideos, hat damit aber immerhin schon 66 Follower und 216 Likes generiert.

Deutlich präsenter ist auch auf Tiktok wieder der Bahnbabo, allerdings auch hier ohne eigene Inhalte. Rottmann schafft es auf ein Video, das im Vergleich zu dem von Feng Xu zumindest einigermaßen vernünftig ist. Jener schimpft einfach nur darauf, dass er von den aus dem Video flüchtenden Passanten keine Unterschriften bekommt. (Sarah Bernhard)

In Frankfurt kann auch per Brief gewählt werden, das gilt es zu beachten.

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