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Sorgen im Höchster Krankenhaus: Dem Klinikverbund Varisano geht das Geld aus

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Der Main-Taunus-Kreis schießt 8 Millionen Euro zu, das reicht bis Oktober. Frankfurt nennt noch keine Zahlen.

Frankfurt - Der Zusammenschluss der städtischen Kliniken Höchst mit den Kliniken des Main-Taunus-Kreises sollte dazu führen, dass die Krankenhäuser ohne Zuschüsse der Stadt Frankfurt und des benachbarten Landkreises geführt werden können. Daraus wird vorerst nichts: Dem Klinikverbund Varisano droht das Geld auszugehen. Der Kreistag des Main-Taunus-Kreises stimmte bereits am Montag einer vorzeitigen Auszahlung eines Verlustausgleichs zu, die Stadt Frankfurt dürfte dem in absehbarer Zeit folgen.

Die Geschäftsführung selbst warnte jetzt im Ortsbeirat 6 davor, sich über die nähere Zukunft irgendwelche Illusionen zu machen. „2023 war das bisher schwierigste Jahr für uns wie für die meisten Krankenhäuser - und 2024 wird noch härter“, erklärten die Varisano-Geschäftsführer Patrick Frey und Stefan Schad.

Im Kreistag des Main-Taunus-Kreises wiederum hieß es zwar, man stehe zu den Kliniken. Die Zahlung von 8 Millionen Euro als Verlustausgleich wurde auch einstimmig beschlossen. Gleichzeitig hieß es aber auch, man werde sich den Veränderungen in der Krankenhauslandschaft nicht ganz verschließen können.

Schicker Neubau, leere Kasse: Den Varisano-Kliniken, zu denen auch das Krankenhaus in Höchst gehört, geht das Geld aus.
Schicker Neubau, leere Kasse: Den Varisano-Kliniken, zu denen auch das Krankenhaus in Höchst gehört, geht das Geld aus. © Maik Reuß

Höchster Krankenhaus in Geldnot

Was das bedeutet, soll sich in wenigen Monaten zeigen. Die Varisano-Geschäftsführung wird ein Restrukturierungsgutachten beauftragen, das bereits bis zum Herbst Wege aus der Misere aufzeigen soll. In welche Richtung es gehen soll, dazu gab es kaum Hinweise. Im Main-Taunus-Kreis schließt man wohl die Schließung oder Zusammenlegung von Abteilungen und Stationen nicht aus. Die Varisano-Kliniken Frankfurt-Main-Taunus betreiben als Verbund Krankenhäuser an den Standorten Bad Soden, Hofheim und Höchst, zudem Gesundheitsfachschulen sowie eine Seniorenresidenz in Eppstein.

Frankfurt ist mit seinen öffentlichen Äußerungen noch nicht so weit wie der Main-Taunus-Kreis, bestätigt aber auf Anfrage, dass es „Liquiditätsbedarfe bei der Kliniken Frankfurt-Main-Taunus GmbH“ gibt. „Der Magistrat der Stadt Frankfurt ist gegenwärtig intensiv mit dem Thema beschäftigt. Es ist sein Anliegen, den Fortbestand des Klinikverbundes zu sichern“, erklärt Mark Gellert, Sprecher von Kämmerer Bastian Bergerhoff (Grüne). „Über konkrete Summen können wir derzeit leider keine Auskunft geben.“

Varisano-Kliniken: Patientenzahlen im ersten Halbjahr zehn Prozent niedriger als erwartet

Dass der Main-Taunus-Kreis bis zu 8 Millionen Euro überweist, lässt keine genaue Schlussfolgerung auf die Höhe der Frankfurter Zahlungen zu. Die 8 Millionen Euro basieren auf den Verlusten, die die Varisano-Einrichtungen im Main-Taunus-Kreis erwirtschaftet haben. Immerhin hat sich die Stadt Frankfurt nach Auskunft des Main-Taunus-Kreises bereit erklärt, ihren Beitrag zum Ausgleich der Verluste zu leisten. Dabei wird es bei den aktuellen Millionen-Zuschüssen nicht bleiben - die 8 Millionen aus Hofheim verschaffen den Kliniken nur bis Oktober Luft.

Wie kam es überhaupt zu der aktuellen Misere? Dass die Kliniken nicht kostendeckend arbeiten, ist schon lange klar, ein Verlust war einkalkuliert. Dabei war aber davon ausgegangen worden, dass die Patientenzahlen der Zeit vor der Corona-Pandemie wieder erreicht würden. Das ist aber nicht eingetreten; die Zahlen lagen im ersten Halbjahr 2023 zehn Prozent niedriger als erwartet.

Auch steigende Preise für Energie und Personal setzen Höchster Krankenhaus zu

Bei den geringeren Einnahmen ist es nicht geblieben, höhere Ausgaben kamen dazu. Der Main-Taunus-Kreis erinnert allgemein an die Inflation und erwähnt besonders die steigenden Preise für Energie und Personal. Die Kliniken können nicht versuchen, dies über höhere Einnahmen auszugleichen, denn die Erstattungssätze der Krankenkassen sind begrenzt.

Die schwierige Lage der Kliniklandschaft hielt Varisano-Chef Schad aber nicht davon ab, von dem im Februar dieses Jahres bezogenen, 263 Millionen Euro teuren Neubau in der Windthorststraße zu schwärmen: „Hier in Höchst steht Europas modernstes Krankenhaus“, erklärte er im Ortsbeirat. Noch gelte es allerdings, verschiedene Kinderkrankheiten zu beheben. So müssten noch Temperatur und Lüftung im 880 Betten fassenden Gebäude richtig eingestellt werden.

Zumindest in einigen Bereichen lasse der erwünschte Sog-Effekt des Neubaus auch noch auf sich warten - eine Ausnahme sei die Kinderklinik, die zuletzt „deutlich mehr Geburten“ verzeichnet habe. Das sei wiederum nicht verwunderlich, weil werdende Eltern besonders kritisch auf eine moderne Versorgung ihres Nachwuchses achteten. (Manfred Becht, Michael Forst)

Eine Klinik in Baden-Württemberg ist in einen Betrugsskandal verstrickt, der bis vor Gericht geht. Das Krankenhaus Nordwest taucht in der Anklageschrift auf.

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