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Sossenheimer wollen mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer

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Von: Florian Neuroth

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Auf Stadtplänen markierten die Sossenheimer am Montagabend im Volkshaus, wo sie in ihrem Stadtteil besonders häufig entlangradeln oder -laufen - und wo sie sich neue Wege wünschen. FOTO: Florian Neuroth
Auf Stadtplänen markierten die Sossenheimer am Montagabend im Volkshaus, wo sie in ihrem Stadtteil besonders häufig entlangradeln oder -laufen - und wo sie sich neue Wege wünschen. © Felix Neuroth

Ein weiterer Wunsch der Menschen im Frankfurter Westen: bessere Verbindungen in die Nachbarkommunen.

Frankfurt -Die Sossenheimerin ist verärgert. „Im Stadtteil ist alles fürs Auto ausgelegt. Zu Fuß oder mit dem Rad kommt man nirgends durch“, sagt Sibylle Krug - und meint damit die Anbindung der Carl-Sonnenschein-Siedlung. Wer zu den Supermärkten links der Siegener Straße wolle, müsse lange Umwege in Kauf nehmen. „Da kommt man nur über die Hauptstraße oder im Zickzack durch den Friedhof.“ Und auch vom Grüngürtel im Süden sei man abgeschnitten. „Ohne direkten Durchgang muss man 20 Minuten neben der Autobahn laufen. Das ist unmöglich“, findet sie.

Der Plan: ein Nahmobilitätskonzept für den Stadtteil

Damit sich das ändert, haben sie und knapp 50 weitere Sossenheimer sich am Montagabend im Volkshaus eingefunden. Dorthin hatten Stadtplanungsamt, Quartiersmanagement und die Bernard-Gruppe zur Bürgerwerkstatt geladen. Das Ingenieurbüro Bernard wurde im vergangenen Jahr im Zuge des Projekts „Sozialer Zusammenhalt Sossenheim“ mit der Erstellung eines Nahmobilitätskonzeptes beauftragt. Ziel des Abends ist es, von der Ortskenntnis der Anwohner zu profitieren und sogenannte „Leitziele“ auszurufen. „Wir wollen wissen, was Ihnen wichtig ist. Bessere Fußwege? Oder mehr ÖPNV?“, fragt Projektleiter Dirk Kopperschläger.

Mit den Kollegen war er in den vergangenen Monaten im Stadtteil unterwegs. Auf Basis des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) und einer Haushaltsbefragung im Oktober sind er und seine Mitarbeiter mehr als 150 Meldungen nachgegangen. 257 Bürger beteiligten sich an der Befragung.

Sossenheimer sind relativ umweltfreundlich

Hauptergebnis: Mehr als die Hälfte aller Wege legen die Sossenheimer mit „umweltfreundlichen Verkehrsmitteln“ (Fuß, Rad, ÖPNV) zurück, innerorts steigt der Anteil gar auf 73 Prozent. So wünschten sich die Befragten mehr und bessere Rad- und Fußwege.

Das Ingenieurbüro hat daraus Leitziele formuliert; sie prangen an vier Stellwand-Stationen. Pro Station dürfen die Anwohner zwei Aufkleber neben Aussagen kleben, die ihnen am wichtigsten sind. Besonders beim Thema „Straßenraum“ gehen die Meinungen auseinander: Während knapp die Hälfte will, dass der weiter auf den Autoverkehr ausgelegt ist, wünscht sich der Rest das Gegenteil. Einig sind sich die Anwohner aber beim Rad- und Fußverkehr. Die wichtigsten Achsen seien die Hauptstraßen, und nachgebessert werden sollten die Verbindungen in die Nachbarkommunen und nicht innerorts.

Auf Karten markieren die Anwohner Strecken, die sie häufig mit dem Rad oder zu Fuß zurücklegen und wo sie gern neue Wege hätten. Barbara Seufert-Dietrich wünscht sich eine bessere Verbindung nach Eschborn. „Das ist mein Arbeitsweg. Die Durchgänge über die Autobahn sind schwierig“, sagt sie.

Radweg entlang der Siegener Straße vorstellbar

Vorstellbar wäre ein Radweg entlang der Siegener Straße oder eine Ausbesserung der Unterführung am Sulzbach. „Die ist sehr klein und dunkel. Es gibt bereits konkrete Ideen, etwa den Weg zu verbreitern.“

„Das Hauptproblem ist, dass es nicht genug Durchgänge für Fußgänger und Radfahrer gibt. Wie in einem Trichter wird man immer auf die Hauptstraße getrieben. Sossenheim ist eigentlich eine Straße mit Häusern links und rechts“, kritisiert Marc de la Fouchardiere. Andreas Will hofft auf eine Sanierung zwischen Michaelstraße und kleiner Brücke über den Sulzbach. „Durch die Erschütterungen gibt es an zehn Gebäuden nachweislich Risse“, sagt der Vorsitzende des Geschichtsvereins. Seit 20 Jahren schiebe die Stadt das Thema. „Jetzt bildet sich wohl eine Bürgerinitiative“, sagt er. Auch andere stören die Autos im Ortskern. „Die kleinen Kreuzungen sind immer zugeparkt“, kritisiert Hannsi Seufert. „Markierte Sperrflächen oder Flexpoller“, so lasse sich das Problem beheben.

Projektleiter Dirk Kopperschläger notiert alles genau. Nach der Auswertung der Bürger-Vorschläge wird das Planungsbüro ein verkehrliches Leitbild erstellen, das im Mai dem Ortsbeirat 6 präsentiert werden soll. Bevor das Gesamtkonzept im Oktober oder November der Öffentlichkeit vorgestellt wird, soll es im Sommer mehrere Quartiersrundgänge geben. Auch hier können die Anwohner wieder ihre Ortskenntnisse und Vorstellungen einbringen.

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