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Sozialverband VdK findet in Frankfurt keine neuen Vorstände mehr

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Otto Pühl kümmert sich in Nieder-Eschbach um die Mitglieder des VdK.
Otto Pühl kümmert sich in Nieder-Eschbach um die Mitglieder des VdK. © Hamerski

Immer mehr Frankfurter Ortsverbände des VdK schlüpfen unter das Dach des Kreisverbands, denn das Ehrenamt kann anstrengend sein.

Frankfurt -75 Jahre wurde der Sozialverband VdK gerade - und er ist wichtiger denn je. Die Zahl der Mitglieder in den 29 Frankfurter Ortsverbänden ist auf 12 000 gestiegen. Einzig: Verantwortung im Verband will kaum noch jemand übernehmen. Knapp die Hälfte der Ortsverbände hat keinen eigenen Vorstand mehr.

Jüngster Fall: Sindlingen. Als 14. Ortsverband in der Frankfurter VdK-Familie hat dieser nun seine Selbstständigkeit verloren und sich unter das Dach des Kreisverbandes begeben. Damit geht auch das Vermögen der Sindlinger Gruppierung an den Kreisverband über.

Vorstandswahl in Frankfurt wurde abgebrochen

Schon länger hatte der Ortsverband nach Menschen gesucht, die sich aktiv einbringen möchten. Ein neuer Vorstand wurde gebraucht, Kassierer Michael Bross, Schriftführer Hans Tetzner und mehrere Beisitzer hatten zuletzt den Sindlinger VdK kommissarisch verwaltet. Zur Jahreshauptversammlung waren 27 von 387 Mitgliedern erschienen. Als es nach der Entlastung zu Neuwahlen kommen sollte, mussten diese ausgefallen: Es kandidierte niemand, die Vorstandswahl wurde abgebrochen.

Gerd Fischer, der die Pressearbeit des Landesverbands des VdK betreut, versichert: „Den Mitgliedern stehen alle Leistungen zur Verfügung. Ganz wichtig: Die sozialrechtliche Information, Beratung und Vertretung ist durch die Berater in der Kreisgeschäftsstelle Frankfurt und die Juristen in der Bezirksgeschäftsstelle Frankfurt jederzeit gewährleistet.“ Zudem gebe es für die Mitglieder jedes Ortsverbands einen persönlichen Ansprechpartner. Dafür habe sich die Kreisvorsitzende Hannelore Schüssler eingesetzt, die selbst die Ortsverbände Bergen-Enkheim und Höchst-Unterliederbach betreut.

Engagement ja, aber zeitlich befristet

Es sei nicht so, dass sich die Menschen nicht mehr engagieren wollten, sagt Fischer. Doch sei es seit Beginn der Pandemie schwieriger geworden, Ehrenamtliche für klassische Vorstandsaufgaben zu gewinnen. Viele Leute wollten lieber „in zeitlich befristeten Projekten mitarbeiten“,sagt er. Der Vorstand unter der Leitung von Hannelore Schüssler habe begonnen, mit Unterstützung des hauptamtlichen Ehrenamtskoordinators neue Ehrenamtliche zu gewinnen. Dabei sei die Situation sehr dynamisch: Mit jeder neuen Mitgliederversammlung könne sie sich entspannen, etwa aktuell in Nied - wenn es gelinge, Kandidaten für die Ämter zu finden.

„Die Herausforderungen sind bundesweit nahezu identisch. In einigen Regionen laufen derzeit Pilotprojekte“, sagt Fischer. „Die ersten Erfahrungen geben allen Grund zur Hoffnung.“ Um die Zukunft des VdK müsse man sich jedenfalls keine Sorgen machen: Die Mitgliederzahl wächst, in Hessen von 225 000 Mitgliedern Ende 2011 auf 285 000 zehn Jahre später, aktuell sind es 286 000. Es gibt nicht nur die 14 Ortsverbände ohne Vorstand, sondern auch 15, bei denen alles in Ordnung ist. Dort nimmt das Vereinsleben nach der Pandemie in diesem Jahr wieder Fahrt auf.

In Nieder-Eschbach läuft der Laden noch

„Wir haben schon Ausflüge unternommen“, sagt etwa Otto Pühl, der Vorsitzende in Nieder-Eschbach. „Es waren noch nicht so viele Teilnehmer wie vor Corona, aber doch etwa 30, die froh waren, mal etwas anderes zu sehen und Geselligkeit zu haben.“ Die Vorstandsarbeit sei jedoch kräftezehrend, vor allem, was das Austragen der VdK-Zeitung angehe. Da, so Pühl, sei es sehr gut, dass der Vorstand in seinem Ortsteil auch mit jüngeren Menschen besetzt sei, die das mal machen könnten, und dass man sich wieder regelmäßig sehe, damit die Arbeit auch entsprechend delegiert werden kann.

Die Ortsverbände, bei denen dies nicht möglich ist, weil sie keinen eigenen Vorstand mehr haben, möchte Fischer nicht nennen. Man könne sie auf der Internetseite des Kreisverbands einsehen. Der Kreisvorstand seinerseits verweist auf den Landesverbandssprecher. Auf der Internet-Seite des Verbandes der „Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands“ - so der offizielle Name der Interessenvertretung - sind alle Ortsverbände mit Ansprechpartnern aufgelistet.

14 Frankfurter Ortsverbände ohne Vorstand, 15 mit

Ortsverbände ohne eigenen Vorstand sind laut Website Bergen-Enkheim, Fechenheim, Frankfurter Berg, Goldstein, Holzhausen-Ginnheim, Höchst-Unterliederbach, Nied, Niederrad, Oberrad, Praunheim-Römerstadt, Sachsenhausen, Sossenheim und Westend. Und jetzt eben auch Sindlingen, auch wenn dies im Internet noch nicht aktualisiert ist. Die Mitglieder des Kreisvorstands haben zum Teil drei oder vier Ortsverbände zu betreuen - vom Verschicken von Post über das Organisieren von Veranstaltungen und Vorträgen bis hin zu Hilfe bei Härtefällen. Eine zusätzliche Belastung für die Vorstandsmitglieder.

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