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Wie ein Vermieter tausende Euro Energiekosten spart

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Wollte es genau wissen: Herbert Krajnik.
Wollte es genau wissen: Herbert Krajnik. © enrico sauda

Mit einem speziellem Messverfahren ließ Herbert Krajnik ermitteln, wie viel Fernwärme er überhaupt benötigt - die Mieter profitieren.

Frankfurt -Die hohen Energiepreise haben im vergangenem Winter manch einem die Sorgenfalten auf die Stirn getrieben. Der Preis für Fernwärme etwa hat sich im zurückliegenden Herbst verdoppelt. Einer, der trotz der gestiegenen Kosten vergleichsweise entspannt bleiben konnte, ist Herbert Krajnik.

Er und seine Mieter in der Wohnanlage am Dom haben trotz der Erhöhung 2022 tatsächlich weniger für die Fernwärme zahlen müssen als in den Jahren zuvor. „Es könnte doch andere Frankfurter interessieren, wie wir das geschafft haben“, sagt Krajnik. Und Recht hat er.

Die Wohnanlage am Domplatz 8 und 10 und am Hainer Hof 1, 3 und 3a ist ein Areal von zusammen 81 Wohnungen. Krajnik ist Miteigentümer in einem der Häuser. „Die Häuser sind aus den 50ern. Es war eine berufsständische Wohngenossenschaft, bevor wir es erworben haben“, schildert er. „Seitdem ist viel geschehen.“

Unter anderem wurde bereits in den 90er Jahren rundum auf den Außenwänden eine Isolierschicht aufgetragen, und neue, Wärme sparende Fenster sind eingebaut worden. Was jedoch nie geschehen ist: Nie hat jemand den Wärmeanschlusswert angepasst. Und so kam es, dass die Wohnanlage mit ihren 81 Wohnungen eine Anschlussleistung von 540 Kilowatt hatte. Mit einem entsprechenden Grundpreis.

Ein Jahr lang drei mal täglich gemessen

„Wir haben das geändert“, sagt Krajnik. Er hat ein Ingenieurbüro aus Stuttgart beauftragt, den Wärmebedarf zu messen. „Sie haben im Heizungskeller einen Monitor installiert und dreimal täglich gemessen, ein Jahr lang“, so Krajnik. Ergebnis: Bei einem Gesamtwärmebedarf von 700 000 Kilowattstunden kann die Anlage mit einer Anschlussleistung von 280 Kilowatt - 260 weniger als bisher - sicher versorgt werden. Auch mit der Mainova-Garantie, mindestens 20 Grad in jedem Raum am kältesten Tag des Jahres, in der kältesten Stunde zu erreichen. Minus zwölf Grad sind für diese Stunde angenommen.

An Einsparungen bringt das eine ganze Menge, und zwar rein wegen des Grundpreises für die Anschlussleistung. Zuletzt lagen diese Grundkosten bei 37 840 Euro pro Jahr.

„Unsere Vertragsänderung bei der Mainova ist am 1. Mai 2021 in Kraft getreten“, sagt Krajnik. „Seitdem haben wir 34 269,80 Euro eingespart. Alleine 2022 waren es 20 852,88 Euro, also überschlägig etwa 20 Prozent der Heizkosten.“ Gerechnet auf 81 Wohnungen, sind es etwa 250 Euro pro Wohnung, also 20 Euro pro Monat, die die Fernwärmekosten gesunken sind.

Nicht ganz allerdings. Denn das Ingenieurbüro kassiert als Gegenleistung für seinen Aufwand die Hälfte der Einsparung, für fünf Jahre. Krajnik ist trotzdem von dem Prinzip überzeugt und vermutet: „Viele Häuser sind ja schon saniert. Ob da nicht vielleicht wie in unserer Anlage Einsparpotential ist?“

ABG und GWH prüfen regelmäßig

Gregor Weil, Geschäftsführer von Haus und Grund Frankfurt, glaubt, dass dies möglich sei. „Zahlen haben wir leider nicht. Allerdings sind die wenigsten Vermieter an die Fernwärme angeschlossen, die meisten heizen mit Erdgas.“ Dort ist die Kostenstruktur etwas anders. Bei der Fernwärme machen die Anschlusskosten bei Großanlagen etwa die Hälfte der Gesamtkosten aus. Trotzdem, Weil ist baff: „Ich habe noch nie gehört, dass man da so viel einsparen kann“, sagt er. „Das ist ja enorm.“ Seiner Einschätzung nach kümmerten sich die meisten Vermieter darum, dass die Tarife für die Mieter möglichst günstig werden - spätestens, wenn die bestehenden Verträge zur Verlängerung anstehen.

„Wir prüfen regelmäßig alle paar Jahre“, sagt auch Frank Junker, Geschäftsführer der ABG Holding. „Nach erfolgter Modernisierung messen wir sowieso nach und korrigieren die Lieferverträge mit der Mainova.“ Etwa, wenn bei einer Gasheizung ein neuer Kessel eingebaut wurde.

Ähnlich prüft die GWH bei Vertragsabschlüssen bzw. Vertragsverlängerungen mit Energieversorgern, ob die Anschlussleistung noch zum Wärmebedarf der Objekte passt. „In Frankfurt beispielsweise hat dadurch bei Vertragsverhandlungen vor fünf Jahren eine solche Anpassung stattgefunden und die Anschlussleistung für mehrere Liegenschaften konnte gesenkt werden“, sagt GWH-Sprecher Ozan Halici

Allerdings, für die Mainova dürfte dies unangenehm sein. Schließlich verdient sie am Fernwärme-Grundpreis unabhängig davon, wie viel Wärme sie liefern muss. Und 20 000 Euro weniger pro Jahr bei nur einer Anlage, das summiert sich doch.

Leider hat die Mainova keine konkreten Zahlen. Sprecher Sven Birgmeier zufolge ist für die Anpassung der Anschlussleistung alleine der Gebäudeeigentümer verantwortlich. Die Mainova begrüße die Reduzierung: „Energieeffizienz ist ein wichtiger Hebel hin zu mehr Klimaschutz“, so Birgmeier. „Sinkt nach einer Sanierung die benötigte Anschlussleistung, wird diese frei für neue Anschlüsse. Gerade in Netzbereichen, in denen die Leistungsgrenze der Versorgungsleitung erreicht ist, kann dies kurzfristig den Anschluss neuer Kunden in der Nähe der bestehenden Leitung ermöglichen.“ Ansonsten müssten diese eigene Leitungen erhalten, was zeit- und kostenintensiv ist. thomas j. schmidt

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