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Stadt will Plätze endlich klimaangepasst gestalten

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Von: Dennis Pfeiffer-Goldmann

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Der Riedbergplatz im Norden der Stadt wurde mit nur wenig grünen Flächen geplant. Dementsprechend heizt er sich im Sommer auf. Das soll bei zukünftigen Neubaugebieten nicht mehr passieren.
Der Riedbergplatz im Norden der Stadt wurde mit nur wenig grünen Flächen geplant. Dementsprechend heizt er sich im Sommer auf. Das soll bei zukünftigen Neubaugebieten nicht mehr passieren. © hamerski

Eine Prioritätenliste wurde bereits 2019 beauftragt, in einem Jahr soll sie nun vorliegen.

Frankfurt. Mit einer neuen Strategie will die Stadt das Aufheizen von Plätzen in Neubaugebieten verhindern. Dazu sei im Römer ein verwaltungsinterner Leitfaden für „Klimaangepasste Stadtplatzgestaltung“ erstellt worden, erklärt Planungsdezernent Mike Josef (SPD). Angewendet werden solle der auch bei der Umgestaltung bestehender Plätze. Die Vorgaben sollen die Stadtverordneten nun beschließen.

„Die Erfordernisse der Klimaanpassung werden die Freiräume und insbesondere die Stadtplätze verändern“, erklärt Josef in seiner Antwort auf eine Frage von Katharina Knacker (Grüne) in der Fragestunde der Stadtverordneten. Eine Platzgestaltung wie etwa auf dem Riedbergplatz, dem Walther-von-Cornberg-Platz in Sachsenhausen oder dem François-Mitterrand-Platz im Westend oder dem Atzelbergplatz in Seckbach dürfte damit wohl der Vergangenheit angehören. „Für eine zukunftsgerechte Gestaltung werden mehr Verschattungselemente, Bäume und Wasserflächen zum Einsatz kommen“, kündigt Josef an. Würden Flächen befestigt, sollten die Oberflächen hell sein. „Die Versiegelung ist auf ein Minimum zu reduzieren.“

Bei der Planung neuer Plätzewürden nun „alle Kompetenzen des Magistrates“ dezernatsübergreifend gebündelt. So solle „eine klimagerechte und auf die Zukunft ausgerichtete Platzgestaltung“ sichergestellt werden. Auch auf die Expertise externe Fachleute werde „selbstverständlich“ zurückgegriffen, sagt Josef.

Angewendet werden solle das neue Verfahren samt der neuen Richtlinie bei den Neubaugebieten, die die Stadt selbst plane. Als Beispiele nennt der Planungsdezernent das geplante Baugebiet „Nordöstlich Anne-Frank-Siedlung“ im Norden von Eschersheim an der A661, das Rebstockquartier in der Angelika-Machinek-Straße sowie die Quartiersplätze im künftigen Nordweststadtteil westlich von Praunheim.

Bei anderen Baugebieten formuliert es der Dezernent hingegen ein wenig vager. Dies betrifft jene Vorhaben, bei denen die Stadt die Realisierung über städtebauliche Verträge oder Erschließungsverträge in die Hand der Investoren legt. Hier würden „zugleich die jeweils aktuellen Maßstäbe einer klimagerechten und zukunftsfähigen Platzgestaltung an- und umgesetzt“, sagt Josef. Dies betreffe beispielsweise das Hilgenfeld am Frankfurter Berg und das Lurgi-Areal im Mertonviertel sowie - schon in Bau - das Ex-Avaya-Gelände an der Kleyerstraße im Gallus und das Schönhofviertel am Industriehof.

Paul-Arnsberg-Platz wird umgestaltet

Aktuell gestaltet die Stadt den Paul-Arnsberg-Platz im Ostend für 1,4 Millionen Euro neu. Das Projekt hat es schon dreimal ins Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes geschafft - wegen unverhältnismäßig großer Steuergeldverschwendung, unter anderem wegen des unkoordinierten Vorgehens der Stadtverwaltung.

Im Blick hat die Stadt die grünere Gestaltung der Stadtplätze schon länger. Bereits 2019 hatten die Stadtverordneten mit dem Integrierte Stadtentwicklungskonzept „Frankfurt 2030+“ (Istek) die Regierungen auch beauftragt, mit viel mehr Grünflächen in der Stadt für Abkühlung zu sorgen. Auf den 43-seitigen Fachbeitrag „Grün und Freiraum“ war Dezernent Josef besonders stolz, weil es Vergleichbares in keiner anderen deutschen Großstadt gab.

Doch erst jetzt konkretisiert die Regierung den damaligen Arbeitsauftrag in die Praxis: Den Stadtverordneten hat sie den „Leitfaden für Klimaangepasste Stadtplatzgestaltung“ vorgelegt, mit der Bitte, ihm zuzustimmen. Den Leitfaden hat eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe aus Grünflächenamt, Stadtplanungsamt, Stadtentwässerung, Amt für Straßenbau und Erschließung sowie Umweltamt ausgearbeitet.

Mike Josef und Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne) wollen sich nun beauftragen lassen, den Stadtverordneten binnen eines Jahres eine Liste von zehn bis 20 Plätzen „mit hohem Handlungsbedarf“ vorzulegen, die klimaangepasst umgestaltet werden könnten. Die Umgestaltungen sollten aus dem Klimaprogramm finanziert werden. Und jedes Jahr soll der Magistrat auch noch berichten, wie er vorankommt.

Derlei Kontrolle scheint wichtig zu sein. Schließlich hatten die Stadtverordneten eine Prioritätenliste bereits Anfang 2019 bei Rosemarie Heilig in Auftrag gegeben. Vier Jahre später aber gibt es diese offenkundig noch immer nicht.

Die Liste habe man „gedanklich schon“, erklärt Andrea Brandl, Büroleiterin der Umweltdezernentin. Sie solle nun „kurzfristig“ aufgestellt werden. Wichtig sei, dass jetzt alle Ämter zusammenarbeiteten, die mit Platzgestaltungen befasst seien, und alle die gemeinsamen Ziele befolgten. Dennis Pfeiffer-Goldmann

Bund fördert Umgestaltung des Riedbergplatzes

Gute Nachrichten für die Region: Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat am Mittwoch beschlossen, den Riedbergplatz in Frankfurt mit 1,088 Millionen Euro zu fördern. Die Mittel aus dem Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ fließen in die Neugestaltung des Platzes, um diesen klimaresilienter und lebenswerter für die Stadtbevölkerung zu gestalten.

Thorsten Lieb (FDP), Frankfurter Bundestagsabgeordneter und Mitglied des Haushaltsausschusses im Deutschen Bundestag: „Ich freue mich sehr über die Bundesförderung. Das ist ein großer Gewinn. Der Riedbergplatz, das sind aktuell 4000 Quadratmeter versiegelte Betonwüste, die sich im Sommer so stark aufheizt, dass sich dort niemand länger als nötig aufhalten möchte. Das wird sich jetzt ändern. Da wo mehr Grün- und Wasserflächen sind, ist auch die Umgebung kühler. Grün- und Freiräume sind der Lebensmittelpunkt unserer Städte. Damit sie das bleiben braucht es eine Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel.“

Auf dem Riedbergplatz soll eine hitzebeständige Bepflanzung zukünftig für ausreichend Schatten sorgen und die Aufenthaltsqualität steigern. „Die Bürger haben nichts von einem Platz auf dem man es im Sommer aufgrund von Hitze nicht aushalten kann. Damit leisten wir auch einen wichtigen Beitrag für den lokalen Klimaschutz“, so Thorsten Lieb, der sich auf Bundesebene für den Projektantrag eingesetzt hat. „Mit den veränderten Klimabedingungen, wachsen auch die Anforderungen an unsere Städte, zum Beispiel durch Hitze und Trockenheit. Dies macht es nötig, dass wir unsere Städte klima- und damit zukunftsfest machen“.

„Bedanken möchte ich bei Rainer Behrend, FDP Fraktionsvorsitzender Ortsbeirat Riedberg-Kalbach, und Eva Bieber, Kinderbeauftragte Riedberg, die sich auf kommunaler Ebene seit Jahren für die Neugestaltung des Riedbergplatzes einsetzen“, so der FDP-Haushaltspolitiker.

Das Projekt „Riedbergplatz“ kostet insgesamt 1,28 Millionen Euro. red

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