Städtebaubeirat mahnt „gute Gestaltung“ der Querpassage an

Torsten Becker, der Vorsitzende des Städtebaubeirats, befürchtet, dass die Bahn nur einen Funktionsbau plant, ohne städtebauliche Chancen zu ergreifen.
Frankfurt -Eine neue Querpassage unter den Gleisen des Hauptbahnhofs will die Bahn bauen. So soll der Tiefbahnhof des neuen Fernbahntunnels, der 2040 in Betrieb gehen soll, an die oberirdischen Gleise angebunden werden. Das Projekt bietet eine große städtebauliche Chance für das Umfeld des Hauptbahnhofs - davon ist Torsten Becker, der Vorsitzende des Städtebaubeirats der Stadt Frankfurt, überzeugt.
Wie gefällt Ihnen die Idee der neuen Querpassage unterm Hauptbahnhof, Herr Becker?
Eine solche Querpassage ergibt in jedem Fall Sinn. Die Frage stellt sich aber, ob nicht auch der Hafentunnel angeschlossen werden sollte an den neuen Tiefbahnhof und oberirdisch zumindest an die fünf langen ICE-Bahnsteige. Dann gäbe es nicht nur die neue Mittelquerung auf Höhe der Stuttgarter und Ludwigstraße, sondern auch noch eine Westquerung. Das würde auch den Hauptbahnhof aus noch weiteren Teilen von Gutleutviertel und Gallus besser erreichbar machen.
Welche Auswirkungen wird die Querpassage für die Stadt haben?
Die städtebaulichen Auswirkungen sind erheblich. Es entsteht dadurch eine sehr kurze und attraktive Fußwegverbindung. Das kann vor allem dem Gutleutviertel nutzen, das ja in einem Dornröschenschlaf liegt. Da wird sich viel tun, wenn die Lagegunst plötzlich so verbessert wird.
Wie sollte die Stadt damit umgehen?
Hier wird eine Randlage zur zentralen Lage. Das sollte die Stadt bewusst steuern, damit es eine positive Entwicklung und keine Gentrifizierung gibt. Eine städtebauliche Begleitplanung ist deshalb nötig, auch um die Klimaanpassung integriert umzusetzen.
Was könnte denn städtebaulich getan werden?
Beispielsweise sollte geprüft werden, ob man wirklich ein Heizkraftwerk und ein Straßenbahndepot in diesen Größen in einer so guten Lage braucht.
Und wie nutzt der Querbahnsteig dem Gallus?
Für die Quartiere hinter der Poststraße bedeutet der neue Zugang eine große Verbesserung. Auch der Fußweg ins Europaviertel, zum Millenniumareal und zur Messe wird erheblich kürzer. Die Stadt kann die neue Querpassage auch nutzen, um die Straßenbahnhaltestelle vor dem Hauptbahnhof zu entlasten. In Nidda- und Ludwigstraße liegen ja schon die Gleise der Fußballschleife. Von einer Haltestelle hier wären es nur 100 Meter bis zum neuen Zugang in den Hauptbahnhof.
Was halten Sie davon, dass die Bahn die Querpassage selbst plant?
Man sollte sie nicht nur als Funktionsbauwerk sehen und nicht nur aus den Augen von Ingenieuren. Dazu müssen über Wettbewerbe die besten Konzepte und die fähigsten Architekten gefunden werden. Diese Querpassage benötigt, wie die ganzen neuen Bauten am Hauptbahnhof, eine gute Gestaltung, eine gute Qualität. Das soll ja ein Aushängeschild für die Verkehrswende werden.