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„Ein Debakel“ am Frankfurter Hauptbahnhof: Viel Ratlosigkeit und verpasste Junggesellenabschiede

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Nicht alle haben vom bundesweiten Bahnstreik gehört. Entsprechend groß ist der Beratungsbedarf am Hauptbahnhof Frankfurt. Ein Ortsbesuch.

Frankfurt – Die eigentliche Kuriosität auf dem Hauptbahnhof Frankfurt sind am Freitagvormittag (21. April) zwei Züge auf Gleis zehn und elf. Was banal klingt, ist im wegen des Streiks, zu dem die Gewerkschaft EVG aufgerufen hat, zugfreien Bahnhof durchaus bemerkenswert. Sich bewegen werden aber auch diese beiden übrig gebliebenen Züge nicht. Bis 11 Uhr herrscht am Hauptbahnhof Stillstand und in vielen Gesichtern Ratlosigkeit.

Denn es sind mehr Menschen als gedacht gegen 9 Uhr an der zentralen Frankfurter Station. Ein Großteil ist mit Reisetaschen und Koffern unterwegs und schaut unglücklich auf die großen Anzeigetafeln in der Halle, die fast komplett leer sind. Die einzigen Züge, die angekündigt werden, sind fünf Regionalbahnen, die aber laut Fahrplan alle erst nach 11 Uhr fahren sollen.

Die Servicebeschäftigten der Bahn waren am Freitag sehr gefragt, um alternative Reisemöglichkeiten zu finden.
Die Servicebeschäftigten der Bahn waren am Freitag sehr gefragt, um alternative Reisemöglichkeiten zu finden. © Monika Müller

Hauptbahnhof Frankfurt: Bahnstreik verhindert Reise nach München

Entsprechend hat sich eine größere Menschenansammlung am Informationsschalter gebildet. Der ist zwar wegen des Streiks geschlossen, doch davor stehen Servicebeschäftigte der Bahn und geben bereitwillig Auskunft. Bhavin Pattani ist bereits am Mittwoch mit vier Freunden aus Leicester (England) nach Frankfurt gekommen. Heute wollten sie eigentlich nach München weiterreisen und dort einen Junggesellenabschied feiern, erzählt er auf Englisch.

Vom Streik haben sie nichts mitbekommen. Nun hoffen sie auf den nächsten Zug nach München, der gegen 12.20 Uhr auf Gleis 13 abfahren soll. Einen Bus als Alternative können sie nicht nehmen, alle Vormittagsfahrten sind ausgebucht.

Wegen des Streiks lieber auf den Bus gesetzt

Tatsächlich herrscht am nahen Fernbusbahnhof reges Treiben. „Noch jemand nach Köln-Flughafen?“, brüllt ein Flixbus-Beschäftigter über den Platz. Kurz darauf fährt der Reisebus auch schon los. Natalie – ihren Nachnamen möchte sie nicht nennen – steht mit ihrem Koffer am Rand des Abfahrtsbereiches und sieht ganz entspannt aus. „Meine Freundin und ich fahren heute mit dem Bus nach Göttingen“, sagt die 36-Jährige.

Eigentlich hatten beide schon Zugtickets gebucht gehabt, doch der Streik machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Am Donnerstag hat Natalie dann die Bustickets geordert. „Wenn das nicht geklappt hätte, hätten wir aufs Auto umsteigen müssen. Aber das wäre auch wieder teuer geworden.“ Verständnis habe sie schon für den Streik. „Ich hätte es nur gern eher gewusst.“

Bier-Pong vertreibt Wartezeit beim Bahnstreik

Nur wenige Meter entfernt, auf einer großen Freifläche, haben ein paar Männer einen Klapptisch aufgebaut. Darauf stehen einige Becher: Die Gruppe versucht sich die Zeit mit Bier-Pong zu vertreiben. Auch sie sind vom Ausstand betroffen, berichtet ein Mann namens Benedict und beißt in sein Mettbrötchen. Die 15-köpfige Gruppe möchte eigentlich nach Hamburg, um dort einen Junggesellenabschied zu feiern. „Echt traurig“, sei der Streik. Gerade, weil das Event lange geplant war. „Ein Debakel“, sagt Tim und fügt an, dass er versuche, seine Wut auf die Arbeitgeber zu kanalisieren, die schon eine Mitschuld hätten.

Um 11 Uhr ist der Streik planmäßig zu Ende. Die erste Regionalbahn fährt auf Gleis 9 in den Hauptbahnhof ein. Gegen 11.15 Uhr ist die Abfahrt nach Dieburg. Auch die S-Bahnen nehmen ihren Betrieb auf. Am Gleis 103 fährt die S3 nach Bad Soden. Gegenüber startet eine S1 nach Wiesbaden. Ganz langsam kehrt die Normalität zurück. (Steven Micksch)

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