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Syna investiert bis 2028 eine Milliarde in ihre Netze

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In den Netzleitstellen, den Schaltzentralen der Süwag, überwachen Mitarbeiter jeden Meter Leitung und jede Anlage im Netz des Energieversorgers und steuern Energieströme.
In den Netzleitstellen, den Schaltzentralen der Süwag, überwachen Mitarbeiter jeden Meter Leitung und jede Anlage im Netz des Energieversorgers und steuern Energieströme. © Maik Reuß

Energiewende macht Umbau der Versorgungs-Infrastruktur nötig.

Frankfurt. Zum einen steige die Zahl der „Einspeiser“ enorm, etwa durch private Photovoltaik-Anlagen. Zum anderen bedinge gerade die Konzentration von Rechenzentren im Rhein-Main-Gebiet einen Umbau der Stromnetze. Das sagt Dr. Andreas Berg, technischer Geschäftsführer der Syna, Netztochter des Regionalversorgers Süwag. Es sei eine Aufgabe, vor der alle Regionalversorger stünden, die Süwag ebenso wie die Mainova mit ihrer Tochter Netzdienste Rhein-Main GmbH oder auch die Avacon, deren Versorgungsgebiet sich von der Nordseeküste bis nach Südhessen erstrecken und die auch im Rhein-Main-Gebiet aktiv ist.

In fünf Jahren will die Syna in ihre Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetze rund eine Milliarde Euro investieren, die Rede ist von etwa 200 Millionen pro Jahr. Die komplette Stromnetz-Infrastruktur befinde sich im Umbau. Die Syna mit Hauptsitz in Höchst betreibt etwa 29 800 Kilometer in den vier Bundesländern Hessen, Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz. Die Investitionen sind unumgänglich, denn die Zeiten, in denen Strom in einem Großkraftwerk produziert und über bundesweite „Stromautobahnen“ der großen Übertragungsnetzbetreiber zu den Regionalversorgern transportiert wurde, sind vorbei: Bis 2030 rechnet die Syna mit etwa 3,2 Gigawatt Einspeisung aus regionalen Photovoltaik-Anlagen - das ist etwa das 3,6-Fache des derzeitigen Wertes. Dazu kommen bis 2030 etwa 0,4 Gigawatt zusätzlicher Strom aus Windkraft. Auf Verbraucherseite rechnen die Syna-Geschäftsführer mit rund 174 000 neuen Ladepunkten (Ladestationen auf der Straße, aber auch Wall-Boxen in Garagen) und etwa 80 000 Wärmepumpen. Das sind neun Mal so viele Ladepunkte wie bisher und 3,7 Mal so viele Wärmepumpen.

„Die Netze, die wir in der Vergangenheit betrieben haben, reichen dafür nicht mehr“, sagt Dr. Andreas Berg; sichere Netze seien das „Rückgrat der Energiewende“. Sein Kollege Manuel Rohrbach, in der Syna-Geschäftsführung für den kaufmännischen Part zuständig, fügt an: „Die Energiewende findet maßgeblich in den Verteilnetzen statt.“ Im Kleinen habe die Syna deswegen bereits den Anschluss neuer „Einspeiser“ digitalisiert: Wer sich eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach bauen lässt, muss nicht mehr darauf warten, bis Formulare hin- und hergeschickt worden sind, sondern meldet seine Anlage nun online an - und bekommt die Genehmigung zum Betrieb in der Regel innerhalb eines Tages. Die immens gestiegene Nachfrage lasse sich nur noch über das Online-Portal bewältigen.

Rechenzentren sind eine Herausforderung

Eine besondere Herausforderung des Rhein-Main-Gebiets seien die vielen Rechenzentren, die rund um den globalen Internetknoten Frankfurt entstehen, sagt Berg; ihr Stromverbrauch ist immens. „Wir haben Verträge mit Rechenzentrums-Betreibern geschlossen in der Größenordnung von 1500 Megawatt“, sagt Berg. „Das ist der doppelte Lastbedarf von ganz Frankfurt.“ Das heißt, dass Süwag und Syna allein binnen kürzester Zeit eine Netzkapazität zur Verfügung stellen müssen, die zwei Mal dem Verbrauch ganz Frankfurts entspricht. „Da reicht es nicht, ein neues Kabel zu ziehen“, sagt Dr. Andreas Berg, und greift das Bild von der „Stromautobahn“ auf: Die Syna hänge als Verteilnetzbetreiber am bundesweiten Übertragungsnetz, das etwa von Amprion oder Tennet betrieben wird. „Wir brauchen jetzt weitere Autobahn-Abfahrten.“ Wie etwa die Umspannanlage im Krifteler Läusgrund: Die mit 380 Kilovolt über die Freileitungen transportierte Energie wird in der Anlage heruntertransformiert und anschließend über das 110-Kilovolt-Netz regional verteilt. Ähnliche Anlagen gibt es in Schwanheim und Kelsterbach. „Wir brauchen drei weitere, nämlich in Hofheim und bei Oberursel und Eschborn“, sagt Berg - bis zum Ende des Jahrzehnts. Ein großer Bedarf bestünde auch im Frankfurter Osten.

Rund 35 Prozent des Hochspannungsnetzes im Rhein-Main-Gebiet müssten umgebaut und verstärkt werden, so Berg - das seien etwa 170 Kilometer. Zum Teil würden bestehende Trassen erweitert, etwa über neue Seile an den Masten, es seien aber auch neue Strommaste notwendig. Dieser Umbau, so Berg, sei unumgänglich: „Wenn gebaut werden muss, ist das oft störend, aber eben auch erforderlich.“

Holger Vonhof

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