Szenegastronom erbost über angebliche Randale in seiner Bar

Verlief die Silvesternacht in Frankfurt wirklich so friedlich, wie es die Sicherheitsbehörden darstellen? Nein, sagt Gastronom Jan Mai, und berichtet von Übergriffen in seiner Bar „First In“ an der Freßgass’. Bei der Polizei sind allerdings keine einschlägigen Anzeigen eingegangen. Warum meldet sich der Szenekenner erst jetzt ?
Wenn Jan Mai hört, an Silvester sei in Frankfurt alles bestens gewesen, wird der Gastronom richtig wütend. Nichts war bestens, sagt er, ganz im Gegenteil, und schildert seine Erlebnisse aus dieser Nacht folgendermaßen: Es ist 1 Uhr, als Mai mit Freunden in seiner Bar „First In“ auf der Freßgass’ nach dem Rechten sieht. „Wir kamen kaum rein, es war rappelvoll. Ich hab’ mich erstmal gefreut“, erinnert er sich. Die Freude währt nicht lange. Einmal drinnen, wird dem Gastwirt schnell klar, dass da was nicht stimmt. „Die Stimmung war ganz komisch. Überall an den Tischen gab es Diskussionen.“
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Am hinteren Ende der Bar entdeckt der 49-Jährige seinen Sohn, der mit einigen U19-Fußballern zum Feiern gekommen ist. Der Bar-Betreiber bahnt sich einen Weg durch die Menge, schnappt Gesprächsfetzen auf. – „Der hat meine Frau angegrabscht.“ – „Das ist meine Jacke, die der anhat.“ – Überall, so schildert es Mai, wimmelt es nur so von jungen Männern arabischer Herkunft.
„Was ist hier los?“, will er von seinem Sohn wissen. Dieser deutet auf einen Gast, der die Montcler-Jacke mit Pelzkragen (Preis: vierstellig) seines Kumpels trägt. Daneben steht ein Mann, der eine Frau belästigt haben soll. Der Gastronom spricht die Männer an. Deutsch können sie nicht, nur wenig Englisch. Es kommt zu Handgreiflichkeiten, Mai kassiert die Jacke ein, wirft die beiden raus. Aus seinem Restaurant Garibaldi fordert Mai Türsteher und Kellner als Verstärkung an. „Keiner kommt mehr rein. Alle, die kein Deutsch sprechen und kein Getränk haben, fliegen raus“, ordnet er an.
Frauen begrabscht
Erst als der Laden geräumt ist, wird Mai das Ausmaß klar: Vor dem First-In stehen „50, 60, vielleicht 70 Mann, alle ein Alter, alle eine Größe, die sahen alle gleich aus“. Die Männer hätten sich zuvor auf die Tische gesetzt, den Gästen die Getränke weggetrunken, die Frauen angetanzt und begrabscht, schildert er.
Als die Polizei eintrifft, sind die Störenfriede verschwunden. Die Situation scheint beruhigt. Mai und seine Freunde ziehen weiter in den „Gibson Club“, den der 49-Jährige gemeinsam mit einem Geschäftspartner betreibt. Dort ist alles ruhig. Gegen 3 Uhr klingelt Mais Handy Sturm, die Randalierer sind zurück im „First In“, die Situation droht zu eskalieren. Mai schnappt sich zwei Kumpels, „Türsteher-Typen“, macht sich auf den Weg ins „First In“. „Unsere kleine Barkeeperin war da schon den Tränen nahe.“ Sie hat mittlerweile gekündigt, außerdem eine Service-Kraft.
Warum Mai all das erst jetzt – nämlich gestern in der Bild-Zeitung – erzählt? Weil es ihn so wütend mache, dass alle so tun, als hätten die Sicherheitskräfte an Silvester alles im Griff gehabt, sagt er. „Wenn das ,alles im Griff‘ ist, können wir uns warm anziehen“, schimpft er. „Es reicht nicht, das Mainufer abzuriegeln, das verlagert das Problem nur in die Nebenstraßen. Und wenn so ein Mob einen Laden stürmt, haben Sie keine Chance.“
Seltsam: Die Frankfurter Polizei hat laut ihrem Sprecher Manfred Füllhardt von den Zwischenfällen auf der Freßgass’ nichts mitbekommen. Zwar sei gegen 1 Uhr ein Notruf eingegangen, als die Beamten eintrafen, sei jedoch alles ruhig gewesen. Zwei Anzeigen wegen Körperverletzung, zwei Festnahmen, mehr habe es in der Silvesternacht rund um die Freßgass’ nicht gegeben, sagt Füllhardt. Trotzdem werde die Polizei der Sache nachgehen.
Von etwa 1900 Asylbewerbern nordafrikanischer, arabischer und afghanischer Herkunft, die zu Silvester mit Zügen aus Fulda, Gießen, Darmstadt und Heidelberg am Hauptbahnhof angekommen waren, hatte die Bundespolizei berichtet. Über größere Zwischenfälle war bislang nichts bekannt. Auch in den Sozialen Netzwerken gibt es keinerlei Hinweise auf die von Mai geschilderten Ereignisse. Auf einen Facebook-Aufruf dieser Zeitung zu möglichen Zwischenfällen meldete sich gestern niemand. Andere Frankfurter Gastronomen sagten gegenüber der FNP, ihnen sei nichts aufgefallen, was den Schilderungen ihres Kollegen nahe komme.
„Sozialromantiker“
Im Sicherheitsausschuss der Stadt will Mai am 20. Februar seine Erlebnisse schildern. „Ich will, dass die ganzen Sozialromantiker endlich mal wahrnehmen, dass es so nicht weitergeht“, sagt Mai und betont, dass er nichts gegen Ausländer habe. „Ich bin umgeben von Ausländern, fast mein gesamtes Personal hat ausländische Wurzeln.“
Sympathie für die AfD
Dass Mai eine gewisse Sympathie zur AfD hegt, zeigen hingegen Posts auf seiner Facebook-Seite. Mit „Weiter so, AfD“ kommentiert er etwa in einem Beitrag vom 18. September das Ergebnis der Wahlen für das Abgeordnetenhaus in Berlin, wo die AfD aus dem Stand 14,2 Prozent holte.
Wenig überraschend: Die ersten Reaktionen auf den Bericht der Bild-Zeitung kamen gestern von der AfD, den ebenfalls dem rechten Spektrum zuzuordnenden Bürgern Für Frankfurt (BFF) und dem unabhängigen Oberbürgermeisterkandidat Volker Stein.