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Tansuluu kann endlich wieder lächeln

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Zu Dr. Dr. Ulrich Rieger hat die kleine Tansuluu aus Kirgistan Vertrauen gefasst. Zusammen mit mehreren Kollegen hat er das Mädchen gestern operiert.
Zu Dr. Dr. Ulrich Rieger hat die kleine Tansuluu aus Kirgistan Vertrauen gefasst. Zusammen mit mehreren Kollegen hat er das Mädchen gestern operiert. © Christian Christes (www.chrischristes.de)

Schlimme Verbrennungen schränkten Tansuluu in ihren Bewegungen ein – jetzt hat das Markus-Krankenhaus dem kleinen Mädchen geholfen und es kostenlos operiert. Im Rahmen der Kooperation mit der Hilfsorganisation Friedensdorf International, die das Kind nach Frankfurt brachte.

Noch vor wenigen Tagen schaute Tansuluu schüchtern durch das Krankenzimmer, ihren Teddybär drückte sie fest an sich. Erst als Privatdozent Dr. Dr. Ulrich Rieger den Arm um ihre Schulter legte, entspannte sich das kleine Mädchen. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, die dunklen Augen begannen zu strahlen. Die Verunsicherung ist kaum verwunderlich. Stand dem Mädchen aus Kirgistan doch am Markus-Krankenhaus eine große Operation bevor. Wahrscheinlich die bislang größte in ihrem jungen Leben.

Vor zwei Jahren hatte sich das kleine Mädchen schlimmste Verbrennung durch ein Feuer zugezogen. Drei Operationen mit Hauttransplantationen wurden bereits in ihrem Heimatland durchgeführt. Allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Bis heute hindern die Narben das Kind in ihrer Bewegung. So kann Tansuluu den Kopf nur schwer nach rechts drehen und ihren linken Arm nur eingeschränkt anheben. „Das führt automatisch zu einer Fehlhaltung des Arms und der Hand. Damit dies nicht auf Dauer so bleibt, muss hier so schnell wie möglich eingegriffen werden“, erklärt Ulrich Rieger, Chefarzt an der Klinik für Plastische und ästhetische Chirurgie des Markus-Krankenhauses.

Solch eine Operation kostet zwischen 7000 und 10 000 Euro. Eine Summe, die sich Tansuluus Eltern niemals hätten leisten können. Deswegen übernimmt das Krankenhaus die Kosten für die Operation und die Nachbehandlungen. Organisiert hat die Hilfsaktion das „Friedensdorf International“. Eine Hilfseinrichtung, die kranke und verletzte Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten zur medizinischen Versorgung nach Deutschland holt. Bärbel Franz, die seit 20 Jahren bei der Organisation arbeitet, hat den Kontakt zur Ginnheimer Klinik hergestellt. Schon seit einigen Jahren besteht diese Kooperation.

„Alles gut verlaufen“

„Aktuell sind es 260 Kinder, die wir nach Deutschland gebracht haben und hier betreuen. Dazu gehört auch ein regelmäßiger Besuchsdienst im Krankenhaus“, sagt Franz. Ohnehin nimmt sich die Organisation viel Zeit für ihre kleinen Patienten. Tansuluu ist bereits seit mehreren Wochen in Deutschland, im August wird sie wieder nach Kirgistan fahren. Wenn sie dort ankommt, wird sie sich wieder völlig normal bewegen können.

Gestern wurde Tansuluu unter der Leitung des Chefarztes operiert. Fünf Stunden waren für die Operation mit zwei Ärzteteams angesetzt, so lange brauchten sie auch. Und die Arbeit hat sich gelohnt. „Es ist alles so gelaufen, wie wir es uns vorgestellt haben. Es gab keine Komplikationen, Tansuluu liegt jetzt im Aufwachraum. Es geht ihr gut“, berichtete der Mediziner gestern nach dem Eingriff.

Körpereigenes Gewebe

Transplantiert wurde ausschließlich körpereigenes Gewebe. Um die Beweglichkeit wiederherzustellen. „Es waren die dicken Narbenstränge, die Tansuluu so stark eingeschränkt haben. Wir haben das Gewebe verschoben und die Narben verlängert“, erklärt Dr. Dr. Rieger. Wenn sie wieder richtig wach ist, dann wird sie merken, dass sie Arm und Kopf wieder bewegen kann. „Und mit einem Strahlen reagieren. Mehr Dank für mich als Mediziner gibt es nicht“, sagt Rieger.

Er und Bärbel Franz wissen nicht, wie es zu Tansuluus schweren Verbrennungen kam. Die Fünfjährige kann sich nicht mehr an das schreckliche Erlebnis erinnern, ihre Eltern sprechen nicht darüber. Allerdings kann sich Ulrich Rieger, selber Vater von drei kleinen Kindern, anhand der Verletzungen ausmalen, wie schlimm das Erlebte gewesen sein muss. „Manchmal will man lieber nicht wissen, was genau passiert ist“, sagt er.

Drei Wochen wird Tansuluu nun im Krankenhaus bleiben und sich erholen. Ob noch Korrekturen nötig sind, das werden Zwischenuntersuchungen zeigen. Ausgeschlossen ist dies bei solch einem umfangreichen Eingriff nicht. Für das kleine Mädchen wird die Zeit in der Klinik aber wie im Flug vergehen. Da ist sich Ulrich Rieger sicher. „Sie wird die ganze Station aufmischen und schnell zum Liebling aller avancieren. Weil sie nicht an den Beinen operiert wurde, kann sie auch bald raus“, ist sich der Mediziner sicher, dass Tansuluu dann im Krankenhauspark herumtoben wird. Ohne Schmerzen. Und ohne körperliche Einschränkungen. Wie vor dem Unglück.

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