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Terror-Abwehr: Betonklötze werden ersetzt

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Von: Dennis Pfeiffer-Goldmann

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Seit sieben Jahren schützen diese ihrer Optik wegen unbeliebten Betonpoller Plätze wie die Hauptwache. Es gibt schönere Alternativen. Die Stadt lässt nun ein Konzept erarbeiten und hat die entscheidenden Dezernate, Ämter und Sicherheitsbehörden an einen Tisch gebracht. FOTO: dennis pfeiffer-goldmann
Seit sieben Jahren schützen diese ihrer Optik wegen unbeliebten Betonpoller Plätze wie die Hauptwache. Es gibt schönere Alternativen. Die Stadt lässt nun ein Konzept erarbeiten und hat die entscheidenden Dezernate, Ämter und Sicherheitsbehörden an einen Tisch gebracht. © Dennis Pfeiffer-Goldmann

Frankfurt -Bis zu den Feiern des Paulskirchenjubiläums im Mai sollen die ersten neuen Terrorsperren in der Stadt einsatzfähig sein. Nach jahrelangen Debatten erarbeitet die Stadt nun ein Konzept, um die riesigen Betonklötze zu ersetzen. Wie die neuen Sperren aussehen, ist aber noch offen.

Sieben Jahre werden die Betonklötze im Sommer alt, und viele Freunde haben die hässlichen Teile nicht. Sie werden als Müllablagen verwendet, als Untergrund zum Sprayen, als Zielpunkt beim Urinieren. Trotz viel Kritik und politischer Debatten blieb die Stadtregierung hartleibig, schob sich gegenseitig die Zuständigkeit zu. Der frühere Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) lehnte jede Änderung aus Kostengründen ab.

Nach anderthalb Jahren unter der Ägide seines Nachfolgers Stefan Majer (Grüne) kommt nun Bewegung in die Sache. „Wir geben aktuell ein Konzept in Auftrag“, erklärt Majers Verkehrsreferentin Ulrike Gaube. Es gehe dabei um neue stationären Terrorsperren in der Innenstadt, wofür das Mobilitätsdezernat, das Stadtplanungsamt und das Amt für Straßenbau und Erschließung zuständig seien. Fürs Sicherheitskonzept für Veranstaltungen sei die Tourismus+Congress GmbH (TCF) zuständig, für die Sicherheitsanforderungen der Fußball-EM 2024 das Sportdezernat. Alle säßen mit am Tisch, betont Gaube - ebenso wie Polizei, Ordnungsamt, Feuerwehr und Rettungsdienst.

So ganz freiwillig kommt die Stadt dabei nicht in die Gänge. Nach Informationen dieser Zeitung drängt die Polizei seit kurz vor dem Weihnachtsmarkt darauf, die Betonklötze abzulösen. Zu groß sei die Gefahr, dass sich bei einem Lkw-Aufprall Betonteile lösen und Passanten verletzen. Die Klötze hatte die TCF nach den Terroranschlägen von Nizza und Berlin 2015 und 2016 schnell angeschafft. „Das System hat seinen Zweck voll erfüllt, effektiv Veranstaltungen zu schützen“, sagt TCF-Geschäftsführer Thomas Feda. Allerdings sei es „nicht mehr up-to-date“, und nun liege eine „Empfehlung“ der Polizei vor, auf zeitgemäßen Schutz umzustellen.

Der Herr über in Summe 800 Tonnen Terrorschutz klingt erleichtert darüber, dass er die Klötze los wird. „So ein Betonelement schützt, aber es ist halt nicht schön“, sagt Feda. Es gebe inzwischen hunderte bessere und effektivere Systeme. Der TCF-Chef hofft nun auf ein flexibles, leichtes, von der Polizei selbst zertifiziertes Pollersystem. „Wir hätten dann deutlich geringere Kosten.“ Schließlich wiegt jeder Betonklotz 2,4 Tonnen, der Aufsatz weitere 1,2 Tonnen. Auf- und Abbau seien zwar „eingespielt“, aber jedes Mal ein sehr großer Aufwand, sagt Feda.

Wie der neue Terrorschutz aussehen könne, solle das Gutachten aufzeigen, sagt Referentin Gaube. Für die festen Standorte in der Innenstadt und die flexiblen Notwendigkeiten für Feste und Veranstaltungen solle es verschiedenartige Lösungen geben. Selbst für die stationären Sperren „wird es nicht eine Lösungen für alle geben können“, da die Ansprüche an Sicherheit und Gestaltung zu unterschiedlich seien, so Gaube.

Neue Poller schon beim Paulskirchenfest

Den Anfang machen daher zwei Pilot-Standorte in der Großen Eschenheimer Straße an der Hauptwache sowie an der Zufahrt in die Freßgass aus Richtung Rathenauplatz/Biebergasse. Das seien „eher Standardsituationen“, während etwa auf dem Opernplatz noch mehr Wert auf passende Gestaltung gelegt werden müsse. Vermutlich würden Poller genutzt, wie es sie schon vielfach in der Stadt gebe, „nur mit größerem Durchmesser“, sagt Gaube.

Auf Basis der Erfahrungen sollten dann weitere Standorte angegangen werden. Wann, mag die Referentin noch nicht einschätzen. Das Gutachten prüfe aber auch alle vorhandenen Standorte, ob diese notwendig seien. Neben Opernplatz und Hauptwache geht es auch um den Römerberg, das Mainufer und Alt-Sachsenhausen. Klar ist: „Wir wollen das Paulskirchenfest schon mit neuen Pollern schützen“, sagt Thomas Feda.

Selbst an auf den ersten Blick als Bollwerk nicht zu erkennende Lösungen denkt man bei der Stadt. So haben Deutsche Bank und EZB ihre Vorplätze mit erhöhten Pflanzrabatten und Wasserflächen so geschützt, dass kein Attentäter mit einem Fahrzeug durchkäme. Solche Umbauten seien aber teuer, aufwendig und nur langfristig umsetzbar, räumt Ulrike Gaube ein. Das gelte auch für das Entschärfen von Straßen, die auf gefährdete Orte zuführen und als „Anlaufstrecken“ genutzt werden könnten - wie die Bockenheimer Landstraße Richtung Opernplatz.

Daher erwähnen Feda und Gaube einen Platz voll des Lobes, den viele Frankfurter eher hässlich finden: das erhöhte Plateau an der Konstablerwache. „Da brauchen wir keinen Schutz“, erklärt die Majer-Referentin. So oft die Treppenstufen rundherum auch kritisiert werden: Sie schützen Markt- und Festbesucher effektiv vor jeder Fahrzeugattacke. Dennis Pfeiffer-Goldmann

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