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Theatertunnel in 42 Milliarden Messpunkten

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Ein Mitarbeiter des Vermessungsamts misst mit einem Theodoliten einen Referenzpunkt ein. Rechts im Bild einer der beiden Laserscanner, der einer unscheinbaren Digitalkamera gleicht.
Ein Mitarbeiter des Vermessungsamts misst mit einem Theodoliten einen Referenzpunkt ein. Rechts im Bild einer der beiden Laserscanner, der einer unscheinbaren Digitalkamera gleicht. © Bernd Kammerer

Amt für Straßenbau digitalisiert das Bauwerk, um Schäden besser feststellen zu können

Eine Million Messungen pro Sekunde nimmt jeder der beiden Laser-Scanner auf. In der Nacht zum Donnerstag haben drei Mitarbeiter des Stadtvermessungsamts die Geräte durch den Theatertunnel bewegt. Sieben Minuten an einer Stelle, 60 Million Messungen pro Minute, danach wurden die Scanner 25 Meter weitergetragen, und das Spiel wiederholte sich. „Wir messen an 100 Standpunkten“, sagte Ugur Ücdal vom Amt für Straßenbau und Erschließung. Rechnerisch also wurden in dieser Nacht 42 Milliarden Messungen aufgenommen. Doch warum?

Ücdal gerät fast ins Schwärmen über die neue Technik. „Ein Tunnel wie etwa der Theatertunnel muss alle drei Jahre untersucht werden, alle sechs Jahre gibt es eine große Untersuchung.“ Das Problem sei jedoch, dass die Tunnelwände mit Betonplatten verkleidet seien. „Was dahinter ist, sehen wir nicht“, sagte er. Schäden, die nicht ganz offensichtlich sind - etwa langsame Verschiebungen im Erdreich hinter den Wänden - könnten bei den Untersuchungen unentdeckt bleiben.

Der Messfehler liegt bei fünf Millimetern

Deswegen erprobten das Amt für Straßenbau und Erschließung und das Stadtvermessungsamt in der Nacht ein neues Verfahren: die terrestrische Laserscantechnik. Dabei tastete jeder der beiden Scanner die Wände ab und registrierte die Entfernung des Punktes. „Dies geschieht mit einer Genauigkeit von plus-minus fünf Millimetern“, sagte Joachim Kaiser vom Vermessungsamt. Dies sei ausreichend für die standardmäßige Gebäudeinspektion, versicherte Ücdal. Man könne mit den Daten später ein dreidimensionales Modell des etwa 400 Meter langen Tunnels errechnen - und dieses Datenmodell in einem Jahr, nach der nächsten nächtlichen Messung, mit dem neuen Bild vergleichen.

„Wenn die Wände sich bewegen oder verschieben, wenn ein Riss sich verbreitert, dann sehen wir das“, erläuterte Ücdal. „Das Programm errechnet selbstständig die Unterschiede zwischen den beiden Messungen und sagt uns, welcher Riss breiter geworden ist.“ Es sei eine Arbeitserleichterung, die mit mehr Sicherheit einhergehe.

In dieser Nacht - die Messung dauerte von 21.15 bis 6 Uhr - wurde der Tunnel komplett gescannt. „Wenn wir es nicht schaffen, können wir morgen Nacht noch einmal kommen“, hatte Joachim Kaiser kurz zuvor angekündigt. Das war jedoch nicht nötig.

In dieser Nacht also wurde die „Nullmessung“ vorgenommen, wie Ücdal erläuterte: „Alle späteren Messungen werden mit dieser Messung verglichen.“ Die erste Wiederholung ist in einem Jahr geplant, dann in zwei und in drei Jahren, von da an alle drei Jahre, so wie es der Wartungsplan des Tunnels vorsieht.

Starke Rechner für viele Daten

Die enorme Datenfülle zu bearbeiten, ist heute kein großes Problem mehr. Das macht das Vermessungsamt mit starken „Workstations“. Beeindruckend simpel und klein hingegen sehen die beiden auf Stativen befestigten Scangeräte aus. Sie sind nicht größer als eine Digitalkamera.

Bei jedem neuen Messpunkt wurden sie gezielt auf Referenzpunkte geleitet: kleine weiße Kunststoffkugeln, die an bestimmten Stellen an der Tunnelwand mit Magneten befestigt worden waren. Hat man die Daten des einen Balles in 15 Metern Entfernung und des anderen in zehn Metern, kann man den eigenen Standpunkt errechnen. „Alle Messpunkte später werden bezogen auf die Referenzpunkte“, so Kaiser. Und bei der nächsten Messung in einem Jahr werden diese Bälle wieder an genau diesen Stellen hängen, sodass die beiden digitalen Theatertunnel dann im Rechner miteinander verglichen werden können.

Ganz billig ist die neue Messmethode nicht. Das Stadtvermessungsamt hatte zwei der neuen terrestrischen Laserscanner angeschafft, zum Preis von je 55- bis 60 000 Euro. Ugur Ücdal wünscht sich schon die nächste nächtliche Messkampagne. Diesmal im Hafentunnel: „Das plane ich jetzt.“

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