Till Lindemann: Keine After-Show-Party bei Konzert in Frankfurt?
Nach den Missbrauchsvorwürfen gegen den Rammstein-Frontmann fordert die Linke Auflagen für zwei Lindemann-Konzerte im November in Hessen.
Frankfurt/Kassel - Es dauert noch Monate, bis Sänger Till Lindemann mit seiner Solo-Tour nach Hessen kommt. Derzeit ist der Rammstein-Frontmann mit seiner Band noch auf Europa-Tour, doch der jüngste Auftritt in München wurde durch die schweren Vorwürfe überschattet. Am 17. November gastiert der Sänger und Lyriker in der Jahrhunderthalle Frankfurt, tags darauf in der Eissporthalle Kassel. Bereits jetzt fordert die Partei Die Linke Auflagen für beide Termine. „Für diese Konzerte müssen Vorkehrungen getroffen werden, damit alle Besucherinnen und Besucher möglichst unbeschwert feiern können“, betont Fraktionsvorsitzender Michael Müller in einer Pressemitteilung der Linken. Die Veranstalter habe man aufgefordert, „Awareness-Strukturen“ zu schaffen und die jeweilige After-Show-Party konsequent zu verbieten.
Zu eben jenen Aftershow-Partys sollen in der Vergangenheit Frauen eingeladen worden sein, um Sex mit Till Lindemann zu haben. Diesen Verdacht äußerte die 24 Jahre alte Irin Shelby Lynn Ende Mai auf Twitter. Zudem behauptete sie, während des Konzertes betäubt und anschließend mit Gedächtnislücken sowie blauen Flecken am Körper aufgewacht zu sein. Weitere Frauen unterstützten daraufhin in den sozialen Netzwerken diese Vermutung, basierend auf vermeintlichen Beobachtungen oder Erlebnissen bei Rammstein-Konzerten. Offen kommuniziert worden sei der Grund für die Einladung zu den After-Show-Partys aber nicht, wie die Youtuberin Kayla Shyx (bürgerlich: Kaya Loska) in einem kürzlich veröffentlichten Video behauptet. Manche Frauen seien gezielt unter falschen Versprechungen in den Backstage-Bereich gelockt und dort unter Druck gesetzt worden.

Konzert in München schon ohne After-Show-Party und „Row Zero“
Über die Anwaltskanzlei Bergmann & Schertz ließ Lindemann diese schwerwiegenden Vorwürfe abstreiten sowie rechtliche Schritte einleiten. In einem ersten Statement der Band auf Instagram hieß es zudem, man verurteile jede Art von Übergriffigkeit. Auch Sophia Thomalla, Ex-Partnerin Lindemanns, sprang ihm öffentlich zur Seite. Doch auf die aktuell laufende Europa-Tour hatten die Vorwürfe bereits Auswirkungen: Das erste Deutschland-Konzert nach Bekanntwerden der Anschuldigungen wurde am vergangenen Mittwoch ohne After-Show-Party und die sogenannte „Row Zero“ veranstaltet. In dieser abgetrennten Reihe unmittelbar vor der Bühne sollen die rekrutierten Frauen angeblich während des Konzertes gestanden haben, ehe es anschließend zur After-Show-Party ging.
Ein solche Feier soll es nach den Konzerten in Frankfurt und Kassel nicht geben, wenn es nach den Vorstellungen der Linken geht. „Sollten die Veranstalter nicht von Sich aus entsprechende Schritte unternehmen, werden wir die notwendigen Schritte über die Kommunalpolitik gehen müssen. Die Diskussion um die Rammstein-Konzerte in München zeigen, wie das gehen kann“, so Stephanie Schury, Sprecherin für Kulturpolitik der Linksfraktion in der Stadtverordnetenversammlung Kassel. Sie sagt außerdem: „Alle Besucherinnen und Besucher der Lindemann-Konzerte in Frankfurt und Kassel müssen sich sicher fühlen können.“
Mit Skandal-Auftritten haben Frankfurter Event-Veranstalter zuletzt bereits Erfahrung gemacht: Um das Konzert von „Pink Floyd“-Gründer Roger Waters Ende Mai gab es aufgrund von Antisemitismus-Vorwürfen eine öffentliche Debatte. (rk)