Bei Toiletten gar nicht Spitze
Lebensqualität oder Wirtschaftskraft: Bei vielen Städterankings belegt Frankfurt vordere Plätze. Nur bei der Versorgung mit öffentlichen Toiletten sieht es vergleichsweise schlecht aus. Baudezernent Jan Schneider will jetzt die Bürger fragen, wo sie Nachholbedarf sehen.
Im „Zukunftspavillon“ auf dem Goetheplatz hängt eine Stadtkarte. Mit roten Nadeln sind dort die Standorte der öffentlichen Toiletten markiert. 34 sind es im gesamten Stadtgebiet, auf 100 000 Einwohner kommen nicht einmal fünf Anlagen. Im Vergleich der größten deutschen Städte ist das sehr wenig, wie Kerry Reddington, Mitglied der Kommunalen Ausländervertretung, ermittelt hat (siehe Grafik). In Städten wie Köln, Düsseldorf oder Stuttgart ist die Versorgung doppelt so gut. Es geht aber auch viel schlechter: In Essen etwa wurden vor 20 Jahren sämtliche öffentlichen Toiletten geschlossen.
Etwas besser sieht es für Frankfurt aus, wenn man die öffentlichen WCs dazurechnet, die nicht von der Stadt betrieben werden. Dann kommt man auf 55 Standorte – einen pro 13 000 Einwohner. Damit kann sich Frankfurt zumindest in Hessen sehen lassen. In Kassel teilen sich 20 000 Einwohner eine öffentliche Toilette, in Wiesbaden sind es sogar 29 000. Laut einer Richtlinie sollte es ein öffentliches WC pro 5000 bis 10 000 Einwohner geben.
Neue Standorte gewünscht
Reddington kämpft dafür, dass sich die Situation in Frankfurt verbessert. Anlässlich des heutigen Welttoilettentags (siehe auch „Info“) hat der Unternehmer bereits am Freitag Politiker sowie Vertreter von Verbänden und Unternehmen zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Das Interesse ist groß, und schon nach einer Stunde sind zu den roten Nadeln auf der Karte einige blaue hinzugekommen. Mit diesen sollten Besucher markieren, wo sie sich zusätzliche Standorte für öffentliche Toiletten wünschen. Das Mainufer ist häufig vertreten, aber auch für die großen Parks und den Grüngürtel wird Bedarf gesehen.
Baudezernent Jan Schneider (CDU) will die Wünsche jetzt systematisch erheben. Auf der Internet-Plattform „Frankfurt fragt mich“ sollen die Bürger eintragen können, wo sie zusätzliche Toiletten für sinnvoll halten, kündigte der Stadtrat bei der Veranstaltung im „Zukunftspavillon“ an. Die Ergebnisse sollen dann in ein Gesamtkonzept für die öffentlichen Toiletten einfließen.
Ein solches gibt es bisher nicht. Mit Einzelmaßnahmen wird versucht, die schlimmsten Engpässe zu beseitigen. Auf Initiative Reddingtons wurden im vergangenen Sommer zum Beispiel mobile Dixi-Toiletten am Mainufer aufgestellt. „Die Nachfrage zeigt, dass Bedarf besteht“, schildert Schneider erste Erkenntnisse. Er betont aber auch, dass die „Stabsstelle öffentliche Toiletten“ im Liegenschaftsamt nur drei Mitarbeiter und ein begrenztes Budget habe.
Hohe Kosten
Das ist ein großes Problem: Bau und Betrieb öffentlicher Toiletten sind teuer. Die frisch renovierte Anlage im Untergeschoss der Konstablerwache zum Beispiel, die täglich von rund 2000 Personen aufgesucht wird, verschlingt monatlich 20 000 Euro an Betriebskosten, an der Hauptwache sind es sogar 35 000 Euro. Und für eine neue selbstreinigende Anlage, wie sie zum Beispiel im Holzhausenpark aufgestellt wurde, muss man mit rund 150 000 Euro rechnen.
Doch nach Ansicht von Elisabeth Felt sind so hohe Ausgaben gar nicht nötig. Sie präsentiert auf dem Goetheplatz wasserlose Toiletten, die nach ihren Angaben in barrierefreier Ausstattung nur zwischen 6000 und 12 000 Euro pro Stück kosten. Im Botanischen Garten an der Siesmayerstraße steht eine solche Anlage, die auch für Standorte geeignet ist, an denen es keinen Wasser- und Kanalanschluss gibt. Dazu zählen auch viele Spielplätze, für die der Ortsbeirat 9 (Eschersheim, Ginnheim, Dornbusch) schon vor Jahren eine bessere Versorgung mit öffentlichen Toiletten gewünscht hat – bisher ohne Erfolg.
So ging es auch anderen Stadtteilparlamenten. Oliver Strank (SPD), Ortsvorsteher im Ortsbezirk 1 (Innenstadt, Bahnhof, Gutleut, Gallus), gibt trotzdem nicht auf. Am Freitag legte er einen Antrag vor, in dem der Magistrat aufgefordert wird, werbefinanzierte City-Toiletten aufstellen zu lassen. Damit greift er einen FNP-Bericht auf, in dem positive Erfahrungen anderer Städte mit der Verknüpfung von Toiletten und Werberechten geschildert werden. Ob sich Frankfurt dafür entscheidet, ist noch offen. Jan Schneider aber verspricht: „Wir werden uns im Städteranking nach oben arbeiten.“