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Tomaten und Chilis zum selber pflücken

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Junior Stefan Scondo (links) freut sich, die Gärtnerei seines Vaters Reinhold weiterzuführen. In den lange ungenutzten Gewächshäusern im Bärengarten wächst wieder reichlich Gemüse.
Junior Stefan Scondo (links) freut sich, die Gärtnerei seines Vaters Reinhold weiterzuführen. In den lange ungenutzten Gewächshäusern im Bärengarten wächst wieder reichlich Gemüse. © Michael Faust

Die Gärtnerei Scondo in Oberrad reaktiviert am Bärengarten ihre steinalten Gewächshäuser.

Frankfurt. Tomaten, so weit das Auge reicht: Die roten Früchte haben zurzeit Hochsaison und reifen in dicken Trauben an den Pflanzen, die in zahllosen Reihen im großen Gewächshaus in die Höhe ragen. In den kleineren Treibhäusern gedeihen Cherry-Tomaten, Chilis, Paprika und Knoblauch, draußen wachsen Gurken, Zucchini, Kartoffeln und Mais. Alle Pflanzen hat Stefan Scondo in Eigenarbeit gesetzt und hegt und pflegt sie seit Monaten. Nebenher zu seinem Hauptjob.

Der Clou: Die Kundschaft pflückt ihr Gemüse selbst und bringt es zur Waage. Rispen werden mit der Schere oder dem Messer abgeschnitten, einzelne Tomaten gepflückt. Die Preise hängen an den Treibhäusern aus: „Tomaten, ein Kilogramm 3,30 Euro“, „Cherrytomaten, 100 Gramm ein Euro“, „Knoblauch, 100 Gramm ein Euro“.

An der Pflanze gereift

Der Junior und seine Frau Astrid kam die zündende Idee, Gemüse zum selbst ernten anzubauen, eines Abends zusammen mit Freunden. „Ich hatte sie zum Tomaten-Tasting eingeladen und eine Bierbank mitten ins Gewächshaus gestellt. Meine Freunde sagten: Warum machst du das nicht im großen Stil?“

Und so reifte der Gedanke, die Gewächshäuser wieder zu aktivieren - und damit den elterlichen Betrieb fortzuführen. „Ich dachte mir schon länger, das kann nicht sein, aus dem Gelände nichts zu machen“, sagt der 36-Jährige. Die Eltern wollen sich mehr und mehr zur Ruhe setzen, und „es wäre schade, wenn es den Betrieb nicht mehr gäbe.“

Reinhold Scondo, der auf die 70 zugeht, hatte vor rund 15 Jahren umgesattelt und Blumen angepflanzt. Den Stand auf dem Erzeugermarkt auf der Konstablerwache betreibt er weiterhin mit seiner Frau. Die Gärtnerei besteht mehr als hundert Jahren - so alt sind die ältesten Gewächshäuser, die am Bärengarten noch stehen.

Die Ware zum selbst ernten anzubieten, ist der Tatsache geschuldet, dass die Scondos dafür selbst kaum Zeit und Manpower haben“. Aber der Vorteil ist auch, dass die Kunden ihr Gemüse ganz frisch und so reif wie möglich mitnehmen können. „Das Gemüse hat den besten Geschmack, wenn es Zeit hat, an der Pflanze zu reifen“, wirbt Stefan Scondo. „Das ist ein riesiges Privileg, das wir hier vor Ort haben.“

Auch die Kundschaft schätzt das. „Seit wir Anfang Juli aufgemacht haben, kamen Leute jeden Alters, auch ältere Herrschaften mit Stock“, erzählt Scondo. Das Selbsternten sei zudem ein Erlebnis. Diese Woche war eine Kindergruppe zu Gast und staunte nicht schlecht darüber, wie gut das frische, selbstgepflückte Gemüse schmeckt. „Die Kinder sagten, das seien die allerbesten Tomaten, die sie je gegessen haben“, freut sich Scondo. „Es ist eben ein Unterschied, ob man im Supermarkt kauft oder direkt vom Feld“.

Historisches im Einsatz

Stefan Scondo macht die Gärtnerarbeit großen Spaß. „Ich bin jeden Tag hier. Ich habe mir auch ein alte Gartenmaschine aus den Sechziger Jahren gekauft.“ Und das, obwohl auf dem Gelände noch einiges museumsreifes Gerät herumsteht, das der Vater von früher behalten hat: Motorbetriebene Fräsen und eine Pflanzmaschine, die Samen in quadratische Erdstücke setzt. Wer weiß, vielleicht setzt er sie eines Tages wieder ein. Stefanie Wehr

Gärtnerei Scondo

Im Bärengarten 3, geöffnet Samstag 9-14 Uhr, Dienstag und Donnerstag, 16.30 bis 19.30 Uhr

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