Touchdown in Gefahr

Nachwuchssorgen bei Frankfurt Universe. Der American-Football-Verein sucht neue Spieler.
Nervös trippelt der 15-Jährige mit den Füßen auf und ab. Er trägt eine weiße, kurz unter dem Knie endende Hose, ein schwarzes Trikot und einen lilafarbenen Helm. Mit den Händen klopft er sich auf die Oberschenkel und wartet auf das Signal des Trainers. Als das kommt, läuft er los, zusammen mit einem Mannschaftskollegen, den er binnen Sekunden auf den Rasen legt und vom Ball trennt. "Erfolgreich getackelt", erklärt Marc-Philipp Gräff, sportlicher Leiter des Football-Vereins Frankfurt Universe.
Der Jüngste ist acht Jahre alt
Es sind die Nachwuchsmannschaften des Vereins, die an diesem Abend auf dem Rasenplatz der TGS Vorwärts trainieren. Die U 16 und die U 13. Rund 50 Kinder- und Jugendliche - ausschließlich Jungs. Denn das einzige Mädchen - bis zur U 16 wird gemischt gespielt - ist an diesem Tag krank.
Der jüngste der Spieler ist gerade einmal acht Jahre alt. Beim Anziehen der Ausrüstung und Aufsetzen des rund 1,5 Kilogramm schweren Helms braucht er noch Hilfe. Die er bekommt. Von den Trainern und den älteren, erfahreneren Mitspielern.
"Football spielen kann jeder, der Spaß an der Bewegung und am Teamsport sowie Einsatz und Ehrgeiz hat", sagt Gräff. Sei der Football-Funke einmal übergesprungen, dann "gibt es kein Zurück mehr". Das zeige auch die immer größer werdende Begeisterung in Deutschland an American Football. Erst recht, nachdem Frankfurt zu einem der Spielorte der NFL gekürt wurde.
Bei der Universe-Jugend spürt man davon allerdings wenig. Immer weniger Nachwuchsspieler zählt der Verein. Was sicher auch in der Corona-Pandemie begründet sei. Lange habe man nicht spielen dürfen, Besuche in Schulen, um den Sport dort vorzustellen, fielen aus. "Das spüren wir deutlich", sagt Gräff. 100 interessierte Kids seien vor der Pandemie pro Jahr zum Verein gestoßen. Derzeit seien es vielleicht 30, maximal 50. Es sei gar so dramatisch, dass man nicht wisse, ob man für die nächste Saison eine U 13-Mannschaft melden könnte. "Wir freuen uns über jeden, der Lust auf ein Probetraining bei uns hat", sagt Gräff.
Auch die Eltern machen sich mittlerweile Sorgen um die Nachwuchsteams. Wie Peter Schlees, dessen Sohn Philip (14) seit drei Jahren Teil von Universe ist. Vorher hatte er bei Makkabi Fußball gespielt. "Er saß dort viel auf der Bank. Das frustriert", sagt der Vater. Beim Football sei das nicht der Fall. Dort dürfe jeder einmal oder mehrmals spielen. Zudem spiele es keine Rolle, ob jemand schnell oder langsam, groß oder klein, dünn oder etwas korpulenter sei. "Es gibt beim Football für jeden eine Position", wirbt Schlees deshalb für den Sport, der seinen Sohn zu einem selbstbewussten Teenager gemacht habe. Der Teamspirit, das Fairplay und das Miteinander neben dem Platz seien "etwas ganz Besonderes".
Das zeigt sich, als einer der Spieler sich an der Hand verletzt. Sofort gehen seine Mitspieler in die Knie und klatschen, bis er wieder aufgestanden ist. "Es gibt zwar Hierarchien in der Mannschaft, aber die Spieler zollen sich untereinander großen Respekt. Das ist es, was diesen Sport mit ausmacht", sagt Gräff.
Erst seit diesem Jahr trainiert die Universe-Jugend in Rödelheim, zuvor waren sie bei der SG Nied. Dort mussten sie jedoch der Eintracht Platz machen. Für Spieltage ist das Feld am Rebstöcker Weg jedoch zu klein, gespielt wird deshalb in Nieder-Eschbach. Mittlerweile. Denn die Teams mussten auch schon nach Rüsselsheim ausweichen. "Was als Frankfurter Mannschaft etwas peinlich ist", sagt Peter Schlees.
Teure Ausrüstung
Plakate haben er und die anderen Eltern zusammen mit dem Verein drucken lassen und aufgehängt. Ukrainische Flüchtlingskinder wollen sie auch in den Verein holen. Alles, damit die Jugendmannschaft bestehen bleiben kann. Unterstützung erhalten sie dabei von Carolin Friedrich, sportpolitische Sprecherin der CDU, die einen Antrag stellen will, damit die Jugend zumindest einen Container erhält, in dem Ausrüstung gelagert werden kann.Denn die ist teuer, mindestens 150 Euro müssen Eltern dafür berappen. Auch ein Grund, warum viele Kinder nach einem Probetraining nicht mehr kommen. Obwohl der Football-Funke übergesprungen ist. "So wäre es möglich, diesen Kindern zu helfen. Aber das können wir erst, wenn uns geholfen wird", sagt Gräff. judith dietermann
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