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TSG-Legende Gudrun Werner: Gymnastik ist ihr Leben

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Von: Friedrich Reinhardt

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Der Sport hat sie jung gehalten - trotzdem beschloss Gudrun Werner, mit 80 Jahren damit aufhören, Kurse zu leiten.
Der Sport hat sie jung gehalten - trotzdem beschloss Gudrun Werner, mit 80 Jahren damit aufhören, Kurse zu leiten. © Friedrich Reinhardt

Die beliebte Übungsleiterin der TSG, Gudrun Werner, hört nach 55 Jahren auf.

Gudrun Werner ist 1958 auf dem Deutschen Turnfest in München erwachsen geworden. Nicht, weil sie dort das erste Mal Bier getrunken hat. „Mir war so schlecht“, erinnert sie sich. Sondern weil sie ihr ganzes Leben dem Sport gewidmet hatte und es ihr erstes Turnfest „mit den Großen“ war, wie sie es ausdrückt. „Endlich nicht mehr zum Kinderturnfest.“

Im Sonderzug ist sie mit Freunden aus der TSG und ihrer Mutter nach München gefahren. Es ist das erste Mal, dass die 16-Jährige Frankfurt verlässt und eine andere Großstadt sieht. „Das Stadion war beeindruckend.“ Und beim Gymnastik-Sieben-Kampf mit Übungen am Barren, auf dem Balken, mit dem Ball oder mit den Keulen habe sie „ganz gut“ abgeschnitten. „Ich war ganz zufrieden.“ Die Begeisterung von damals hat sie nie losgelassen.

Gudrun Werner: „ein emotionaler Abschied“

Werner ist mittlerweile Mutter von zwei erwachsenen Kindern und 80 Jahre alt, auch wenn man sie mit den roten Haaren und dem modischen Kleidungsstil auf Ende 60 schätzen könnte. Ihre Fotoalben sind gefüllt mit Bildern von Turnfesten und Gymnaestradas. Werner ist nun wieder einen großen Schritt in ihrer sportlichen Karriere gegangen. 55 Jahre war die „echte Fechenheimerin“ Übungsleiterin bei der TSG. Kurz vor Weihnachten hat sie ihre letzte Übungsstunde gehalten. „Sehr emotional“ sei der Abschied gewesen. Manche haben gesagt: Mach doch weiter! Aber Werner hielt sich an ihren Plan. „Ich habe immer gesagt, wenn ich 80 bin, höre ich auf.“ Ihr Anspruch war, alle Übungen stets auch selbst machen zu können. Vielleicht hat sie das so jung gehalten.

1968 hat sie ihre erste Kursleitung bei der TSG übernommen, ein Gymnastikkurs. Ab 1977 kamen noch Koronarsport-Kurse hinzu, die das Herz stärken. Neben dem Engagement bei der TSG besuchte sie unzählige Turnfeste. Und neben ihrem Beruf als Verkäuferin im Textilgeschäft Sehring gegenüber vom Alten Rathaus brachte Werner als Turngauwartin anderen Kursleitern neue Übungen bei und entwarf Choreographien, die dann bei Festen vorgeführt wurden.

Die Begeisterung für das Turnen und die Gymnastik war immer da, seit Kleinkindtagen. Eine Rolle spielte das Elternhaus und vor allem die Mutter, Greta Seitz. Und: Als Kind wohnte Werner direkt neben der TSG-Turnhalle in der Pfortenstraße.

„Wenn ich Zeit hatte, ging ich in die Halle, das war irgendwie klar“, sagt Werner. Und sie habe die Leidenschaft von ihrer Mutter geerbt. Auch diese war Übungsleiterin bei der TSG - bis ins Alter von 87 Jahren.

„Die Gene habe ich von meiner Mutter. Ich habe sie und meine Tochter auch“, freut sich Gudrun Werner. Es rührt sie, dass ihre Tochter, Arlette Mann, heute auch Kurse bei der TSG leitet. Sie macht das Kleinkindturnen und das Eltern-und-Kind-Turnen.

„Die Zeiten haben sich geändert“

Die Zeiten hätten sich aber geändert, sagt Werner. Früher sei es selbstverständlich gewesen, dass der ganze Kurs nach dem Training noch zusammensaß. „So entstanden Freundschaften.“ Heute, da Übungsleiter bezahlt werden, seien sie oft nach dem Training gleich wieder weg.

„Die Sportkurse waren ihr Leben“, sagt Werners Ehemann. Er sei überrascht, wie gut sie den Abschied als Übungsleiterin verkraftet habe. Werners Blick wandert über die Bilder in den aufgeschlagenen Fotoalben. Auf jedem ist sie mit anderen Sportlern zu sehen. „Ach, was hab ich das gern gemacht“.

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