TV-Duell: Bouffier und Schäfer-Gümbel im Schlagabtausch auf Augenhöhe

Am Mittwoch trafen Volker Bouffier und Thorsten Schäfer-Gümbel im Hessen-Fernsehen aufeinander. Inhaltlich bekräftigten sie ihre unterschiedlichen Positionen, im Stil blieben beide recht entspannt. Attacken und Sticheleien blieben aber auch nicht aus.
„Bisher ging alles um Bayern und Berlin, jetzt geht’s um Hessen“, betonte Ministerpräsident Volker Bouffier gestern Abend im Rede-Duell des Hessischen Rundfunks (hr) gegen seinen Herausforderer Thorsten Schäfer-Gümbel. „Hier läuft es anders“, ergänzte der CDU-Chef, „ohne ständigen Krawall und Krisengipfel“, hob Bouffier in Anspielung auf sein Regierungsbündnis mit den Grünen hervor. Die hessische Landesregierung habe einen einmaligen Stil in Deutschland gezeigt. „Ich möchte, dass diese erfolgreiche Politik und dieser erfolgreiche Stil fortgesetzt werden können“, resümierte er. Von den Querelen in Berlin und dem desaströsen Ergebnis seiner Parteifreunde in Bayern distanziert sich auch SPD-Chef Schäfer-Gümbel.
Gemeinsamkeiten
Nach der „schweren Schlappe in Bayern“ sieht er die hessische SPD viel besser aufgestellt. Mit ihrer „Gradlinigkeit, Beständigkeit und Fehlerkultur“ haben die hessischen Sozialdemokraten viel Vertrauen gewonnen bei den Menschen, meint Schäfer-Gümbel. Sich selbst sieht er „so gut vorbereitet wie noch nie“, um Bouffier an der Spitze des Landes abzulösen. „Die Luft ist raus aus der Regierung“, stellt der SPD-Chef fest, schiebt aber hinterher „bei allen Verdiensten“.
Diese Randbemerkung war nur ein Beispiel für den fairen Umgang der Kontrahenten miteinander. Bouffier nutze gestern Abend erneut die Gelegenheit, seinem Herausforderer für die Zusammenarbeit in der Flüchtlingskrise zu danken. „Wir haben das Kernthema der AfD, die Flüchtlingspolitik, in Hessen sehr gut bearbeitet und haben nie die Nummer der Ausgrenzung und des Hasses mitgemacht“, lobte Bouffier seine Regierung und fügte an: „Die Sozialdemokraten haben das mit uns gemeinsam gemacht.“
Schäfer-Gümbel freute sich über das Lob und zeigte sich „fest davon überzeugt, dass es richtig war, in dieser wichtigen gesellschaftlichen Frage mit der Regierung zusammenzuarbeiten“. Dennoch konnte er sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Gesellschaftlicher Zusammenhalt entsteht nur dann, wenn wir es schaffen, die Probleme der Menschen zu lösen.“ Die CDU erreiche die Bürger aber nicht, weil sie zu wenig vor Ort sei. Seine Partei hingegen wolle einen engeren Austausch pflegen. Vor allem aber müsse die CDU in Sachen Abgrenzung zur AfD zunächst „vor ihrer eigenen Haustür kehren“, nachdem sie jahrelang etwa die populistischen Ausfälle von Hans-Jürgen Irmer in ihren Reihen geduldet habe.
Diesen Vorwurf ließ Bouffier nicht auf sich sitzen und betonte, Irmer sei „ein Demokrat“, der immer wieder erfolgreich sein Direktmandat verteidigt habe. Übereinstimmungen zeigten sich anschließend wieder in der Diesel-Debatte: „Der Diesel-Fahrer darf nicht der Dumme sein“, betonten beide wortgleich und zeigten sich offen für Zuschüsse aus Steuermitteln, falls es mit Druck auf die Automobilindustrie allein nicht gehe. Als Bouffier dann aber versuchte, Schäfer-Gümbel ins Boot zu holen, um Betriebsräte und Gewerkschafter von der gemeinsamen Position zu überzeugen, wurde der SPD-Chef kiebig: „Ich bin schon lange an den Themen dran mit den Betriebsräten,“, sagte er. Bouffier hingegen sei erst vor ein paar Wochen auf Hardware-Nachrüstungsforderungen eingeschwenkt.Der Ministerpräsident verwies auf den ersten Diesel-Gipfel, den es schon vor eineinhalb Jahren gegeben habe. „Aber da waren Sie ja nicht dabei“, zischte er süffisant in Richtung Schäfer-Gümbel.
In Sachen Redezeit mussten die Moderatorinnen Bouffier immer wieder in seine Schranken verweisen. Diese Steilvorlage ließt sich wiederum Schäfer-Gümbel nicht entgehen und rieb seinem CDU-Kontrahenten schmunzelnd unter die Nase: „Ich twittere regelmäßig, deshalb kann ich auch kurz.“
Keine Festlegungen
„Kontrovers verlief auch die Diskussion zur Bildungspolitik. Vor allem in der Frage der vollständigen Gebührenfreiheit von der Krippe bis zur Meisterprüfung, wie sie die SPD fordert, stritten beide um die Finanzierungsmöglichkeiten. Schäfer-Gümbel will die Umsetzung seines Versprechens ermöglichen und hofft dabei auch auf Steuermehreinnahmen. Bouffier wollte sich nicht auf Zusagen über sechsstündige Kita-Gebührenbefreiung hinaus festlegen.
Fazit: Die Debatte vor laufenden Kameras verlief auf Augenhöhe.