U-Bahn-Architekt Artur C. Walter ist tot

Er ist der Schöpfer der ersten Frankfurter U-Bahn-Stationen. Nun ist der Architekt Artur C. Walter gestorben.
Noch Ende Februar war Artur C. Walter mit Kollegen in einer „seiner“ U-Bahn-Stationen, „Westend“, weil er unglücklich war mit Planungen für einen Aufzug und selbst nach einer Lösung suchen wollte. Sein Urheberrecht nahm er ernst, schon bei der Umgestaltung der Station „Alte Oper“, um die es zwischen ihm und der Verkehrsgesellschaft Frankfurt einen Dissens gab. Vergangenen Samstag ist der Architekt und Diplom-Ingenieur im Alter von 88 Jahren gestorben.
Walter hat große Spuren hinterlassen in seiner Wahlheimat, wo er in Oberrad lebte und arbeitete. Jeder kennt die B-Ebene der Hauptwache, sicher sein umstrittenster Entwurf. Seit vielen Jahren schon wird in der Stadt diskutiert, das 1968 fertiggestellte Bauwerk verschwinden zu lassen, mit dem die jungen Architekten Wolfgang Bader und Artur C. Walter die Menschen einladen wollten, durch die Passage über der U-Bahn-Station zu wandeln. Er konnte sehr streng blicken, wenn Kritik an dem „großen Loch“ geübt wurde, wenn jemand von einer Schande für die Innenstadt sprach. Den Zustand der B-Ebene mit Schmutz und Kriminalität sah er nicht als Folge der Architektur, sondern als Ergebnis gesellschaftlicher Fehlentwicklungen.
Aus Bremen kommend, wo er (wie auch in Stockholm) studiert hatte, übernahm er mit nur 29 Jahren die Rolle des Planungschefs der Nassauischen Heimstätte, zuständig für den Bau von sechs- bis siebentausend Wohnungen. Er war neugierig, wollte „anders“ bauen, sich von der als Jugendlicher durchlebten Zeit der Diktatur absetzen. Und er musste einfach und praktisch bauen, weil wenig Geld vorhanden war. 1962 wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit, für ein Kind aus einer Beamtenfamilie kein einfacher Schritt. Der Zuschlag der Stadt für die Arbeit an der „A-Strecke“, dem ersten Bauabschnitt der Frankfurter U-Bahn, erfolgte Anfang 1963. „Neue Sachen erfinden, die besser als die alten sind“, lautete sein Leitmotiv. Ein geradezu gesellschaftspolitischer Ansatz. Und er wollte die Bevölkerung „mitnehmen“, denn das Mammut-Projekt mit jahrelangen Bauarbeiten hatte viele Gegner. Ein Vorbild habe es nicht gegeben, die Verhältnisse seien nicht mit Hamburg oder Berlin, wo es damals schon unterirdischen Verkehr gab, vergleichbar gewesen. Er habe mit großartigen Bauingenieuren arbeiten können, „eine andere Klasse als heute“.
Als Zweckbauten müssen die Stationen aus der Anfangszeit der demnächst 50 Jahre alten U-Bahn-Strecke unter der Eschersheimer Landstraße gelten. Aber Walter benutzte auch bis dahin nicht verwendete Materialien wie emailliertes Metall, erdachte günstige Beleuchtungskonzepte, und die Isolierung gegen Wasser war herausfordernd. Seine spätere Architektur nimmt starken Bezug auf die Umgebung der Stationen. Die Stationen „Alte Oper“ und „Westend“ sind weite Hallen, am Halt „Westend“ spielt die Formensprache der Stützen auf den nahen Palmengarten an. In den sechziger Jahren fehlten die Mittel für Aufzüge, also ließ Walter sie weg, was dann später für Debatten sorgte. Artur Walter war lange aktiv im Bund Deutscher Architekten, ist kritischen Themen nie aus dem Weg gegangen. Seine Stimme wird fehlen.
(red)