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Erst Ende 2027 fertig: Ausbau der U5 durch Frankfurter Europaviertel verspätet sich

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Ursprünglich für 2020 geplant, soll die U5 nun erst Ende 2027 durch das Frankfurt Europaviertel rollen - dafür bis zum Römerhof. Auch die Kosten steigen deutlich auf mehr als 500 Millionen Euro.

Frankfurt – Die Kosten für die U5-Verlängerung ins Europaviertel steigen auf mehr als eine halbe Milliarde Euro. Auch können die U-Bahnen erst später rollen: statt anfangs geplant 2022 und zuletzt für Ende 2025 avisiert nun wohl ab Ende 2027. Dann aber soll die U5 übers Europaviertel hinaus bis in den Römerhof fahren, kündigt Mobilitätsstadtrat Wolfgang Siefert (Grüne) an.

Er verspricht Fahrgästen aus dem Westen der Stadt und auch Autofahrern dadurch Zusatznutzen durch die 1,4 Kilometer lange oberirdische zweite Verlängerung entlang der Straße am Römerhof bis zum künftigen Gymnasium. An der Haltestelle Schmidtstraße solle ein zentraler Umsteigeknoten mit den Buslinien aus Gallus, Rödelheim, Griesheim, Nied und Höchst entstehen - baulich wie in Enkheim mit gemeinsamen Bahnsteigen für U5 und Busse. Am Endbahnhof Römerhof soll auch die Option für eine mögliche spätere Verlängerung der Strecke Richtung Nied-Ost und Höchst vorgesehen werden. Vor allem aber: Hier am Römerhof will die Stadt eine Umsteigemöglichkeit vom Auto zur U-Bahn schaffen mit einem Park+Ride-Parkhaus.

1,2 Kilometer der Strecke für die U5-Verlängerung im Europaviertel verlaufen im Tunnel - eine kostspielige Angelegenheit.
1,2 Kilometer der Strecke für die U5-Verlängerung im Europaviertel verlaufen im Tunnel - eine kostspielige Angelegenheit. © Rüffer

„Die Autobahnausfahrt ist ganz nah“, sagt Dezernent Siefert. Nur 900 Meter Fahrt sind es von der A648, wodurch das P+R-Angebot auch von A5 und A66 schnell erreichbar sein wird. Das mehrstöckige Parkhaus solle über der Abstellanlage der U-Bahn entstehen, kündigt Siefert an. Es werde voraussichtlich kurz nach der Eröffnung der U-Bahn-Strecke fertig.

Für die Römerhof-Verlängerung sollen die Stadtverordneten demnächst eine Entscheidung über die Variante fällen. Für die Europaviertel-Verlängerung sollen sie bis Jahresende die Schatulle erneut weit öffnen müssen. Waren bisher 373,5 Millionen Euro für die 2,8 Kilometer lange U5-Strecke - davon 1,2 Kilometer im Tunnel - geplant, rechnet die städtische „Stadtbahn Entwicklung und Verkehrsinfrastrukturprojekte Frankfurt GmbH“ (SBEV) nun mit 515 Millionen Euro. Die Mehrkosten muss die Stadt vorfinanzieren. Dezernent Siefert geht aber davon aus, dass Land und Bund von den Mehrkosten unterm Strich an die 60 Prozent übernehmen - wie beim ganzen Projekt.

Ausbau der U-Bahn in Frankfurt: Bau- und Materialpreise in Deutschland seit Beginn um 40 Prozent gestiegen

Teurer wird es vor allem wegen explodierender Baupreise. Seit dem Baubeginn 2019 seien Bau- und Materialpreise in Deutschland um 40 Prozent gestiegen, erklärt SBEV-Technikgeschäftsführer Ingo Kühn. Nicht nur Stahl ist viel teurer, generell seien die Kapazitäten der Baufirmen im Raum Frankfurt wegen der vielen Baustellen knapp und teuer. Beim Bahnbau sei es noch extremer, sagt der kaufmännische Geschäftsführer der SBEV, Florian Habersack. „Dort zeigt sich auch keine Abkühlung des Marktes.“ Auch die Baunebenkosten erhöhten sich stark, etwa, weil das sehr umfangreiche und teure Grundwassermonitoring nun viel länger notwendig sei. Steigende Löhne erhöhten die Kosten weiter.

Zur Verzögerung der Tunnelbaustelle tragen neben Personalproblemen während Corona und Lieferengpässen durch den Ukraine-Krieg auch Verzögerungen mit Ausschreibungen bei. So habe die SBEV im Sommer Ausschreibungen zurückziehen müssen, da die Gebote bis zu 50 Prozent über den Erwartungen lagen - und diese hatte die SBEV zuvor schon um 75 Prozent angehoben.

Ausbau der U-Bahn in Frankfurt: Maschinen-Ausfall kostete Tunnelbauer ein halbes Jahr

Ein halbes Jahr verloren die Tunnelbauer, als das Schneidrad der Tunnelbohrmaschine 2020 kaputtging. Über die Verantwortung für den 30-Millionen-Euro-Schaden sind sich Bauunternehmen und Stadt uneins, das kläre nun ein Gericht, erklärt Florian Habersack. Noch einmal länger dauerte es und teurer wurde es, da die Bauarbeiter nun nicht drei, sondern 15 Meter bis zum Anschluss an den Bestandstunnel unterm Platz der Republik konventionell per Bagger und Schaufel graben mussten. Verankerungen des U4-Tunnels aus den 1990er-Jahren waren hier der Tunnelbohrmaschine im Weg.

„Aus dem Problem, dass es länger dauert, versuchen wir eine Chance zu machen“, kündigt Dezernent Siefert an. Nicht nur will er die Römerhofstrecke zeitgleich mit der durchs Europaviertel eröffnen. „Dann wäre endlich einmal in Frankfurt eine U-Bahn vor den Bewohnern da.“ Das war in den 1990er-Jahren im Europaviertel genau anders herum passiert. Damit das klappt, müssen die Stadtverordneten auch das Wohngebiet konkret auf den Weg bringen. Denn nur dann geben Bund und Land bis zu 90 Prozent Zuschuss für den Bau der Strecke. Die Verlängerung zum Römerhof soll „nur“ 51,8 Millionen Euro kosten. (Dennis Pfeiffer-Goldmann)

Auch das Frankfurter S-Bahn-Netz wird erneuert. Aufgrund der Arbeiten kommt es am Wochenende (21. bis 23. Oktober) zu Verspätungen und Ausfällen. Die Deutsche Bahn hat einen Ersatzverkehr eingerichtet.

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