Begeisterte Besucher: Überwiegend Lob fürs neue Schlossfest-Konzept
Auch ohne große Kerb und Feuerwerk strömten die Massen nach Höchst - und es blieb friedlich.
Frankfurt -„Ja“, sagt Claus Cromm, „einige können sich vom Althergebrachten nicht lösen und trauern der Kerb und dem Feuerwerk hinterher. Aber“ - und da leuchtet das Gesicht des Höchster Vereinsringsvorsitzenden - „das sind nur ganz wenige Stimmen. Dafür gibt es ganz viele, die sagen, dass ihnen das neue Konzept gut gefällt und dass sie auf jeden Fall wiederkommen möchten“.
Über den Verzicht auf den großen Vergnügungspark und das Feuerwerk - und damit auch auf den Abschluss-Montag - ist während des 65. Höchster Schlossfests häufig diskutiert worden. Die Gründe haben die Organisatoren vom Vereinsring dargelegt: Der Vergnügungspark war ein Zuschussgeschäft geworden; zudem hatten drei große Fahrgeschäfte die Höchster im vergangenen Jahr einfach sitzengelassen und waren trotz Verträgen ohne Absage ferngeblieben. In Sachen Feuerwerk hatte man sich immer öfter die Frage stellen müssen, ob ein solches Spektakel mit Lärm und Unmengen Feinstaub noch zeitgemäß ist, und zudem in der Vergangenheit ob der Dürresommer immer öfter bis zur nahezu letzten Minute auf die Genehmigung gewartet.

Stadt Frankfurt musste Grillverbot aufheben
„Damit wir Würste grillen können, musste für uns das Grillverbot in öffentlichen Anlagen für den Brüningpark außer Kraft gesetzt werden“, lässt Cromm den Umfang des Organisations- und Genehmigungsaufwands kurz aufblitzen. Was sein Vereinsrings-Team leistet, ist so stark, dass am Freitagabend sogar ein Kamerateam des Hessischen Rundfunks erschien und vor und hinter den Festkulissen filmte und etwa auch bei den Mannschaftsbesprechungen dabei war.
Mit ein paar alten Hasen und einem jungen Service-Team, organisiert von Claus Cromms Tochter Hanna sowie den Zwillingen Laura und Jessica Langer, hat der Vereinsring ein Zehn-Tage-Kulturfest auf die Beine gestellt und ist einmal mehr dem Anspruch gerecht geworden, das größte ehrenamtlich organisierte Stadtteilfest Frankfurts zu stemmen. „Mein Team kann ich nicht oft genug loben“, sagt Claus Cromm, der mit seinen Stellvertretern Dirk Knauber und Henning Brandt und dem Vereinsring-Geschäftsführer Bernd Scheu bergeweise Akten bewegt, um die Schlossfest-Tradition an sich ständig verändernde Gegebenheiten anzupassen. Dazu gehören Terrorsperren, die von der Stadt vorgeschrieben werden, genauso wie Nachtwächter, die aufpassen, dass Kupferdiebe keine Kabel stehlen - einer der Gründe, der die Kerb so verteuert hatte, dass sie nicht mehr zu bezahlen war.
Abba-Coverband in Höchst von jungen Leuten besucht: „Das treibt dir Pipi in die Augen“
An jedem Tag der vergangenen Woche gab es Programm im Brüningpark, vom Open-Air-Kino über Schlagernächte bis hin zum Klassik-Abend. Von Freitag bis gestern Abend standen die großen Rock- und Pop-Nächte auf dem Programm. Der Höhepunkt hat selbst die Veranstalter überrascht: Nach der Vorgruppe Hot Stuff füllte sich der Brüningpark am Freitag für Abba Explosion, bis kaum noch ein Stehplatz zu ergattern war. „Wenn du dir überlegst, wie alt die Original-Band jetzt ist, und du dann siehst, dass die ganze Tanzfläche voller Leute unter 30 ist, dann treibt dir das doch Pipi in die Augen“, sagt Cromm.
Aber auch die L.A. Band und Seven Hell, vor Jahren zu „Hessens bester Coverband“ gekürt, sorgten für einen Riesen-Andrang. Die Hitze tat ihr Übriges: „Unser Getränkehändler ist leergekauft“, sagt Cromm, „wir mussten zwischendrin die Bier- und auch die Apfelwein-Sorte wechseln, und auch unser Weinhändler hat nichts mehr“.

Schlossfest in Frankfurt-Höchst: Auf der Bühne herrschten „gefühlt 80 Grad“
Probleme gab es nicht, denn das Publikum war so zusammengesetzt, „dass die Polizei das ganze Fest mit jeweils nur zwei Beamten betreuen konnte“, sagt Cromm. „Das sagt doch auch etwas über die Besucherstruktur.“ Ungewöhnlich ist auch, dass ein Veranstalter für Sonntag einen ökumenischen Gottesdienst ansetzt und sich Pfarrer Felix van Elsberg von der Evangelischen Gemeinde und Pastoralreferent Franz-Karl Klug von der Katholischen Gemeinde über knapp 150 Gottesdienstbesucher freuen konnten. Begleitet wurde der Gottesdienst von der unterfränkischen Musikkapelle „Die Bibergauer“, die im Anschluss den ganzen Nachmittag „in Lederhosen und Dirndl bei gefühlt 80 Grad auf der schwarzen Bühne aufspielte“, so Cromm - die Vereinsring-Helfer stellten eigens Ventilatoren für die Musikanten auf.

Laser-Show mit Feuer kombiniert
Gestern Abend bestritt die Band Mission Possible mit ihrer Gastsängerin Indah Larasati das Schlusskonzert, und wie schon an drei anderen Abenden gab es zum Abschluss eine Lasershow, die allerdings diesmal noch mit einer Feuer-Show aus Effekt-Maschinen ergänzt wurde - als Ersatz für das Feuerwerk.
Wenn Claus Cromm in den vergangenen zehn Tagen übers Festgelände gelaufen ist, ist er immer wieder angesprochen worden - teils mit Kritik, größtenteils aber mit Lob. Dass der Vereinsring auf dem richtigen Weg ist, sieht er etwa in der Anfrage eines Mannes, der im kommenden Jahr mit seinem Stammtisch helfen möchte.
