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Ungeschminkt urkomisch

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Clown Andrey Jigalov bringt leise und ohne rote Nase jeden zum Lachen.
Clown Andrey Jigalov bringt leise und ohne rote Nase jeden zum Lachen. © Sabine Schramek

Andrey Jigalov bringt Publikum im Zelt am Ratsweg zum Lachen

Frankfurt -„Der Weihnachtsmarkt in Frankfurt ist einer der schönsten, die ich kenne“, verrät der Mann, der bereits fünf Mal im Tigerpalast aufgetreten ist. Andrey Jigalov (56) tritt von heute an bis zum 8. Januar 2023 in der Manege vom Great Christmas Circus auf und freut sich wie ein Kind. „Die Frankfurter haben tollen Humor und gehen zum Lachen nicht nach Hause“, sagt er verschmitzt.

Ohne rote Nase, ohne Schminke und ohne Klamauk schafft es Jigalov, jeden als „Loser, der glaubt, ein ganz Großer zu sein“, zum Lachen zu bringen. „Lustig sein, ist immer spontan“, weiß der „studierte Clown“, der sich rasend schnell auf die Stimmung des Publikums einstellt. Mit Mimik, Gestik und grundsätzlich überraschenden Reaktionen.

Auch hinter den Kulissen hat Jigalov den Schalk im Nacken. Selbstironisch, schlagfertig und schelmisch erzählt der Sohn eines Schmiedes davon, dass er schon als Kind seine ganze Klasse zum Lachen gebracht hat. „Unsere Englischlehrerin war sehr streng, und wir hatten alle Angst vor ihr. Einmal habe ich gedöst, sie rief mich auf und ich bin aufgesprungen und habe ’Mother, Father, Sister, Brother’ gesagt und alle haben sich kaputt gelacht. „Ich wusste, dass ich kein Verlierer bin, weil ich weiß, was ich will“, sagt er augenzwinkernd.

Schon als Kind hat er Akkordeon und Gitarre gespielt und gesungen. An der staatlichen Moskauer Artistenschule bekam er einen von drei Plätzen bei 480 Bewerbern. Er wurde Akrobat, Jongleur, Musiker und blieb dem Clown treu. Er gewann beim berühmten Circusfestival die Goldmedaille und beim Internationalen Festival in Monte Carlo den Silbernen Clown, der als Oscar der Circuswelt gilt. Der russische Clown, der mit einer Ukrainerin verheiratet ist und drei erwachsene Kinder hat, die „rund um die Welt verstreut leben“ und nicht in die Fußstapfen ihres berühmten Vaters getreten sind, liebt es, andere zum Lachen zu bringen. Subtil und immer auf den Punkt.

Die drei Ebenen des Lebens

„Das Leben hat drei Ebenen“, philosophiert er. „Wow“, „Zero“ und „Schlecht“. „Ich bin auf zwei Ebenen gepolt. Auf ’Wow’ und ’Zero’. Wenn es Richtung ’Bad’ geht, trinke ich was und gehe weiter nach vorne.“ Keinen Wodka, keinen Apfelwein. Er lacht laut, seine braunen Augen leuchten frech. Er kennt es, wenn es schlecht geht, aber er drückt es mit Selbstironie weg.

Beim Great Christmas Circus ist er nicht allein als preisgekrönter Weltstar. Die Handstandakrobaten Pelligrini Brothers und die ungarische Reitertruppe Donnerts haben ebenfalls schon die begehrten „Clowns“ in Monte Carlo gewonnen. „Circus ist die beste Droge, die es gibt“, findet Jigalov, der mit weißen Hosen und Hosenträgern auftritt und aus einem „V“-Zeichen mit den Fingern die erstaunlichsten Tricks zeigt. Im Circus sei er dem Publikum am nächsten. Auf Bühnen in Theatern und Varietés blicke er von oben auf das Publikum. „Im Circus sind alle auf gleicher Ebene und da kann man noch besser mit den Leuten spielen. Oft lacht das Publikum Tränen, wenn er subtil den Unglücksraben gibt, der sich immer wieder hochrappelt.

Einmal habe ihm eine Frau erzählt, dass er ihr das Leben gerettet habe. „Sie ist zum Circus in Hannover gefahren, bei dem ich gearbeitet habe. Sie hatte geplant, sich das Leben zu nehmen, wenn sie nicht lacht. Sie hat gelacht und ist mir drei oder vier Jahre hinterhergereist“, erzählt er nachdenklich.

„Lachen ist immer gut“, ist Jigalov überzeugt, der lange in Paderborn gelebt hat. Sogar einen Rocksong hat er darüber geschrieben und auf Youtube veröffentlicht. „I drive to Paderborn“ heißt das Video. „Es war so komisch. Ich bin dauernd zwischen Paris, der Schweiz und dem Rest Europas gependelt und immer wieder nach Paderborn gekommen“, sagt er kichernd. „Da musste das Lied sein.“

Die Wohnung in Berlin hat er verkauft und lebt heute auf Mallorca. „Paderborn liebe ich immer noch“, flachst er. Ob er jetzt im Great Christmas Circus singt, verrät er noch nicht. Sabine Schramek

Die Show

Informationen und Karten für den Great Christmas Circus, der vom 16. Dezember bis 8. Januar auf dem Festplatz am Ratsweg gastiert, gibt es online unter www.great-christmas-circus.de.

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