Berechtigte Kritik? Airline-Chef nennt CO₂-Kompensationen „Betrug“
Scott Kirby, Chef von United Airlines, kritisierte jüngst CO₂-Kompensationen. Die meisten Ausgleichssysteme seien „Betrug“ und Greenwashing. Hat er recht?
Frankfurt – Bei einer Veranstaltung des amerikanischen Magazin Politico fand Scott Kirby, Chef der amerikanischen Fluggesellschaft United Airlines, deutliche Worten für die CO₂-Ausgleichspraktiken der Luftfahrt-Branche. Laut Kirby seien die meisten Programme, die Fluggesellschaften und Unternehmen nutzten „offen gesagt Betrug“. Das Problem: Bei den meisten Initiativen zum Klimaschutz handele es sich um Wälder, die eh nie abgeholzt oder um Bäume, die sowieso gepflanzt würden.
Für das Klima: Reduzieren statt kompensieren
Das Problem fange schon bei der Bezeichnung an. Für den Airline-Chef ist die Aussage „zero emissions“ (englisch für null, also keine Emissionen) falsch. Im Gegensatz zu Unternehmen, die vorgeben, ihren Flugbetrieb mit Projekten auf „null Emissionen“ umstellen zu wollen, bevorzuge er die Beschreibung „100 Prozent umweltfreundlich“. Nach Angaben der Unternehmenswebsite möchte United Airlines bis 2050 CO₂-neutral sein. Kirby setzt dabei auf die ganzheitliche Reduzierung von CO₂ zum Beispiel durch nachhaltige Kraftstoffe, statt des Ausgleiches durch Kompensationen. Diese Meinung teilt auch Tui-Chef Sebastian Ebel. In einem Interview mit dem Branchendienst Aerotelegraph sagte er: „Es geht darum, zu vermeiden, nicht zu kompensieren“.
CO₂-Zertifikate löschen keinen ökologischen Fußabdruck

Die Angebote von CO₂-Kompensationen versprechen, dass man den Schaden einfach ausgleichen kann. Der Ablauf: Man belastet die Umwelt, kompensiert es mit guten Klimataten und weg ist das schlechte Gewissen. Das würde so jedoch nicht aufgehen, sagt Scott Kirby. Man sei nie mit komplett emissionslos unterwegs. Die Möglichkeit, scheinbar umweltfreundlich zu reisen, bietet zum Beispiel die Lufthansa ihren Kunden. Mit sogenannten „Green Fares“ sollen die entstehenden CO₂-Emissionen der Flugreise kompensiert werden. In den ersten 100 Tagen seit Einführung hätten sich bereits rund 200.000 Gäste für einen „Green Fares“-Flug entschieden, teilte Lufthansa am im Mai mit. Trotzdem bleibt das Angebot umstritten. (Josefin Schröder)