Unser guter Freund, die Post

Von Frankfurt Airport bis in den kleinsten Briefkasten in Oberrad - Konzern erreicht uns alle
Gut gelaunt spaziert er mit seinem gelben Postwagen durch die Straßen des Frankfurter Stadtteils Oberrad und grüßt jeden, der ihm über den Weg läuft mit einem freundlichen „Servus“. Alle grüßen zurück, denn Thomas Dierolf (48) ist jedem in seinem Revier bekannt. Schließlich ist er seit acht Jahren der Stammzusteller für den Stadtbezirk Oberrad. Dierolf liebt seine Arbeit bei der Deutschen Post.
Vor 24 Jahren war es eigentlich nur als Übergangsjob gedacht. „Ich habe mich damals ohne jegliche Vorerfahrung oder Qualifikation beworben“, sagt er. „Ich wollte bloß weg von der täglichen Arbeit beim Messebau auf Autobahnen.“ Dierolf beschreibt seine Arbeit als „selbstständig“ und „ausgewogen“. Zwar stehe er um vier Uhr morgens auf, um pünktlich um 6:15 Uhr zum Zustellstützpunkt in Sachenhausen zu kommen. Aber er brauche sowieso nur drei bis vier Stunden Schlaf am Tag und habe dafür auch schon um 15 Uhr Feierabend. Das komme ganz gelegen: „Dann kann ich noch etwas Zeit mit meiner Tochter verbringen.“ Außerdem brauche er die Nähe zur Kundschaft, die man schließlich nicht bei allen Berufen habe. „Draußen sein, und gelegentlich mal einen kurzen Plausch halten, das ist das Beste an meinem Job.“
Ich laufe eine Weile seine Route durch meinen Heimatort mit ihm ab und bin beeindruckt von seiner positiven Energie. Auch ich kenne Thomas Dierolf, der immer der nette Postbote von nebenan war. Im Laufe meines Lebens ist mir sein Gesicht vertraut geworden. Dierolf schätzt, dass er zu knapp 80 Prozent der Namen auf den Briefkästen ein Gesicht habe.
Das sei in seinen ersten 14 Jahren bei der Deutschen Post als sogenannter „Springer“ nicht so gewesen. „Springer“, erklärt er mir, seien in der Regel eher jüngere Zusteller, die nicht fest für einen bestimmten Bezirk zuständig sind, sondern abwechselnd in verschiedenen Bezirken die Stammzusteller vertreten. Das sei notwendig, da der Stützpunkt in Sachsenhausen für 47 Zustellbezirke zuständig sei und diese mit ihren 78 Beschäftigten abdecken müsse, erklärt Stefan Heß, Pressesprecher der Deutschen Post.
Jeden Tag 20 Kilometer laufen
Thomas Dierolf arbeitet Vollzeit knapp 38,5 Stunden in der Woche und verläuft damit am Tag geschätzte 20 Kilometer. Seine Route sei aus versicherungstechnischen Gründen stets in einem sogenannten „Begehungsplan“ festgelegt. „Ich kann aber auch ein bisschen mitwirken, wenn ich das abspreche“, sagt der Briefzusteller. Einmal im Jahr werden die Reviere neu bemessen.
Zum Arbeitsalltag von Dierolf gehört auch die Vor- und Nachbereitung der Post. „Bei uns sagt man: „Er steckt seine Tour“, erklärt Pressesprecher Heß. Die Briefe sind morgens schon teilweise vorsortiert. Dierolf ordnet sie für seinen Bezirk noch einmal sorgfältig.
Der Bezirk der Deutschen Post ist aber keinesfalls örtlich begrenzt. Das Unternehmen beliefert im Grunde die ganze Welt und erreicht auch Orte wie beispielsweise die Insel Tristan da Cunah, die im Südatlantik liegt und mit ihren 243 Einwohnern als abgelegenste bewohnte Insel der Welt gilt, erklärt der Leiter des Internationalen Postzentrums (IPZ), Martin Wolf, stolz. Das IPZ ist, nach dem Tower, das höchste Gebäude am Frankfurter Flughafen.
Martin Wolf erzählt, dass sich durch die Post, also durch Frachtraten, Flugfrachtkapazitäten und Sendungströme die Entwicklung der Weltkonjunktur sehr aktuell beobachten lasse. Die Post in einem Land würde in Ausnahmezuständen mit als letzte Institution eingestellt, wie zum Beispiel im Krieg, erklärt Wolf. Selbst zu diesen Zeiten würden Briefe und Pakete die Menschen in der Ukraine noch erreichen. Zwar über längere Umwege, aber an gewissen Sammelstellen in umliegenden Ländern könne die ukrainische Staatspost die Sendungen abholen. Länder, die postalisch aktuell nicht erreichbar sind, sind Syrien, Somalia und Nordkorea.
Viele unterschiedliche Maschinen
Das IPZ sei ein „zentraler Knotenpunkt“ und „einzigartig in Deutschland“, sagt Heß.
„Das Gebäude schläft nie“, erzählt er. Die rund 2000 Beschäftigten der DHL, darunter Ingenieure, Mechatroniker, Techniker, Logistiker und viele Berufe mehr, gehen dort täglich und auch bei Nacht ihrer Arbeit nach. Die Deutsche Post DHL Group biete ein großes Spektrum an Ausbildungsplätzen, erklärt Heß.
Bei dem Rundgang durch das riesige Gebäude erkenne ich das auch: In jedem Stockwerk gibt es andere Maschinen, die verschiedenen Zwecken dienen und Menschen, die den unterschiedlichsten Tätigkeiten nachgehen.
In der untersten Etage beispielsweise kommen die sogenannten „Postbeutel“, die mit Paketen aus den gleichen Regionen gefüllt sind, an. Entweder werden sie dann für den Export vorbereitet oder für den Weitertransport durch Deutschland. Innerhalb Europas erhalte Österreich die meiste Post aus Deutschland, sagt Wolf, Bei den Row-Ländern (Rest of world) seien es mit Abstand die USA.
Die Beutel werden bei der Export-Vorbereitung über die sogenannte „Beutelhängebahn“ über alle Stockwerke stationär nach oben befördert. Diese Bahn, erklärt Wolf, sei ein „absolutes Unikat in Deutschland“ und rund 4,5 Kilometer lang. Im dritten Stockwerk findet dann die Kontrolle durch den Zoll statt: „Für den Flug müssen alle Pakete luftsicher gemacht werden“, sagt er.
Auch im IPZ wird die Post getrennt in Pakete und Briefe und zu den jeweiligen Zustellern geliefert. Thomas Dierolf erhält in diesem Fall die Briefe und kleineren Päckchen und liefert sie zu Fuß mit seinem Postwagen an die entsprechenden Kunden. Währenddessen werden größere Bestellungen per Lastenrad oder Lieferwagen ausgetragen.
