Unterricht in der Natur

Die Rapspflanze ist dieses Jahr Thema des landwirtschaftlichen Informationspfads in Zeilsheim. Der Lehrpfad lädt ein, mehr über Anbau, Nutzungsmöglichkeit und Bedeutung der Pflanze für die Umwelt zu erfahren.
Ein Meer an gelben Blüten zieht sich derzeit über den rund 2,2 Hektar großen Acker des Landwirts Johann Fleck. Das Feld befindet sich am Ende des Blauländchen Weges. Die dort angebauten Rapspflanzen zeigen sich farbenprächtig in ihrer vollen Schönheit. Mittendrin im Rapsfeld tummeln sich Mädchen und Jungen der Goldbornschule aus Flörsheim. Die Drittklässler sind zusammen mit ihren Lehrerinnen und der Schulleiterin Sybille Hartwig in den Stadtteil gekommen, um mehr über die Rapspflanzen zu erfahren, insbesondere über Anbau und Nutzungsmöglichkeiten.
Lehrpfad im zehnten Jahr
Möglich ist dies dank eines landwirtschaftlichen Informationspfades zum Thema. Dieser wird von Johann Fleck, seiner Frau Katharina und dem Landwirt Gerhard Börner bereits im zehnten Jahr initiiert. Abhängig von der Fruchtfolge – so wird die zeitliche Abfolge bezeichnet, in welcher Nutzpflanzenarten auf einer landwirtschaftlichen Fläche angebaut werden – bepflanzt Heck den Acker jährlich anders. „Das nächste Mal bauen wir Raps in 2019 an“, schildert Johann Fleck. Denn auch Weizen, Gerste oder Zuckerrüben wuchsen bereits auf dem Feld. Der Schwerpunkt des Lehrpfads orientiert sich jährlich am Anbau.
„Offenes Klassenzimmer“
Dieses Jahr nun steht der Raps im Mittelpunkt. Gestern eröffnete der Landwirt den Informationspfad zusammen mit den 30 Grundschülern aus Flörsheim. In den kommenden Monaten haben Schulklassen die Gelegenheit, den Lehrpfad sowie das „offene Klassenzimmer“ – einem Workshopangebot – auf dem Bauernhof Fleck in der Westhöchster Straße 110 zu besuchen. Dort erfahren die Kinder etwa, wie eine Rapspflanze aufgebaut ist, sich das Rapskorn von anderen Körnern unterscheidet oder wie man aus Raps Speiseöl gewinnen kann.
Sechs Informationstafeln, die entlang des Lehrpfades aufgestellt sind, informieren über die Geschichte des Raps, seinen Anbau, die Bedeutung der Pflanze für die Umwelt, ihre Nutzungsmöglichkeiten, Raps als Qualitätsrohstoff und die Arbeit, die für den Anbau geleistet werden muss. Diese Informationstafeln sind für alle Spaziergänger zugänglich, so dass der Lehrpfad Kinder und Erwachsene gleichermaßen ansprechen soll, auch ohne Führung durch das Ehepaar Fleck.
„Im vergangenen Jahr kamen 75 Schulklassen zu uns“, erzählt Johann Fleck. Ihm liegt die Vermittlung dessen, was Landwirtschaft und Natur bedeuten sehr am Herzen. „Wenn die Kinder hierher kommen, dann können sie die Pflanzen anfassen, riechen und erleben“, sagt der Landwirt weiter.
Selina (9) und Marlene (8) haben sich einen kleinen Strauß der gelben Rapsblüten gepflückt. „Die Blüten sind ganz weich“, sagt Selina. „Sie riechen aber komisch“, findet Marlene. „Ich finde, dass die Blüten klebrig sind“, beschreibt Lewin (9) seinen Eindruck. „Wir haben zu Hause eine Maschine, mit der man Raps pressen kann“, erzählt Joel (9). „Da kommt dann Rapsöl raus“, so der Knirps.
„Ich war im vergangenen Jahr bereits mit einer Schulklasse hier. Die Kinder nehmen hier soviel mit“, betont Schulleiterin Hartwig. Die Auseinandersetzung mit Natur und Umwelt sei auch fest im Schulprogramm verankert. „Für uns ist es sehr wichtig, dass die Kinder mit der Natur in Kontakt kommen und die Zusammenhänge erkennen“, sagt Elke Strobel, Klassenlehrerin der 3b der Goldbornschule. So gebe es in der Grundschule etwa auch einen Apfeltag und ein Kartoffelprojekt. „Bei dem Kartoffelprojekt setzen die Kinder die Pflanzen ein, erfahren etwas über deren Pflege und ernten schließlich die Kartoffeln am Ende gemeinsam mit einem Bauern“, erzählt die Lehrerin weiter.
Unterstützt wird das Lehrpfad-Projekt unter anderem auch von der Wirtschaftsförderung Frankfurt, die hiermit das Thema Landwirtschaft stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen möchten. Weitere Infos gibt es telefonisch unter (069) 36 12 48.