Verkehrsverbände in Frankfurt halten Poller-Kritik für „Stimmungsmache“
Drei Verkehrsverbände werfen Rettungsdiensten Stimmungsmache vor. Die Sperren in der Cronstettenstraße könnten ohne bedeutenden Zeitverlust umfahren werden.
Frankfurt – Die Kritik der Rettungsdienste an den Pollern in der Cronstettenstraße im Nordend stößt bei Verkehrsverbänden auf Unverständnis. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Radentscheid Frankfurt haben jetzt in einer gemeinsamen Erklärung den Dienstleitern der Hilfsorganisationen „Stimmungsmache“ vorgeworfen.

Arbeiter-Samariter-Bund, Malteser Hilfsdienst, das Deutsche Rote Kreuz und die Johanniter-Unfall-Hilfe hatten auf Anfrage der FR die Sperren bemängelt. Es koste zu viel Zeit, die Poller, die die Stadt am Frauensteinplatz montiert hat, um den Schleichverkehr zu reduzieren, der durch die Umgestaltung des Oeder Wegs gestiegen ist, bei Rettungseinsätzen zu öffnen und wieder zu schließen.
Verkehrsclub Deutschland: Poller im Nordend und in der Stadt Frankfurt sind „ein Muss“
Die Poller sind nach Aussage der drei Verkehrsverbände im Frankfurter Stadtbild allgegenwärtig und in den Straßen ein wichtiges Hilfsmittel, um Menschen vor Schaden zu bewahren. Zudem dienten sie dazu, öffentliche Plätze frei und für Menschen zugänglich zu halten, die zu Fuß, mit Kinderwagen, Rollator oder im Rollstuhl unterwegs sind. „Leider macht die Scheißegal-Mentalität beim Parken und Fahren sie zu einem Muss, um mehr Verkehrssicherheit und Verkehrsberuhigung durchzusetzen“ ärgert sich Mathias Biemann, Sprecher der Frankfurter Gruppe des VCD.
Die Poller seien für Rettungsdienste ein bekanntes Hindernis, das sie nach Ansicht der Verkehrsverbände durch eine andere Routenwahl ohne bedeutenden Zeitverlust umfahren könnten. Sie verweisen auf die Branddirektion, die auf FR-Anfrage sagte, dass es grundsätzlich „nicht vorgesehen und nötig“ sei, die Poller in der Cronstettenstraße aufzuschließen. Sämtliche Liegenschaften im Quartier könnten auch so innerhalb der zulässigen Fahrzeiten erreicht werden.
Poller im Nordend von Frankfurt „bisher kein Problem“
Auch der Einsatz von Pollern als Modalfilter, die die Durchfahrt für den motorisierten Verkehr verhindern, seien in Frankfurt üblich und an vielen Stellen seit Jahren Standard, so die Verbände, „ohne dass dies für die Rettungskräfte bisher ein Problem gewesen ist“. So gebe es im Nordend bereits zahlreiche der Filter, wie am Nordendplatz, in der Eysseneckstraße oder Humboldstraße.
Die Bedenken der Rettungsdienste an den von der Fahrbahn abgegrenzten Radstreifen, demnach Autos dort nicht mehr ausweichen könnten, kann der ADFC nicht nachvollziehen. „Bei uns melden sich immer wieder Einsätzkräfte, die dankbar für breite und baulich getrennte Radwege sind, weil sie dadurch schnell und unkompliziert am Autostau vorbei zu Einsätzen fahren können, ohne auf Rettungsgassen der Autofahrenden warten zu müssen“, so ADFC-Sprecher Ansgar Hegerfeld. (Boris Schlepper)