Das Verdienst der schwimmenden Ameise
Ein Bericht über die Vielfalt von Korallen und einer über ungewöhnliche Ameisen bescheren drei Wissenschaftlern zwei Preise der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Sie werden heute verliehen.
Zum 22. Mal verleiht heute die Senckenberg-Gesellschaft den mit 6000 Euro dotierten Alexander von Humboldt-Gedächtnispreis. Ihn erhalten die niederländischen Forscher Zarinah Waheed und Dr. Bert Hoeksema von der Universität Leiden für einen wissenschaftlichen Artikel über Korallen. Er ist im Magazin „Marine Biodiversity“ erschienen.
Für den besten populärwissenschaftlichen Beitrag im Senckenberg-Wissenschaftsmagazin „Natur – Forschung – Museum“ gibt es den Hanns Christian Schroeder-Hohenwarth-Preis. Ihn erhält Prof. Dr. Ulrich Maschwitz für einen Text über Ameisen. Die beiden Preise ehren herausragende Artikel in Publikationen der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.
Ameisen findet man scheinbar überall: tief in der Erde, auf hohen Bäumen, in der Wüste ebenso wie in feucht-kalten Wäldern oder stürmischen Hochgebirgen. Nur das Wasser scheinen die sechsbeinigen Insekten zu scheuen – bis auf die Baumameise Camponotus schmitzi. Diese einzigartige Ameisenart lebt tief im Torfsumpfwald Borneos und taucht in den großen länglichen Kelchen einer fleischfressenden Kannenpflanze nach Beutetieren.
Die Tatsache, dass die Ameise das Element Wasser erobert und dabei nicht von der insektenvertilgenden Pflanze „gefressen“ wird, begeisterte nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Leser des Senckenberg-Wissenschaftsmagazins „Natur – Forschung – Museum“. Diese wählten den Artikel von Prof. Dr. Maschwitz aus über 30 Vorschlägen für den Hanns Christian Schroeder-Hohenwarth-Preis aus.
Maschwitz war bis 2003 als Professor für Zoologie an der Goethe-Uni tätig. Er ist ein hervorragender Kenner der Regenwälder Südostasiens und reist jährlich mindestens einmal zu Forschungszwecken in die Region. Die Koautoren des prämierten Artikels „Warum eine Baumameise das Tauchen lernte – eine außergewöhnliche Partnerschaft zwischen Tier und fleisch- fressender Pflanze“ sind langjährige Kollegen Maschwitzs: Senckenberg-Botaniker Prof. Georg Zizka, Brigitta Fiala von der Universität Würzburg und Biologie- und Chemielehrerin Marlis Merbach.
Der Artikel von Zarinah Waheed und Dr. Bert Hoeksema vom Naturalis Biodiversity Center in Leiden werden behandelt die Erforschung der Diversität von Korallen rund um die malaysische Halbinsel Semporna. Die Erhebung der Artenvielfalt wird dabei mit einer umweltbezogenen Betrachtung kombiniert: Die beiden Wissenschaftler zeigen, dass mit abnehmender Windenergie die Artenvielfalt in den Koral- lenaußenriffen der Lagunen abnimmt. Daraus schließen die Gewinner des Humboldt-Gedächtnispreises, dass zunehmende Wellenenergie die Heterogenität der Lebensräume steigert und folglich die Artenvielfalt der Korallen zunimmt. Die Jury hat den interdisziplinären Artikel aufgrund seiner anschaulichen Präsentation und der hohen Relevanz ausgewählt.
Hanns Christian Schroeder-Hohenwarth war lange Jahre Präsident und Ehrenpräsident der Senckenberg-Gesellschaft. Der nach ihm benannte Preis wird seit 2001 verliehen. Schroeder-Hohenwarth hat seinerseits im Jahr 1992 den Alexander von Humboldt-Gedächtnispreis gestiftet. Während der Sieger-Artikel des Schroeder-Hohenwarth-Preises durch eine Umfrage unter den Mitglieder der Gesellschaft ermittelt wird, vergibt den Humboldt-Gedächtnispreis ein Wissenschaftlergremium.
(red)