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Vereint im Protest gegen Lärm

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?Es muss leiser werden?, forderten rund 1200 Demonstranten bei der 200. Montagsdemonstration im Terminal 1 des Flughafens.
?Es muss leiser werden?, forderten rund 1200 Demonstranten bei der 200. Montagsdemonstration im Terminal 1 des Flughafens. © Heike Lyding

Seit mehr als fünf Jahren treffen sich Fluglärmgegner jeden Montag zur Demonstration im Terminal 1 des Flughafens. Gestern Abend war die 200. Veranstaltung angesetzt, zu der nach Polizeiangaben rund 1200 Menschen gekommen sind.

Drei Oberbürgermeister, alles Sozialdemokraten, drängen sich unter den Demonstranten: Peter Feldmann aus Frankfurt, Michael Ebling aus Mainz und Horst Schneider aus Offenbach sind ins Terminal 1 des Flughafens zur 200. Demonstration gegen den Fluglärm gekommen. Es ist kurz vor 18 Uhr: Jazzmusiker Peter Glessing aus Gelnhausen bläst in sein altes Tenorsaxophon. „Es ist erst meine zweite Demo hier, aber der Auftritt ist etwas Besonderes“, sagt er.

Die drei Oberbürgermeister zollen der Bürgerbewegung Respekt. „Ihre Forderungen und Ihr Durchhaltevermögen finden in der Region und weit über das Rhein-Main-Gebiet hinaus Beachtung“, formulieren sie in ihrem gemeinsamen Appell. Es müsse „spürbar leiser werden“. Die Politiker unterstützen die Forderung nach einem Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr.

Aus der gesamten Region

Demonstranten aus Frankfurt, Mainz, Offenbach, aus dem Rheingau, dem Taunus und der Wetterau protestieren lautstark gegen den Fluglärm. Viele tragen symbolisch Ohrenschützer, haben sich Fahnen umgebunden und Ortsschilder mit den Namen ihrer Kommunen dabei. Die Montagsdemo ist schon ein Ritual: Seit 14. November 2011, wenige Wochen nach Eröffnung der Nordwest-Landebahn, kommen die Protestler in den Flughafen.

Thomas Scheffler, einer der vier Sprecher des Bündnisses der Bürgerinitiativen, ist von Anfang an dabei. „Jeden Montag kommen etwa 300 Demonstranten. Für die 200. Demo haben wir seit November geworben.“ Vom Erfolg ist er überrascht, schätzt die Teilnehmerzahl auf 1000, vielleicht 1500. Die Polizei bestätigt diesen Eindruck: 1200 Demonstranten wurden gezählt. Sie eint das Anliegen, sich gegen den Fluglärm zur Wehr zu setzen. „Es zeigt, dass unsere Bewegung noch immer stark ist. Wir erinnern die Politik daran, dass sie uns nicht vergessen darf“, so Scheffler.

Seit Eröffnung der neuen Landebahn werden erstmals auch weite Teile des Frankfurter Südens unter einem Lärmteppich begraben, den bis dahin nur die Einwohner benachbarter Kommunen zu spüren hatten. Mit Trommeln und Rasseln protestieren seitdem Bürger aus Frankfurter und der Region gemeinsam gegen den Lärm. Scheffler sagt: „Wir sind das schlechte Gewissen derjenigen, die den Bau der Bahn genehmigt haben.“

Ein Erfolg, den die Fluglärmgegner erzielt haben, ist das Nachtflugverbot. Allerdings: Es werde ständig von den Fluggesellschaften infrage gestellt, kritisiert Scheffler. „Wir sind mit unserem Protest auch die Garantie, dass es nicht wieder verschwinden wird.“

250. Demo schon im Auge

Anfangs war es strittig, ob der Protest überhaupt in den Flughafengebäuden stattfinden dürfe. Fraport war dagegen. Erst eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts brachte den Demonstranten den Zugang zum Terminal.

Am Montagabend ist einer der Redner Thomas Will (SPD), Landrat des Kreises Groß-Gerau und Sprecher der Initiative Zukunft Rhein-Main. Er erinnert daran, dass der Ausbau des Flughafens eine wachsende Zahl von Flugbewegungen ermöglichen sollte. Das „nachfrageorientierte“ Wachstum sei jedoch ausgeblieben, die Zahl der Flugbewegungen sei leicht gesunken gegenüber 2011. Darauf reagiere Fraport, indem es neue Fluglinien zu sehr günstigen Bedingungen nach Frankfurt locke, um die Flugbewegungen zu vermehren. „Der Einstieg der Billigfluglinie Ryanair steht aus meiner Sicht im Widerspruch zu den Grundlagen des Mediationsverfahrens, die den Ausbau ermöglicht haben“, so Will.

Die Demonstranten ziehen, wie schon 199 Mal in den vergangenen Jahren, im zweiten Teil der Demo durchs Terminal. Für den Lärm sorgen sie selbst, aber auch verschiedene Bands und Musiker. Neben Peter Glessing sind die Band „Alles Blech“, der Rapper Bachnick und der Musiker Harald Pons dabei. „Wir proben schon die 250. Demonstration“, so Scheffler. Läuft alles nach Plan, wird sie im Frühjahr 2018 stattfinden.

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