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Verkehr in Frankfurt fließt besser als gedacht

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Von: Dennis Pfeiffer-Goldmann

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Datenanalysen zeigen, dass es auf Frankfurts Straßen nur wenige Staus gibt – und die Suche nach einem Parkplatz geht erstaunlich schnell.

Frankfurt – Der Verkehr in Frankfurt fließt flüssiger, als viele vermuten. Und auch einen Parkplatz zu finden gelingt überraschend schnell. Beide Details zeigen sich nach Datenauswertungen des Navigationsdienstes Tom-Tom sowie der Frankfurt University of Applied Sciences (UAS), also der Fachhochschule.

Platz 171 von 389: Diesen Platz im weltweiten Mittelfeld hat Frankfurt beim Stau-Ranking des Navi-Anbieters Tom-Tom erzielt. Wer mit dem Auto durch die Main-Metropole fuhr, kam 2022 so schnell voran wie in Porto, Salzburg oder Bremen. 15 Minuten im Schnitt benötigte ein Auto für zehn Kilometer durch die Stadt. In der Welt-Staumetropole London dauerte die Strecke mehr als 36 Minuten. In Hamburg, Deutschlands staugeplagtester Stadt, sind es mehr als 23 Minuten, in Berlin gut 22 Minuten. Hingegen brauchen Fahrer in Almere (Niederlande) und San Diego (USA) nur rund achteinhalb Minuten.

Ein Stau-Hotspot ist weiter die Berliner Straße neben der Paulskirche - und das noch mehr, seit Radfahrer eine eigene Spur haben.
Ein Stau-Hotspot ist weiter die Berliner Straße neben der Paulskirche – und das noch mehr, seit Radfahrer eine eigene Spur haben. © Monika Müller

Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Fahrzeit in Frankfurt moderat um nur zehn Sekunden erhöht. „Vor dem Hintergrund, dass 2022 kaum noch Restriktionen aufgrund der Corona-Pandemie das öffentliche Leben beeinträchtigt haben, ist diese Entwicklung durchaus positiv zu bewerten“, erläutert Tom-Tom.

Allerdings sank das Durchschnittstempo in Frankfurt um einen auf 40 Stundenkilometer. Besonders morgens in der Rushhour sei der Verkehr 2022 deutlich schlechter geflossen. Das spüren Autofahrer: Rund um Hauptbahnhof, Baseler Platz, Platz der Republik und Güterplatz gibt es immer wieder Stau. In der Mainzer Landstraße östlich der Galluswarte sowie auf Anlagen- und Cityring vorm Eschenheimer Tor ist der Stau stärker geworden. In der Berliner Straße bricht der Verkehr um die Kreuzung Kornmarkt oft zusammen, seit im Frühjahr 2021 Auto- zu Fahrradspuren ummarkiert wurde. Aus diesem Grund dürfte es auch auf der Konrad-Adenauer- und Kurt-Schumacher-Straße an der Konstablerwache sehr voll geworden sein.

Parksuchzeit-App herunterladen

Die App start2park der Frankfurter Forscher steht in den App-Stores von Google und Apple bereit. Unter www.start2park.com mehr Infos.

Verkehr in Frankfurt: Als 9-Euro-Ticket galt, fuhren weniger Autos

Für die Auswertung nutzt Tom-Tom anonymisierte Daten aus weltweit 600 Millionen Navigationsgeräten. Dabei zeigt sich eine Besonderheit: in Frankfurt beruhigt sich der Verkehr nie. Abends nach der Rushhour und selbst nachts zwischen null und drei Uhr fließe der Verkehr nicht deutlich schneller als in anderen Städten. Für zehn Kilometer werden dann noch immer 16 Minuten benötigt. Wer öfter durch die Stadt fährt, ahnt, woran das liegen könnte. Viele Ampeln laufen nachts im normalen Umlauf-Modus weiter und bremsen die wenigen Fahrzeuge immer wieder aus, auch wenn an Kreuzungen gar niemand queren will.

Spannend ist der Blick aufs vorige Jahr, da die Politik zweifach in den Verkehr eingriff – mit dem 9-Euro-Ticket und rabattierten Spritpreisen. Während das Ticket galt, sei der Verkehr flüssiger durch Frankfurt gerollt. „Dies deutet darauf hin, dass die Zahl der Fahrzeuge auf den Straßen im Aktionszeitraum des 9-Euro-Tickets tatsächlich niedriger gewesen ist.“ Eine vergleichbare Entwicklungen zeige sich im Vergleich zu den Kraftstoffpreisen aber nicht.

Kommentar: Bloß mit roter Farbe wird der Verkehr nicht flüssig

Bei allem Schimpfen über die Verkehrslage in Frankfurt: Die Tom-Tom-Daten zeigen, dass es auf der Gass’ schlimmer zugehen könnte. Wer durch Wiesbaden, Hamburg, Berlin, München oder Köln fährt, weiß das. Ein Freibrief, die Verkehrswende zum reinen Feldzug gegen das Automobil zu machen, ist die recht entspannte Stau-Situation aber nicht. Auch das zeigen die Daten, wenn etwa die Fahrzeit steigt und selbst nachts nicht sinkt. Was wohl daran liegt, dass die Stadt neue Stau-Hotspots erschafft, am eklatantesten in der Berliner Straße. Dort knäulen sich Autos, damit neue, rote Fahrradspuren weitgehend ungenutzt sind.

Jedes Jahr sinkt die Automenge in der City um ein Prozent, da kann auch die Straßenfläche schrumpfen, argumentiert die Koalition. Bloß: Fahren weniger Autos über weniger Straßen, bleibt’s halt beim Stau. Um den zu reduzieren, muss die städtische Verkehrsplanung umfassender vorgehen, statt alles nur durch die Fahrradbrille zu sehen. Ein funktionierendes Parkleitsystem wäre zum Beispiel eine wichtige Entlastung. Oder ein Baustellenmanagement, das weniger Chaos produziert. Oder wenn mehr Ampeln als bisher den Verkehr klug managen. Ja, an manchem arbeitet die Stadt schon. Die Lage wird aber erst besser, wenn die Koalition endlich auch Ergebnisse auf die Gass’ bringt. Mehr Tempo ist da nötig. Und nicht nur immer mehr rote Farbe auf dem Asphalt. (Dennis Pfeiffer-Goldmann)

Nicht nur das Image als Stau-Stadt deckt sich nicht mit der Realität. „Selbst in Frankfurt dauert es kürzer als gedacht, einen Parkplatz zu finden“, sagt UAS-Professor Tobias Hagen. Das zeigen Zwischenergebnisse einer Studie des Instituts Research Lab for Urban Transport (Relut), die – vom Bundesverkehrsministerium gefördert – bundesweit den Parksuchverkehr untersucht. So haben die Forscher bei einer Umfrage ermittelt, dass 60 Prozent das Finden eines Parkplatzes als schwierig empfinden. Doch brauchen die Fahrer im Durchschnitt dann nur 2,07 Minuten für die Parkplatzsuche plus 1,12 Minuten für den Zusatz-Fußweg. Im Mittel liegt das finale Ziel nur 75 Meter weg vom Parkplatz. Diese Daten ermitteln die Forscher mit der eigens erstellen App „start2park“, die jeder Autofahrer einsetzen kann.

„Allerdings wird in Frankfurt überdurchschnittlich lange und in einem überdurchschnittlich großen Radius um das Ziel gesucht“, sagt Forscher Hagen. Zwar dauern 88 Prozent der Suchen nur eine halbe Minute. In einem Drittel der Fälle kurven Autofahrer aber zwei Minuten herum, zehn Prozent sogar mehr als fünf. Weil die Fahrer dann mit nur zwei km/h sehr langsam fahren, sei die Parkplatzsuche ein Verkehrshindernis und sogar Unfallrisiko, warnt Hagen. „Parkplatzsuche muss also so kurz wie irgend möglich gehalten oder besser ganz vermieden werden.“ (Dennis Pfeiffer-Goldmann)

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