Knöllchen-Klatsche sorgt in Frankfurt für Ärger und Chaos
Anwohner im Frankfurter Stadtteil Preungesheim beschweren sich über neue Parkregeln und plötzliche Strafzettel.
Frankfurt – Sogar Daniel Schwalm regt sich auf über die Hau-Ruck-Aktion, mit der die Stadt die Parkplatzsituation vor seiner Wohnung im Frankfurter Stadtteil Preungesheim umgekrempelt hat. Dabei hat er nicht mal ein Auto. Seit in der Kullmannstraße und in der Straße Niemandsfeld auf einer Seite das Parken verboten wurde, hupen sich die Autofahrer vor seinem Fenster ständig an. Und das ist nur eins der kleineren Probleme, die Anwohner des Wohngebiets zwischen Marbachweg und An der Wolfsweide beklagen.
Neben Schwalm haben sich rund 20 Nachbarn im Wohnzimmer von Joachim Koch versammelt. Mehr Anwohner hätten kommen wollen, um ihrer Empörung über Strafzettel und die Parkplatzregelungen Luft zu machen. Aber mehr Menschen passten nicht ins Wohnzimmer. Fast alle hatten Ende Januar plötzlich einen Strafzettel unterm Scheibenwischer, weil sie halbseitig auf dem Gehweg parkten. „Ich parke hier seit 50 Jahren so“, sagt Rainer Hilpert. „Ich habe noch nie dafür einen Strafzettel bekommen.“ Die 37 Jahre alte Lisa Alp, die in der Siedlung aufgewachsen ist, sei gar nicht auf die Idee gekommen, dass so nicht geparkt werden darf.
Für das Straßenverkehrsamt ist die Sache klar: „Gehwege sind, wie der Name schon sagt, zum Gehen vorgesehen und nicht zum Parken“. Auf Gehwegen dürfe nur geparkt werden, wenn es ein Verkehrszeichen gestattet. Das könne die Stadt nur aufstellen, wenn der Gehweg breit genug ist. Das sei hier nicht der Fall. Die Stadt sei nach der Beschwerde eines Anwohners über die zugeparkten Bürgersteige aktiv geworden. In der Fragestunde der Stadtverordnetenversammlung machte zudem der Stadtverordnete Falko Görres (Die Partei) Druck. Er wollte wissen: „Was macht die Straßen Kullmannstraße und Niemandsfeld so besonders, dass ausgerechnet dort die StVO nicht durchgesetzt wird?“ Verkehrsdezernent Stefan Majer (Grüne) kündigte daraufhin an, „sich nochmals eingehend mit der Überwachung des Gehwegparkens zu befassen“.

Neue Parkregeln und plötzliche Strafzettel sorgen in Frankfurt für Chaos
Die folgende Knöllchen-Klatsche der Stadt ließ die funktionierende Park-Praxis in dem Wohngebiet kollabieren. So sehen das die Anwohner. Statt halbseitig auf dem Gehweg parkten die ermahnten Autofahrer auf der Straße. Die Fahrbahn wurde so verengt, dass die Müllabfuhr nicht mehr durchkam. Vor Schwalms Fenster begann das Hup-Konzert. Claudia Bernard erzählt, dass sie sich weigerte, so zu parken, dass kein Rettungswagen mehr durchkommt, und bekam prompt den nächsten Strafzettel.
Um das selbst geschaffene Chaos einzudämmen, hat die Stadt das Parken auf der Straßenseite mit den ungeraden Hausnummern verboten, die Zahl der Parkplätze in den Straßen damit halbiert. Zugleich ist die Fahrbahn nun breiter, Autos fahren schneller. Tobias Elbe erzählt, dass er seine Kinder nicht mehr vor der Garage spielen lasse. „Sie könnten auf die Straße laufen.“ Autofahrer würden nun nicht mehr schnell genug bremsen können. Zuvor hätten die Kinder der Nachbarschaft auf der Straße spielen können, weil die geparkten Autos den Verkehr so ausbremsten.
Verkehr in Frankfurt fließt besser als gedacht: Datenauswertungen zeigen nur wenige Staus – und die Suche nach Parkplatz klappt überraschend flott.
Es sind zwei Dinge, die die Anwohner empören. Zum einen das Vorgehen der Stadt. „Diese Nicht-Kommunikation. Wenn man das angekündigt hätte, hätten wir uns darauf einstellen können“, sagt Ursula Voss. Zum anderen empören sie sich über die Regelung. „Wir wünschen uns, dass die bisherige Praxis legalisiert wird“, sagt Koch. „Wenn das nicht möglich ist, wollen wir als Anwohner beteiligt werden, wenn neue Regeln festgelegt werden.“
Ob das Gehwegparken legalisiert werden könnte, ist fraglich. Laut Straßenverkehrsamt seien die Gehwege zu schmal. „Neuanordnungen von Gehwegparken erfolgen nicht mehr, wenn die verbleibende Gehwegbreite 2,20 Meter unterschreiten.“ Nur in Ausnahmefällen bei „geringem Fußverkehrsaufkommen“ wäre eine Restbreite von 1,5 Meter möglich. Auch die werde unterschritten, da die Wege zwischen 1,4 Meter bis 1,8 Meter breit seien. Koch dagegen hat Gehwege vermessen und kam auf 1,90 Meter. Er geht daher davon aus, dass 1,5 Meter Restbreite bleibe, die Stadt also eine Ausnahme machen könne. Die Anwohner wollen bei der Sitzung des Ortsbeirats am Dienstag, 21. März, Druck machen - dann mit mehr als 20 Menschen. (Friedrich Reinhardt)