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Viele Vereinsringe stehen auf der Kippe

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Uwe Serke ist
Uwe Serke ist Vorsitzender des Stadtverbands der Frankfurter Vereinsringe. © N.N.

Dachorganisationen in den Stadtteilen finden nur noch schwer Kandidaten für den Vorstand

Frankfurt -Nachfolger finden ist schwer für die Verantwortlichen der Vereinsringe. 32 Vereinsringe gibt es zurzeit in Frankfurt. Kürzlich waren es noch 33. Doch nachdem es in Bockenheim nicht gelungen ist, einen neuen Vorstand zu wählen, musste dieser Ring aufgelöst werden. „Jetzt haben schon Vereine bei mir angerufen, weil sie etwas ausleihen wollten, aber es gibt die Institution Vereinsring dort eben nicht mehr“, sagt Uwe Serke, der Vorsitzende des Stadtverbandes Frankfurter Vereinsringe. Diesem gehören Vereinsringe der einzelnen Frankfurter Stadtteile mit rund 1100 Vereinen und etwa 350 000 Mitgliedern an.

Nicht immer geht es so schlimm aus wie jetzt in Bockenheim. Meistens schaffen es die Vereinsringe doch noch irgendwie, Verantwortliche aus ihren Mitgliedsvereinen zu überreden, auch noch die Verantwortung im „Ring“ zu übernehmen. So war es in Oberrad, in Fechenheim und in Sindlingen.

„Man kann sich fragen, was einen Vereinsring ausmacht“, sagt Serke. „Wir als Stadtverband sind Dienstleister der Vereine. Wir helfen, wir geben Informationen, etwa auch zu Förderungsmöglichkeiten. Es ist dann Aufgabe des Vereinsrings im Stadtteil, es an die Vereine weiterzugeben“, so der Vorsitzende. Ehrenamtliche zu finden sei überall schwer, auch bei den einzelnen Vereinen. „Es zieht sich durch“, sagt Serke. Einen Grund für die Probleme des Ehrenamtes sieht er darin, dass viele nur noch Projektarbeit machen wollen. Also etwa ein Stadtteilfest vorbereiten, um nach dem Fest wieder aus der Verantwortung zu sein. „Die monatlichen Vorstandssitzungen, das ist es nicht, was die Bürger heute attraktiv finden, ob im Verein oder im Vereinsring“, sagt Serke.

Knapp an der Auflösung vorbei

Einige Vereinsringe - etwa die Hälfte - machen aktiv Arbeit; die anderen darben eher und werden dann auch von ihren Mitgliedsvereinen kaum mehr wahrgenommen. Einfluss auf die Schwierigkeiten, neue Verantwortungsträger zu finden, hat dies interessanterweise kaum. Gerade sehr aktive Vereinsringe hatten zuletzt große Schwierigkeiten, bei den Hauptversammlungen Kandidaten zu finden.

So etwa in Oberrad. Dort war es knapp. Kai Abicht hat jetzt den Vorsitz des Vereinsrings übernommen. Die Situation war ernst: Die beiden Vorsitzenden wollten nicht mehr. „Sie waren sehr aktiv, haben das Stadtfest am heutigen Samstag vorbereitet“, sagt Abicht. „Es wird sehr schwer, in ihre Fußstapfen zu treten.“ Ganz ausfüllen werden er und sein Stellvertreter Bernd Neumann sie sicher nicht: „Der alte Vorstand hatte als Rentner mehr Zeit als wir. Ich bin Gastronom und voll berufstätig.“ Trotzdem soll der Vereinsring auch unter dem neuen Vorstand aktiv für Oberrad einstehen: „Wir sind ein Dorf, wir gehören zusammen.“ Auch wenn es lange gedauert hat, bis er, Abicht, sich habe breitschlagen lassen, den Job zu machen.

Gerade noch die Kurve gekriegt

Die Arbeitsgemeinschaft Sindlinger Ortsvereine ganz im Südwesten der Stadt hat die Kurve vor einigen Wochen noch einmal knapp gekriegt, weil sich zwei Vorstände, die eigentlich und mit Ankündigung aufhören wollten, zur Weiterarbeit für ein Jahr haben überreden lassen. „Wenn sich bei der nächsten Vollversammlung kein Nachfolger findet, lösen auch wir den Vereinsring auf“, kündigte der alte und neue Vorsitzende Klaus Mettin an.

In Schwanheim wurde lang gekämpft, um einen Nachfolger für den im Juli 2022 ausgeschiedenen, langjährigen Vorsitzenden zu finden. In Griesheim ist der Vereinsring im Großen und Ganzen ein Ein-Frau-Geschäft.

Auch als der Arbeitskreis Fechenheimer Vereine einen neuen Vorstand wählte, war es knapp. Wie in Bockenheim hatte der alte Vorstand lange vorher seinen Rückzug angekündigt. Zur Jahreshauptversammlung war trotzdem niemand willens, die Rolle zu übernehmen. Im letzten Moment erklärte sich Wolfgang Berger bereit, ein Team für den Vorstand zu suchen. Dafür klapperte er den ganzen Stadtteil ab und es gelang ihm, einen neuen Vorstand zu bilden. Es hätte das Ende des Arbeitskreises sein können und damit wohl auch das Ende des Fischerfestes, das wichtigste Fest im Stadtteil. Und ein Problem für die Vereine, die beim Fest Einnahmen generieren, mit denen sie Projekte finanzieren. hv/msr/tjs

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