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Von den Nöten der Kröten

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Torsten Jens, Leiter der Naturschule Hessen, hilft seit Wochen jeden Tag den Kröten auf ihrem Weg zum Jacobiweiher und zurück. Tausende Tiere haben er und seine Helfer sicher über die Straße gebracht. FOTO: michael faust
Torsten Jens, Leiter der Naturschule Hessen, hilft seit Wochen jeden Tag den Kröten auf ihrem Weg zum Jacobiweiher und zurück. Tausende Tiere haben er und seine Helfer sicher über die Straße gebracht. © Michael Faust

Seit diesem Jahr sorgt die Naturschule Hessen dafür, dass die Amphibien sicher über die Straße kommen. Auch wenn sie danach manchmal vor lauter Wollust ertrinken.

Frankfurt -Am Anfang bekam jede Kröte, die in den Eimer wanderte, von den Helfern einen eigenen Namen. Doch das war schnell nicht mehr möglich: Erdkröten und Grasfrösche hüpften dieses Jahr zu Tausenden zum Jacobiweiher, um dort zu laichen. „Ich habe an einem Abend Tausend Tiere gezählt“, sagt Torsten Jens, Leiter der Naturschule Hessen. Der Naturpädagoge kümmert sich normalerweise um Flora und Fauna am Alten Flugplatz Bonames. Dort gibt es mehr Vögel als Amphibien. Nachdem sich Jens nun wochenlang um die Tiere im Stadtwald gekümmert hat, hat er sein Herz für die Kröten entdeckt. „Es sind ganz bezaubernde Tiere“, sagt der Frankfurter.

Tiere sind zurück im Frankfurter Stadtwald

Nun ist die Laichzeit so gut wie vorbei, Kröten und Frösche sind schon wieder zurück im Dickicht des Waldes. Manche haben die Wanderung nicht überlebt. Sei es, weil zu viele Männchen sich im Eifer des Gefechts auf ein Weibchen getürmt haben und alle zusammen im Wasser untergingen, was die Helfer mehrmals beobachten konnten. „Da wurden einige Tränen von den Kindern vergossen“, erzählt Jens. Oder eben, weil die Tiere es trotz hunderter Meter Krötenzaun und engagierten Helfern nicht über die Straße schafften und überfahren wurden. „Die Zahl der Todesfälle hielt sich aber sehr in Grenzen.“

Die Zufahrt zum Jacobiweiher, oder besser: zum Ausflugsrestaurant Oberschweinstiege, liegt genau zwischen Wald und Weiher. Deshalb muss jedes Jahr ein enormer Aufwand betrieben werden, um die Amphibien auf ihrer Wanderung vor dem Tod unterm Autoreifen zu bewahren. Viele Jahre lang engagierte sich der Nabu Frankfurt. Der gab auf, weil der abendliche Verkehr immer mehr wurde. Vergangenes Jahr organisierten die Betreiber selbst die Krötensammlung und konnten auf viele Freiwillige auch unter den Restaurantbesuchern zählen.

Die Untere Naturschutzbehörde nahm die Organisation in diesem Jahr wieder an sich und beauftragte die Naturschule Hessen. „Die Amphibienwanderung im Naturschutzgebiet kann nicht Privatleuten aufgebürdet werden“, sagt Volker Rothenburger, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde. Weil der Nabu vergangenes Jahr kurzfristig aufhörte, gab es 2022 eine Lücke, die dankenswerterweise das Restaurant Oberschweinstiege gefüllt habe. Einen neuen Krötenschutzzaun hatte die Stadt da schon gekauft, der dieses Jahr wieder genutzt wurde.

Gäste mussten um 22 Uhr weg sein

Neu war dieses Jahr, dass das Restaurant für die Zeit der Krötenwanderung um 22 Uhr schließen musste, und die Gäste bis dahin auch den Parkplatz verlassen haben mussten. Torsten Jens ließ dann die Schranke auf der Zubringerschneise an den Straßenbahngleisen herab.

Dann öffneten er und seine Helfer die Durchlässe des Zauns. Die Holzbretter des Zauns wurden ein Stück angehoben, damit die Tiere drunter durchhüpfen konnten. „Das funktionierte sehr gut. Am nächsten Morgen um 6 Uhr haben wir dann die Kröten eingesammelt, die noch auf der Straße saßen, und öffneten die Durchfahrt“, berichtet Jens.

Wetterbedingungen rund um Frankfurt waren gut

Denn die Kröten sind vor allem nachts unterwegs. Dieses Jahr waren die Wetterbedingungen für die Wanderung gut: Es war feucht und an einigen Tagen vergleichsweise warm. Vergangenes Jahr waren erheblich weniger Kröten unterwegs, sagt Kirsten Lindner von der Unteren Naturschutzbehörde. Es gab keine vollständige Erfassung, aber Zählungen an einzelnen Tagen im Frühjahr 2022. Nur rund 420 Kröten wurden registriert. „Letztes Jahr war es trocken und relativ lange eher kühl. Dieses Jahr waren die Bedingungen besser, und es wurden deutlich mehr Tiere gezählt“, sagt Lindner.

Was darauf schließen lässt, dass es dieses Jahr mehr Nachwuchs als üblich geben wird. Sobald die Tiere das Kaulquappenstadium hinter sich haben, verlassen sie den Weiher und machen sich auf den weiten Weg in den Wald. Um von dort im nächsten Frühjahr wieder an ihre Geburtsstätte zurückzukommen und zu laichen. Bleibt zu hoffen, dass der Sommer dieses Jahr nicht allzu trocken ausfällt.

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