Von der Fastnacht geht’s direkt zum Radrennen

Norbert Biba startet zum zehnten Mal beim Klassiker in Kapstadt - Mittwoch hebt der Flieger ab
So richtig abschalten kann Norbert Biba erst morgen um 15.25 Uhr, wenn sein Flieger von Frankfurt aus in Richtung Kapstadt abhebt. Dort nimmt der Bornheimer zum mittlerweile zehnten Mal beim Radrennen „Cape Angus“ teil. „Das ist aber noch ganz weit weg, zuvor muss ich noch zig andere Dinge erledigen“, sagt der 65-Jährige - und wirkt dabei doch ein wenig gehetzt.
Mit Motivwagen in Klaa Paris dabei
Bei Bibas Pensum der vergangenen Wochen ist die Anspannung aber nicht verwunderlich. Am Sonntag war der umtriebige Bornheimer mit einem Putin-Motivwagen beim Fastnachtsumzug des Großen Rates der Frankfurter Karnevalsvereine dabei. Den vom Düsseldorfer Bildhauer und Karnevalswagen-Künstler Jacques Tilly gestalteten Wagen hatte Biba organisiert und höchstpersönlich vom Rhein an den Main gebracht. Heute ist Biba mit dem Motivwagen beim Umzug in Klaa Paris dabei. Und am kommenden Samstag (25. Februar) soll das Gefährt mit eindeutiger Aussage - Russlands Präsident Wladimir Putin verschlingt die Ukraine, was mit den Worten „Erstick dran!!!“ kommentiert wird - von 12 bis 15 Uhr vor der Paulskirche stehen.
Absolut wasserdicht ist das aber noch nicht. „Ein paar Kleinigkeiten gibt’s noch zu regeln“, sagt Biba, der überlegt, das Ereignis eventuell als Demonstration anzumelden. Zum Fototermin eingeladen hat er jedenfalls schon mal die Kandidaten, die am 5. März bei der Wahl zum Oberbürgermeister antreten. Vier Kandidaten etablierter Parteien hätten bereits zugesagt.
Zum Glück hat Biba in Südafrika ein paar Tage zum Runterkommen. Das weltweit größte Hobbyrennen mit zehntausenden Startern steigt erst am Sonntag, 12. März. 109 Kilometer rund um den Küstenort an der Südspitze Afrikas sind zu bewältigen. „Ich bin so fit wie nie“, hat sich der 65-Jährige einiges vorgenommen. Er habe den Winter über fast jeden Tag im Fitnessstudio trainiert. Kondition habe er sich auf dem Stepper, dem Laufband und natürlich auf dem Rad geholt. „Wenn’s gut läuft, schaffe ich es vielleicht unter vier Stunden“, sagt er. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr war er 4:38 Stunden unterwegs.
Ob er den Mund zu voll genommen hat, wird Biba schnell bei einer ersten Standortbestimmung feststellen. Traditionell besucht er mit seinen Freunden, bei denen er während der drei Wochen Aufenthalt in Südafrika auch unterkommt, ein dreitägiges Jazz-Festival in einem kleinen Dorf etwa 100 Kilometer entfernt von Kapstadt - die Strecke hin und zurück fährt er mit dem Rad.
Freund drängt zur Teilnahme
Dass er 2010 zum ersten Mal das Rennen gefahren ist, ist der Hartnäckigkeit eines Bekannten geschuldet. Biba war damals zu Besuch in Kapstadt. Und da der Freund schon zwei Jahre auf ihn eingeredet hatte, endlich mal mitzumachen, habe er nachgegeben und sei aufs Rad gestiegen. Etwas mehr als fünf Stunden hatte er gebraucht.
Kontakte zu Südafrika pflegt Biba, weil er früher aktiv in der Anti-Apartheids-Bewegung mitgearbeitet hat. Beim Besuch im Apartheid-Museum war Biba auf Bänke mit der Aufschrift „Whites only/Europeans only“- zu deutsch „nur für Weiße“/Nur für Europäer“ - aufmerksam geworden. Während des Apartheid-Regimes waren Sitzplätze in Bussen oder auf öffentlichen Bänken für Weiße reserviert, Farbigen und Schwarzen war das Hinsetzen verboten. 2013 inspirierte Biba eine Volksabstimmung in der Schweiz, bei der sich die Eidgenossen dafür aussprachen, die Zuwanderung in ihr Land zu begrenzen, zu einem Kunstprojekt. Er ließ Kleyerschüler die „Apartheid-Bank“ nachbauen und brachte die Aufschrift „Europeans only“ an. Die Bank war seitdem schon bei zahlreichen Ausstellung zu sehen.
Mittlerweile bereise er das Land nur noch touristisch, sagt Biba. Von der Entwicklung Südafrikas in den vergangenen Jahren sei er etwas enttäuscht. Es gebe ein riesengroßes Kriminalitätsproblem und viel Korruption. Aber: „Die Leute sind sehr freundlich und offen“, sagt Biba. Das gleiche die unübersehbaren Defizite wieder aus.