Von der Putzfrau zur erfolgreichen Unternehmerin

Ehemalige Saisonarbeiterin ist jetzt Chefin einer Reinigungsfirma mit 66 Mitarbeitern
Ein bisschen „Vom Tellerwäscher zum Millionär“, gewürzt mit einer Prise „Vom Aschenputtel zur Prinzessin“: So mutet die Geschichte von Izabela Bisko-Schandert an. Die Kurzfassung: Mit 36 Jahren verliert die Polin ihren Job, arbeitet aus wirtschaftlicher Not als Saisonarbeiterin und Putzkraft auf einem Campingplatz im Odenwald, verliebt sich in einen Campingfreund aus Unterliederbach. Der holt sie zu sich nach Hause - wo die beiden eine Gebäudereinigungsfirma gründen, die heute in ganz Frankfurt erfolgreich ist.
Nicht nur Sonnenschein
Doch so einfach und glatt läuft das Leben bekanntlich nie. Und zu einer guten Geschichte gehören unerwartete Wendungen, neben den Höhenflügen auch die Tiefpunkte. Izabela Bisko sitzt entspannt im Büro ihrer Firma Bisko Facility an der Königsteiner Straße 79 ihrem Mann Thomas Schandert gegenüber, während im Gebäude die 66 Mitarbeiter und einige Gäste das 17-jährige Bestehen der Firma und den 55. Geburtstag ihrer Chefin feiern.
Doch an ihren schlimmsten Moment damals, im Juni 2003, erinnert sie sich noch wie heute: Ohne Kontakte im fremden Land, haderte sie mit ihrer Einsamkeit und der neuen, zunächst ungeliebten Tätigkeit. „In Polen hatte ich früher in guten Jobs gearbeitet“, erzählt sie. Noch dazu sei das Ansehen einer Putzfrau in ihrer alten Heimat noch viel schlechter als in Deutschland.
Als sie den ersten Raum putzen soll, bricht sie damals in Tränen aus. „Ich hätte den Putzlappen vollweinen können“, berichtet Izabela Bisko. Mit Erstaunen nahm sie aber immer mehr zur Kenntnis, dass ihre Chefs ihren Fleiß und ihre Disziplin wertschätzten.
Und dann war da noch der alleinerziehende Vater Thomas Schandert, der mit seiner Tochter Campingurlaub machte und durchaus Interesse an ihr bekundete. „Was mich beeindruckt hat: Er kam um 6 Uhr morgens von seinem zu meinem Wohnwagen, um mir noch vor meinem Arbeitsbeginn frische Brötchen zu bringen“, erzählt sie lächelnd und blinzelt ihren Mann an, der sie schließlich einfach zu sich mit nach Hause nach Unterliederbach genommen habe. „Wir mussten uns eben entscheiden“, sagt Thomas Schandert: „Sollte es ein Urlaubsflirt bleiben - oder wollten wir zusammen bleiben?“
Gemeinsam mit der Freundin
Liebe hin, Liebe her - die erste Zeit in der neuen Heimat war beruflich hart: Um etwas Geld in die Haushaltskasse zu bringen, schlug sich Izabela zunächst als Mini-Jobberin bei einer Reinigungsfirma durch. Um nach drei Jahren gemeinsam mit ihrer Nachbarin und Freundin Patrycja Kosteas in Unterliederbach ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Die beiden Freundinnen stürzten sich auf jeden Auftrag, der reinkam, brachten mit Elan die ersten Treppenhäuser auf Vordermann. Den Papierkram erledigten sie nebenbei. Die Investition damals? 35 Euro für den Gewerbeschein und 30 Euro für Putzeimer und Putzstange. Dass es schnell mehr Auftraggeber wurden, daran hat auch Thomas Schandert, der sich bis heute um alles Technische in der Firma kümmert, seinen Anteil. Damals beruflich in der Immobilienbranche tätig, nutzte er seine Kontakte zu den großen Wohngesellschaften der Stadt. Eine nach der anderen nahm Izabelas und Patrycjas Dienste in Anspruch. So habe sich schnell herumgesprochen, dass die beiden zuverlässig und gut arbeiten.
Heute sind mehr als 66 Mitarbeiter bei der Reinigungsfirma angestellt, die mittlerweile 14 Pkw besitzt, vier Winterdienstgeräte und ebenso viele Handschneemaschinen - auch Streudienste ergänzen seit einigen Jahren das Angebot. Außerdem engagiert sich das Unternehmen seit langem für den sozialen Zusammenhalt und verschiedene gute Zwecke in Unterliederbach und in Höchst: Gemeinsam mit der Familie Lich, den Betreibern des Edeka, haben Thomas Schandert und seine Frau das Unterliederbacher Oktoberfest bis 2019 veranstaltet. Die Firma sponsert das Sicherheitsfrühstück, das wohltätige Motorradtreffen „Biker fahren für Kinder“ und vieles mehr. Izabela Bisko ist eine Chefin von besonderem Schlag: Tolerant und mit großem Herz, wie sie der Unterliederbacher Regionalratsvorsitzende Heinz Alexander als einer der Gratulanten beschreibt. Für Izabela seien die Angestellte mehr nur Arbeitskräfte.
Das zeigt sich in der guten Grundstimmung - „Trotz Stress wird bei uns viel gelacht“, berichtet Patrycja -, aber auch im Detail: Wenn etwa die Mitarbeiterin aus Marokko sechs Wochen am Stück Urlaub braucht, weil sich sonst die Fahrt in die alte Heimat nicht lohnen würde, macht Izabela Bisko es möglich. Sie sagt: „Wer sich einsetzt, darf sich bei uns wie in einer großen Familie fühlen.“ Bleibt die Frage: Wird die Familie weiter wachsen? Es hört sich ganz so an, wenn Izabela lachend antwortet: „Unsere Kinder sind schon groß - und unser Hobby ist die Firma.“ mfo