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Konzertverbot für Roger Waters erreicht neue Eskalationsstufe

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Von: Sylvia Amanda Menzdorf

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Der ehemalige Pink-Floyd-Musiker Roger Waters erhält von der Stadt Frankfurt ein Konzertverbot. Grund sind wiederholte israelfeindliche Aussagen. 

Frankfurt – Der Streit um die Absage des Konzerts von Roger Waters (78) erreicht eine neue Eskalationsstufe: Eigentlich sollte der ehemalige Pink-Floyd-Musiker am 28. Mai als Abschluss seiner „This is not a drill“-Tour in der Festhalle auf dem Messegelände auftreten. Im Februar waren die Stadt Frankfurt und das Land Hessen als Gesellschafter der Messe Frankfurt indessen übereingekommen, den Auftritt abzusagen. Der Grund: Israelfeindliche Aussagen des Künstlers und seinem Engagement für die politische Boycott, Divestment and Sanctions (BDS)-Kampagne, die den Staat Israel wirtschaftlich, politisch und kulturell isolieren will.

Im Rampenlicht steht Roger Waters derzeit vor allem wegen seiner israelfeindlichen Äußerungen. Deshalb soll sein Konzert in Frankfurt abgesagt werden.
Im Rampenlicht steht Roger Waters derzeit vor allem wegen seiner israelfeindlichen Äußerungen. Deshalb soll sein Konzert in Frankfurt abgesagt werden. © dpa

Frankfurt: Antisemitismusforscher sehen antizionistische und antisemitische Tendenzen

Die Antisemitismusforschung ordnet die Ziele von BDS als antizionistisch und antisemitisch ein. Auch Uwe Becker (CDU) als Antisemitismusbeauftragter des Landes Hessen hatte die geplante Veranstaltung scharf kritisiert und die Absage gefordert.

Bereits seit Herbst hatte es in Frankfurt Proteste gegen das Konzert gegeben. Vor wenigen Wochen waren die Stadt Frankfurt und das Land Hessen, übereingekommen, Roger Waters in der Festhalle keine Bühne zu bieten. Die Absage hatten sie zusammengefasst so begründet, dass Waters als einer der „reichweitenstärksten Antisemiten der Welt“ anzusehen sei.

Messe Frankfurt: Kündigungsschreiben noch nicht verschickt

Noch sind die beiden Gesellschafter der Messe Frankfurt damit beschäftigt, an dem Kündigungsschreiben zu feilen. „Die Parteien sind noch in der Feinabstimmung, das Schreiben ist noch nicht raus“, erklärte dazu gestern auf Anfrage Mirco Overländer vom Presseamt der Stadt.

Derweil haben sich auf der offenen Kampagnen-Plattform Change.org prominente Unterstützer eine Petition gestartet. Titel: Let Pink Floyd’s Roger Waters perform in Frankfurt, Germany. Initiiert hat den Aufruf die US-amerikanische Komikerin und Autorin Katie Halper.

Andere Prominente unterzeichnen Petition gegen Konzert-Absage in Frankfurt

Unterzeichnet haben Musiker, unter anderem Peter Gabriel und Eric Clapton, außerdem Schauspieler wie Susan Sarandon, Schriftsteller und Journalisten. Sie teilen ihre Befürchtung mit, dass Roger Waters von offizieller Seite diskreditiert und zum Schweigen gebracht werden solle. Sie halten dessen Kritik am Staat Israel für legitim. Das Solidaritätsgesuch hatte bis gestern 18 Uhr rund 5812 Unterzeichner.

Eine weitere Petition, ebenfalls auf Change.org, wirft dem Frankfurter Magistrat und dem Land Hessen wegen der Konzert-Absage „den Abbau demokratischer Rechte“ vor. Sie sehen Waters als „leidenschaftlichen Verfechter von Friedensbewegungen und Menschenrechten“. Die insgesamt 1352 Unterzeichner (Stand gestern, 18 Uhr) fordern den Magistrat der Stadt Frankfurt und das Land Hessen auf, „das Konzertverbot unverzüglich zurückzunehmen“.

Die Rücknahme des Auftrittsverbots hält der Sprecher der Stadt Frankfurt für denkbar unwahrscheinlich. Die Stadt und das Land Hessen als Gesellschafter der Messe Frankfurt, die für die Vermietung der Festhalle zuständig ist, hatten schon vor Wochen erkennen lassen, den umstrittenen Künstler nicht auftreten lassen zu wollen. Die formale Kündigung ist dem Konzertveranstalter noch nicht zugegangen. Infolgedessen gibt es, anders als in verschiedenen Medien wie etwa dem „Spiegel“ vermeldet, weder „gerichtliche Schritte“ noch andere juristische Maßnahmen seitens des Künstlers oder der ihn vertretenden Agentur gegen die Messe.

Konzert in Frankfurt war fast ausverkauft

Die „Bild“-Zeitung hatte gestern gemutmaßt, dass im Falle der Kündigung auf die Messe Schadensersatzforderungen in Höhe von 2,7 Millionen Euro zukommen könnten. Das Konzert in der Festhalle mit rund 7000 Plätzen sei „nahezu“ ausverkauft, die Preise für die Karten hätten zwischen 220 und 670 Euro betragen.

Frankfurt ist mit der Kritik an Roger Waters nicht allein. Auch in Köln, wo der Künstler am 9.Mai auftreten soll, formiert sich Protest in den politischen Parteien. In einem offenen Brief fordern sie die Absage des Konzerts. Auch in Hamburg, Berlin und München gibt es heftige Protest gegen den Auftritt des umstrittenen Künstlers. (Sylvia A. Menzdorf)

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