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Vor dem Aufbau steht zunächst der Abriss

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Nur die Grundmauern dieser Halle stehen noch im Westen des früheren Industrieparks Griesheim, nahe der Fritz-Klatte-Straße: Dort wird gerade großflächig abgeräumt, was von den Industriebauten nicht mehr zu gebrauchen ist. FOTOS: Maik Reuß
Nur die Grundmauern dieser Halle stehen noch im Westen des früheren Industrieparks Griesheim, nahe der Fritz-Klatte-Straße: Dort wird gerade großflächig abgeräumt, was von den Industriebauten nicht mehr zu gebrauchen ist. © Maik Reuß

Auf der „Westside“ rollen die Bagger

Der ehemalige Industriepark Griesheim bekommt ein neues Gesicht: Seit Wochen sind vor allem im westlichen Bereich an der Fritz-Klatte-Straße die Abrissbagger im Einsatz und legen Gebäude nieder; aus den Trümmerhaufen ragen verbogene Moniereisen. Es wird Platz geschaffen für einen gemischt genutzten Gewerbe- und Industriepark. Das heißt: Anders als zu Hoechst AG- oder Industriepark-Zeiten wird das Areal in weiten Teilen öffentlich zugänglich sein; keine Werksmauer, keine Sicherheitsleute verhindern den Zugang. Das wird möglich, weil es keine Störfallbetriebe mehr gibt: Die letzte Chemieproduktion ist 2019 eingestellt worden (siehe Info-Kasten).

In diesem Sommer ist der Startschuss für die Umwandlung des 73 Hektar großen Industrieparks Griesheim gegeben worden, und seit Juli steht fest: Das Kind heißt jetzt „Westside Frankfurt“. Das ist der Name, unter dem der Immobilienentwickler Beos AG das Areal vermarktet. Die Hoffnungen sind hoch fliegend, nachdem es in den vergangenen Jahren dem früheren Standortbetreiber Infrasite Griesheim nur mit mäßigem Erfolg gelungen ist, neue Interessenten für den Standort zu begeistern.

Zweithöchste Punktzahl

So sehr begeistern können die Beos-Pläne offenbar, dass der „Westside“ ein Vorzertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) in Platin verliehen worden ist - im Rahmen der Bewertung von Gewerbegebieten (DGNB-Systemversion 2020) ist es das Projekt mit der zweithöchsten Punktzahl in ganz Deutschland. Das heißt: Das Potenzial ist hoch, nun muss es genutzt werden. Der Standort ist ideal, mitten im Rhein-Main-Gebiet, angebunden an Autobahnen, Flughafen und die Wasserstraße Main. 730 000 Quadratmeter ist die Gesamtfläche groß, das sind mehr als 100 Fußballfelder.

Allerdings: Teile des Areals sind nach 170 Jahren chemischer Produktion stark belastet; die „Griesheimer Alpen“, von der S-Bahn zu sehen, sind eine begrünte Chemiemüll-Deponie - begrünt deshalb, damit der Wind keine hochtoxischen Stoffe austragen kann. Diese Chemiemüllhalden werden bleiben - sie können nicht bewegt werden, ohne die im Umfeld lebenden Menschen zu gefährden, und ihre Entsorgung kann niemand bezahlen.

Zunächst sollen nun die meisten ungenutzten Flächen des Areals vollständig geräumt werden. Dann wird an Infrastruktur und Verkehrswegen gearbeitet. Erste neue Gebäude sollen ab Anfang 2025 entstehen.

„Die künftige Nutzung wird sich am bestehenden städtebaulichen Rahmenplan orientieren. Das Angebot wird sich schwerpunktmäßig an Kunden aus den Segmenten Produktion, Light Industrial und Last-Mile-Logistik richten“, sagt Mathias Strauch, Projektleiter der Beos AG. Clariant, als Hoechst-Nachfolger Erbe des Areals, hat die Fläche bis zum Jahr 2118 im Erbbaurecht an den Immobilienentwickler Beos vergeben. Der erhofft sich eine neue Dynamik für den umkämpften Frankfurter Gewerbemarkt. Das heißt: Produktion ja, aber Störfallproduktion nein. hv

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