Waldbesetzer verzögern Prozessbeginn

Die Verhandlung wird vertagt, weil nicht alle Freunde des Angeklagten Platz im Saal fanden.
Frankfurt. Im Januar wurde der monatelang besetzte Fechenheimer Forst geräumt, der Wald gefällt. Jetzt sollte es gestern zur ersten Verhandlung gegen einen der Besetzer vor dem Amtsgericht kommen. Doch der Saal 25 war zu klein. Zwölf Aktivisten und Freunde von Daniel E. (23) saßen gestern im Flur vor dem Saal im Amtsgericht Frankfurt. Drinnen war jeder Platz besetzt. Ein Justizwachtmeister, der sich vor der Tür positioniert hatte, erklärte dies immer wieder. „Sie können doch die Öffentlichkeit nicht ausschließen!“, empörte sich eine der Wartenden. Der Wachtmeister ging in den Saal, um mit dem Richter zu sprechen.
Draußen vor dem Gebäude C im Gerichtsviertel hatten weitere Anhänger des Waldbesetzers E. eine Mahnwache mit zwei Faltpavillons veranstaltet. Unter den Zeltdächern drängten sich Aktivisten zum Schutz vor dem Regen. Große Transparente waren von der Porzellanhofstraße aus zu sehen: „#Fecher bleibt“, stand darauf und „Die Natur kennt keinen Hausfriedensbruch“.
Dies ist es jedoch, was die Justiz dem Angeklagten vorwirft. Der Mann hat, wie vermutlich 65 weitere, eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs erhalten und hat die damit verbundene Zahlung von 2100 Euro verweigert. Deshalb die Hauptverhandlung.
Vor dem Gerichtssaal warteten die Freunde des Angeklagten noch immer geduldig. Nach etwa 15 Minuten jedoch öffnete sich die Tür, die Zuschauer, die um den Prozess gekommen waren, fast auch alle ebenfalls junge Leute, die mit den Besetzern zumindest sympathisierten, kamen heraus. „Der Prozess wird vertagt, da momentan kein größerer Saal frei ist“, hieß es.
Draußen standen noch mehrere Zuschauer. Eine Seniorin sagt: „Ich bin gegen den Klimawandel, ich bin auch bei den Sonntagsspaziergängen dabei.“ Ihren Namen will sie nicht nennen, anders als Juleika Bürgin. „Ich war draußen im Wald, aber ich habe nicht besetzt. Ich bin gegen den Tunnel und habe im Dezember die Erklärung ,Wir stellen uns quer‘ mitverfasst.“
Eine junge Frau mit dem Pseudonym „Zerschmetterling“ hatte zwei Flügel auf dem Rücken hinter dem Rucksack, zwei Fühler ragten von ihrer Mütze empor. Neben ihr stand Marlik Schuhmensch. „Der Prozess geht nicht gegen einen von uns, sondern gegen uns alle. Es ist ein kollektiver Prozess“, sagte sie. „Es war kein Hausfriedensbruch, denn es war ja kein Zaun um das Gelände.“ Zerschmetterling ergänzte: „Wir haben auch nicht gegen das hessische Waldgesetz verstoßen, das ja nur den Zugang für Förster ermöglichen soll.“
Aber das wird alles erst im nächsten Termin vor dem Amtsgericht besprochen. tjs