Ärger über Leerstand: Was passiert mit Frankfurter Geisterhaus?

Das frühere Friedhofswärterhäuschen am Waldfriedhof mit der Adresse „Burgenlandweg 10“ steht weiterhin leer. Sehr zum Ärger der Oberräder und des Ortsbeirats 5.
Oberrad - Das Stadtteilgremium wartet seit fünf Jahren auf eine Antwort von der Stadt auf seine Forderung, dass das Haus nach einer Sanierung auch zu Wohnzwecken genutzt werden darf.
Genau dies scheint nun die Richtung zu sein, in die der Magistrat gehen will, nachdem eine Ausschreibung für eine gewerbliche Nutzung des 1912 gebauten Hauses erfolglos verlief. Es fand sich kein geeigneter Käufer.
Geisterhaus vom Waldfriedhof: Gewerbe hat Vorrang
Der Magistrat habe auch ein Interesse, das Haus möglichst bald „wieder einer Nutzung zuzuführen“, heißt es im Amtsjargon in einer aktuellen Stellungnahme. Das Grünflächenamt ist Eigentümer des Gebäudes. Inzwischen hätten Amtsvertreter zusammen mit dem Amt für Bau und Immobilien (ABI) das marode Haus besichtigt, ist zu lesen.
Daraufhin habe das ABI eine Bestandsaufnahme und eine Kostenschätzung bei einem externen Büro beauftragt. Die Ergebnisse sollten dem Magistrat zum Ende dieses Jahres vorliegen. „Auf der Grundlage dieser Daten kann im nächsten Jahr eine Entscheidung über die zukünftige Nutzung des Gebäudes getroffen werden“. Dabei werde auch eine Nutzungsänderung in Betracht gezogen. „Eine Nutzungsänderung wäre jedoch mit hohen Auflagen verbunden“, warnt die Stadt.
Bislang durfte in dem Haus nur der frühere Friedhofswärter wohnen, der das Gelände morgens auf- und abends abschloss. Einen solchen Schließdienst soll es aber nicht mehr geben, die Stadt stellt keine Mitarbeiter mehr dafür ein.
Interessierter Oberräder wollte Geisterhaus renovieren
Seit einer gefühlten Ewigkeit, so sehen es viele Oberräder Friedhofsbesucher, gibt es keine Lösung für die Zukunft des Hauses. Wohl aber überließ vor Jahren das Grünflächenamt einem interessierten Oberräder, der das Haus auf größtenteils eigene Kosten selbst sanieren wollte, den Schlüssel zu dem leerstehenden Gebäude, wie er selbst berichtete: Bernd Schäfer-Gheorghiu hätte gern selbst darin gewohnt. „Niemand kümmerte sich um das Haus, ich hätte es gern instand gesetzt und darin auch gewohnt“, erzählt der Senior.
Er hatte schon neue Dachziegel bestellt und in Eigenarbeit den Schimmel an den Wänden entfernt, als das Amt urplötzlich das Angebot aufhob und ihm den Schlüssel wieder abnahm. „Dabei waren wir mittendrin, hätten noch zwei Wochen gebraucht, bis das Haus schimmelfrei gewesen wäre“.
Die Friedhofsbesucher hätten die freiwilligen Bauarbeiter gelobt: „Die Leute waren froh, dass sich jemand um das schöne Haus kümmert.“ Schäfer-Gheorghiu hätte sich gut vorstellen können, selbst den Schließdienst zu übernehmen, „so wie früher der Friedhofswärter“. Schäfer-Gheorghiu versuchte jahrelang, mit den Ämtern wieder in Kontakt zu kommen - vergeblich. Seitdem sind Fenster und Türen wieder verschlossen, das Gebäude verfällt zusehends.
Geisterhaus in Frankfurt: Museum für Grüne Soße
Der Absage vorausgegangen war die Forderung des Ortsbeirats nach einer allgemeinen, fairen Ausschreibung, damit auch andere sich um das Haus bemühen können. Denn an Ideen mangelte es im Stadtteil nicht, etwa, darin ein Grüne-Soße-Museum unterzubringen. Die vom Ortsbeirat gewünschte Ausschreibung folgte Ende 2020. Weil das Haus nicht in einem Wohngebiet liegt, wäre nur eine gewerbliche Nutzung infrage gekommen, die mit der Nähe zum Friedhof vereinbar ist, also etwa ein Café oder Blumengeschäft.
Doch der Versuch der Stadt, das Haus zu einem Mindestbetrag von 45 000 Euro zu verkaufen und das 333 Quadratmeter große Grundstück in Erbpacht zu vermieten, schlug fehl. Fünf Angebote seien eingegangen, eines sei in die nähere Auswahl gekommen, das aber letztlich nicht gepasst habe, wie für die Ausschreibung zuständige Dezernentin Sylvia Weber (SPD) berichtete. Und so bleibt wohl weiterhin nur: Abwarten. (Stefanie Wehr)