Warten unterm grünen Wiesen-Dach

Neue Haltestellen-Häuschen entlang der Bus-Linie 29 sollen bepflanzt werden
Mit der schrittweisen Fertigstellung des jüngsten Riedberger Quartiers, dem Westflügel, wird seit einigen Jahren auch die Buslinie 29 durch die dortigen Wohngebiete geführt. Allerdings stehen die Fahrgäste an den dortigen Haltestellen sprichwörtlich im Regen. Denn Fahrgasthäuschen gibt es immer noch nicht - obwohl vom Ortsbeirat 12 (Kalbach, Riedberg) mehrfach angeregt und vom Magistrat zugesagt.
Wie im ganzen Stadtteil
Doch jetzt gibt es Hoffnung: Denn die Haltestellen "Ernst-Balser-Straße", "Hans-Poelzig-Straße" und "Lucy-Hillebrand-Straße" sollen in beide Fahrtrichtungen mit Wartehäuschen ausgestattet werden, die in anderen Stadtteilen nicht mehr benötigt würden. Dies teilt der Magistrat in einer Stellungnahme mit. Dabei handele es sich um den gleichen Wartehallentyp, der auch an den anderen Haltestellen im Stadtteil aufgebaut wurde.
Die Ausführung und Versetzung erfolge vorbehaltlich noch zu klärender bautechnischer Details. Sicher sei jedoch schon jetzt: Mit einer Dachbegrünung, wie der Ortsbeirat es angeregt hatte, könnten die Häuschen nicht nachgerüstet werden. Anders könnte dies allerdings für die Bushaltestellen "Hans-Leistikow-Straße" und "Uni Campus Riedberg"- jeweils in beide Fahrtrichtungen - aussehen. Denn auf den dort geplanten Wartehäuschen könnte tatsächlich Gras sprießen. Nach derzeitigem Planungsstand würden für diese vier Standorte fabrikneue Wartehallen beschafft, schreibt der Magistrat. Hierbei werde die Anregung des Ortsbeirates berücksichtigt, diese neuen Wartehallen bereits ab Werk mit einer Dachbegrünung zu versehen.
"Wir freuen uns, dass überhaupt Häuschen kommen, 2016 hat der Ortsbeirat den ersten Antrag gestellt. Dass einige noch begrünt werden könnten, freut uns umso mehr", sagt Ortsvorsteherin Carolin Friedrich (CDU).
In Frankfurt wäre solch ein grünes Wartehäuschen eine Premiere, denn bislang gibt es sie noch nicht. Andere europäische Städte sind der Mainmetropole da einen großen, also quasi einen grünen, Schritt voraus. Wie die niederländische Stadt Utrecht, die im Sommer 2019 Vorreiter war. 316 Wartehäuschen an Bus- und Bahnhaltestellen wurden dort begrünt. Arten wie Mauerpfeffer, dickblättrige, kleine zähe Stauden, wachsen seitdem dort und erfreuen sich vor allem bei Wildbienen und Hummeln großer Beliebtheit.
Utrecht zeigt, wie es geht;
Viele andere Städte nahmen sich Utrecht als Vorbild. Graz, Wien, Leipzig und Berlin haben bereits nachgezogen und auch in mehreren Frankfurter Ortsbeiräten sind begrünte Haltestellen mittlerweile seit einigen Monaten ein Thema. Denn im Frankfurter Nordwesten setzte sich nicht nur der Ortsbeirat 12 dafür ein, auch die Ortsbeiräte 7 (Hausen, Industriehof, Praunheim, Rödelheim, Westhausen), 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) und 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) stellten entsprechende Anträge.
Mit dem selben Ergebnis: Auf den bislang in der Stadt verwendeten Bus-, Straßenbahn- und U-Bahn-Wartehallen könnten keine Beete angelegt werden, heißt es in den entsprechenden Stellungnahmen des Magistrats. Denn weder die vorhandenen Dächer, noch die Statik der Häuschen seien für eine Begrünung ausgelegt. Ein zusätzliches Gewicht von bis zu 75 Kilogramm pro Quadratmeter, wovon bei einer Begrünung ausgegangen werden müsse, könnten die Wartehallen nicht tragen.
Soll heißen: Die bereits bestehenden Häuschen müssten ausgetauscht werden. Das ist jedoch nicht günstig, nach ersten Schätzungen koste solch ein Austausch rund 25 000 Euro, so der Magistrat. Deswegen solle mit einem Pilotprojekt geprüft werden, ob bestehende Wartehallen umgerüstet werden können. Anders sehe es bei Wartehallen aus, die neu installiert werden: In dem Fall werde angestrebt, ebenfalls in Form eines Pilotprojekts, ein Modell inklusive Dachbegrünung zu beschaffen. Ein Pilotprojekt, mit dem sich der Ortsbeirat 12 mit seinem Antrag beworben hatte. Mit Erfolg, wie die aktuelle Stellungnahme des Magistrats zeigt. judith dietermann